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Interview mit Anna Apel

Nach ihrem dritten deutschen Speed-Rekord in der Jugend B holte sich die 15-jährige Anna Maria Apel vom Kletterteam München & Oberland souverän den Gesamtsieg im Deutschen Jugendcup 2020.  Susanne Menhorn sprach für uns nach dem Wettkampf mit der jungen Athletin.


Susanne: Du warst 2020 so erfolgreich wie noch nie, wünschst du dir jetzt immer Corona?

Anna: Ah! Nee! Corona war schon blöd, weil ich nicht alles machen konnte. Aber dadurch, dass ich dieses Jahr der ältere Jahrgang war, war schon klar, dass es einfacher werden würde. Dass ich mich im Speed verbessern würde, hat sich Anfang des Jahres abgezeichnet. Ich war vergangenes Jahr ja auch schon Vierte im Speed und Dritte im Lead. Mein Ziel war, wenigstens ein Mal beim EYC zu starten, jetzt wäre es sogar dreimal möglich gewesen, aber nur einer konnte stattfinden. Schade.

Was war für dich anders als sonst?

Der Druck in jedem Wettkampf, weil es immer der jeweils einzige Wettkampf war. Das war mental ziemlich anstrengend. Auch weil alles so geballt kam. Ansonsten haben wir während des Lockdowns viel Krafttraining gemacht.

Du hast den Jugendcup mit einem riesigen Vorsprung gewonnen, die Konkurrenz beim Speed-Wettbewerb zum Teil um vier Sekunden abgehängt. Was machst du anders als die anderen?

Ich weiß nicht, woran es liegt. Vielleicht weil ich mit Ines Dull eine sehr gute Trainerin habe und gute Trainingsmöglichkeiten. Weil ich Lust habe, oft ins Training zu gehen, die Motivation. Und weil ich alle drei Disziplinen wirklich gerne mache. Aber das wurde uns so im Bayernkader von Anfang an beigebracht, dass wir alle drei Disziplinen machen.

Du hast den deutschen Speed-Rekord jetzt dreimal hintereinander verbessert, erst auf 8,7 Sekunden, dann auf 8,6 und jetzt auf unglaubliche 8,474 Sekunden. Wie macht man das?

Vor dem DJC haben wir an der Reaktionszeit beim Start geschraubt, das hat sehr viel gebracht. Aber beim Rekordlauf selbst jetzt in Hamburg, es war der zweite Go in der Quali, war ich knapp davor zu fallen. Mir ist ganz oben die Hand weggerutscht. Ich hatte kurzzeitig Angst, das Pad nicht zu treffen. Jetzt wird es aber immer schwerer, die Zeit weiter zu verbessern, weil der Lauf ansonsten ganz gut war.

Hattest du eine spezielle Taktik? Das waren ja dann beim Deutschen Jugendcup insgesamt sechs Speed-Durchgänge.

Plus noch zwei Trainingsdurchgänge davor. Bei einem normalen Training machen wir mehr Gos. Mental war der Wettkampf allerdings mega-anstrengend. Aber nachdem wir gesehen haben, dass die Konkurrenz nicht so riesig ist, konnte ich mehr auf Sicherheit gehen. Obwohl die Versuchung groß war, dann auch noch den Damen-Rekord zu brechen.

Mit deiner Quali-Zeit wärst du bei den Damen Vierte gewesen. Wärst du gerne – sozusagen als Bonus on the top – als B-Jugendliche am Nachmittag auch noch bei den Erwachsenen gestartet?

Ja, sehr gerne. Die Erwachsenen sind gar nicht so viel älter. Nuria, die sich jetzt den Deutschen Speed-Rekord geholt hat, ist nur ein Jahr älter als ich. Allerdings hätte ich dann bei jedem Go immer alles geben müssen.

Und was würdest du sagen, ist beim Speedklettern entscheidend?

Der Kopf! Wenn der nicht stimmt, dann klappt es nicht. Außerdem gehen Technik und Sauberkeit vor Schnelligkeit. Wenn man technisch sauber klettert, ist man automatisch schnell.

Hast du eigentlich spezielle Rituale oder so?

Auf jeden Fall. Das geht schon beim Packen los. Ich packe immer dieselben Sachen ein. Nehme mir immer selber was zum Essen mit. Habe mein eigenes Kissen dabei, esse beim Frühstück vor dem Wettkampf immer dasselbe. Auch beim Aufwärmen mache ich immer dasselbe, ich habe auch immer meine eigene Yogamatte dabei. Ich binde immer erst den rechten Schuh, dann den linken. Und wenn ich eingebunden am Start stehe, gehe ich im Kopf alles noch mal durch.

Normal hätte ich dich jetzt gar nicht zu Hause erreichen dürfen. Ihr seid mit dem Bayernkader in den Herbstferien immer in Osp, in Slowenien.

Das ist sehr schade, dass das wegen Corona ausgefallen ist. Es wäre ein schöner Abschluss gewesen. Ines wollte dann mit uns nach Kempten zum Felsklettern, aber das ist auch abgesagt worden.

Wegen Corona …

Beinahe wären wir deswegen als Team auch nicht nach Hamburg gefahren, aus Solidarität mit Anna Lechner. Sie wäre ja eigentlich auch dort gestartet, hatte Hamburg als Ziel und hat dafür auch viel gemacht. Musste dann aber wegen Corona zu Hause bleiben, weil sie in Quarantäne ist. Das ist bitter. Wir wollten erst alle nicht starten, aber dann hat sie gesagt, wir sollen auf jeden Fall fahren.

Hamburg war der letzte Wettkampf, was machst du jetzt dann?

Erst mal chillen! Wir haben zwei Wochen Trainingspause. Vielleicht mache ich ein bisschen Kraft. In die Kletterhalle gehe ich auf jeden Fall nicht. Mal schauen, ob man an den Fels darf. Ich will den Kopf frei bekommen, die Wettkämpfe verarbeiten. Das waren ja immer wichtige Wettkämpfe.