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Sajana Eschler, Leiterin der Familiengruppe München, über die Suche nach Betreuern – und den Lohn des Ehrenamts.

 

Die Familiengruppe München gibt es schon einige Jahre – gerade mangelt es euch an Betreuern. Warum?

Als ich vor vier Jahren angefangen habe, gab es noch acht Betreuer in unserer rund 350 Mitglieder starken Gruppe. Mit Corona waren dann keine Gruppentouren mehr möglich, andere haben aus Altersgründen oder wegen Jobwechsel aufgehört. Und wir haben auch viele Alleinerziehende, die für ein Betreueramt verständlicherweise keine Kapazität haben. Dann waren mein Mann und ich die letzten verbliebenen Betreuer, zuletzt haben wir aber zwei akquirieren können. Mit mehr Betreuern wäre das Programm etwas bunter und wir könnten mehr Altersstufen abdecken. Der Bedarf ist definitiv da, wir haben teils lange Wartelisten bei den Touren.

Was sind die Voraussetzungen, um Betreuer zu werden?

Wir sind eine off ene Gruppe ohne Aufnahmekriterien – man muss nur Kinder haben, die unter 18 sind. Wer selbst Touren betreuen will, für den lohnt sich auf jeden Fall die Ausbildung beim DAV. Das ist eine einwöchige Schulung und meines Wissens die einzige Sportausbildung in Deutschland, bei der man seine Kinder mitnehmen darf – man fä hrt mit seiner Familie zusammen in die Berge. Da gibt’s dann Theorie und Praxis: Man muss mit seinen Kindern in einen Bach springen, in die Berge gehen, Spiele machen. Natürlich ist auch eine Kinderbetreuung dabei, damit die Erwachsenen auch etwas lernen. Alle drei Jahre macht man eine Fortbildung, und man muss einen Erste-Hilfe-Kurs haben sowie einen Kurs zur Prävention von sexualisierter Gewalt.

Ist diese Ausbildung die größte Hürde bei der Betreueranwerbung?

Nein. Ich kenne niemanden, der die Woche nicht gut fand. Wir waren auf der Neuen Bamberger Hütte, meine Tochter meinte damals, das war der beste Urlaub ihres Lebens. Und dann wird er auch noch von der Sektion bezahlt. Die Hürde ist eher, dass ich mir von den Betreuern im Gegenzug das Versprechen geben lasse, dass sie vier Tourentage pro Jahr anbieten, bei einem Elternpaar sechs Tage.


↑ Bei den Familiengruppen ist viel Spaß geboten, wie hier im großen Kreis beim Sommerfest. Foto: Famililengruppe München


Ein zu großes Engagement?

Ich würde es eher als kleines Ehrenamt beschreiben. Mein Mann und ich bieten in der Regel sechs bis sieben Tourentage pro Jahr an – im Sommer Wandern, im Winter Skifahren, in einer Altersstufe, die zu unserer Tochter passt. Es wäre einfach schön, wenn die Gruppe nicht mit uns aussterben würde und noch mehr Mitglieder die Möglichkeit hätten, auf Touren mitzugehen. Dafür braucht es halt ein paar, die sich die Zeit für die Ausbildung nehmen. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Wie sieht ein Tag am Berg bei euch aus?

Wir stellen eine Tourenidee im Gruppenintranet ein, und dann gilt fi rst come fi rst serve. Bei 20 Menschen ist Schluss, das ist meine Wohlfühlgrenze. In der Gruppe ist das Thema Motivation viel einfacher als alleine – die Kinder erfi nden zusammen selber Spiele oder motivieren sich gegenseitig. Auf der Guff erthütte wollten die Kinder im Matratzenlager eine WG gründen und ausziehen, weil alles so viel cooler war als zu Hause. Solche Sachen zu beobachten, ist für Eltern einfach das Größte: Man ist ganz nah dran und sieht die Entwicklung, den Spaß, das Ausgelassene in der Gruppe. Klar gibt’s auch mal andere Momente. Wenn Zehnjährige mal im Motivationsloch sind, machen wir manchmal Geocaching. Sie bewegen sich den ganzen Tag, wenn sie dann mal zehn Minuten mit dem Smartphone rumlaufen, bringt es sie auch nicht um. Die letzten zehn Minuten hinauf zur Firstalm gab es mal das große Jammern – aber nachdem wir oben gegessen hatten und runtergerodelt sind, wollten die Kinder nochmal hoch. Kinder sind da einfach anders, da lernt man so viel! Und wir geben den Kindern immer was mit, besprechen, was in der Natur vorkommt, nehmen Müll mit. Spannend ist natürlich auch, sich auf die Eltern einzustellen: Wer erlaubt seinem Kind die Pommes, wer nicht? Das bringt einen immer sehr weiter.


↑ Und auch im Winter sind unsere Familiengruppen unterwegs. Foto: Familiengruppe München


FAQ Familiengruppe

Die häufigsten Fragen – einfach erklärt


Was ist eine Familiengruppe?
Im Unterschied zu Kinder- und Jugendgruppen sind in einer Familiengruppe Eltern und ihre Kinder gemeinsam am Berg unterwegs.

Welche Familiengruppe ist die richtige für uns?

Bei der Sektion München gibt es eine große, offene Familiengruppe mit derzeit rund 350 Mitgliedern. Bei der Sektion Oberland gibt es mehrere, kleinere Familiengruppen. Sie unterscheiden sich vor allem in den Jahrgängen der Kinder (z. B. 2017/18), teilweise auch in den Bergsportdisziplinen oder anderen Gemeinsamkeiten, etwa bei den „Spanischen Alpenkindern“ oder der „Deutsch-ukrainischen Familiengruppe“. Alle Familiengruppen stellen sich auf ihren Gruppenseiten vor: alpenverein-muenchen-oberland.de/familiengruppen

Meine Wunschgruppe ist bereits voll. Was kann ich tun?
Für die Familiengruppen der Sektion Oberland gibt es eine zentrale Online-Warteliste. Sobald ein passender Platz frei wird, benachrichtigen wir dich. Alternativ gibt es bei der Sektion Oberland auch die Möglichkeit, eine eigene Familiengruppe zu gründen.

Wie gründe ich eine Gruppe?
Um eine Familiengruppe zu gründen, braucht es zunächst einmal Zeit und Lust, sich ehrenamtlich zu betätigen. Wir veranstalten regelmäßig Infoabende zu Gruppenneugründungen. Alle Infos dazu gibt es hier.

Welche Vorteile habe ich in einer Gruppe?
Für Veranstaltungen von Familiengruppen können Selbstversorgerhütten schon weiter im Voraus als üblich reserviert werden – ideal für Familien, die sich dort austoben wollen.  Außerdem gibt es Vergünstigungen für die Nutzung von Ausrüstungsverleih und Bibliothek, ebenso wie für das Aus- und Fortbildungsprogramm für Gruppenleiter und -betreuer.