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Seit fast 125 Jahren wird auf der Zugspitze an Wetter und Klima geforscht. Zu Besuch in der Wetterwarte am Münchner Haus und in der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus.
Text: Thomas Ebert, Titelbild: picture alliance/vizualeasy
Den 1. Juni 2018 hat Julian Merker noch genau im Kopf. „Morgens um 9 war die letzte Wetterbeobachtung. Raus auf die Plattform. Wie ist die Sicht? Dann Wolken in allen Stockwerken klassifizieren, verschlüsseln und ins System geben“, erinnert sich Merker an den „Tag X“. „Ich hatte die Ehre, das letzte Wetter einzugeben, und hab‘ es dann nochmal neben die allererste Aufzeichnung vom Enzensperger gelegt.“
Knapp sechs Jahre ist es her, seit die Automatisierung in der Wetterwarte auf dem Zugspitzgipfel Einzug gehalten hat. „Auf der Zugspitze beobachtet jetzt ein Computer das Wetter“, so stand es damals in der Zeitung. Aber Wetterbeobachter Merker, der seit 1996 hier seinen Dienst tut, ist immer noch da. Er heißt jetzt Wetterdiensttechniker und ist Leiter einer offiziell teilbesetzten Dienststelle, die keine Wolken mehr klassifiziert, die Zugspitzbahn nicht mehr vor Gewittern warnen muss und keine Wetterkarten mehr händisch mit Buntstiften ausmalt. Stattdessen kümmert sich Merker im Wechsel mit ein paar Kollegen um das, was der Computer in stürmischer Höhe (noch) nicht gut kann: Niederschlag messen, Neuschneemenge ermitteln. Instrumente von Eis, Raureif und Schnee befreien, „damit keine verfälschten Werte rausgehen“. Die sensible Messelektronik in Schuss halten. „So ein Blitz schießt schnell mal ein Gerät ab.“ Die vom Saharastaub knallorangen Radioaktivitätsfilter auswerten. Schnee schaufeln. Und natürlich: Administration, Datenerfassung, Datenanalyse. „Deutlich mehr Arbeit am PC“, so Merker. Generell gehe schon sehr viel automatisiert, „aber am Ende macht es schon Sinn, wenn noch jemand da ist, der alles instand hält.“
Eine Tour durch die Wetterwarte – seit dem 19. Juli 1900 befindet sie sich im Turmanbau des Münchner Hauses – dauert nicht lange. Vier auf vier Meter misst der Grundriss. Das Erdgeschoss nehmen fast vollständig Gerätschaften namens „Jodsammler“ oder „Aerosolmonitor“ ein. Als noch keine Bahn auf die Zugspitze führte, lagerten hier die Konserven. Im 1. Stock, früher das „Wohnzimmer“ des Wetterbeobachters, stehen heute große Serverschränke und ein Porträt von besagtem Josef „Enzian“ Enzensperger – dem legendären ersten Wetterwart hier oben, der mit Hund Putzi auf der damals noch „Königlich Bayerischen Meteorologischen Hochstation Zugspitze“ überwinterte.
Den 2. Stock, einst das „Laboratorium“, könnte man heute als normales Büro bezeichnen, wären da nicht Spezialeffekte wie eine bei Sturm knarzende Windmastverankerung, eine Heißluftpistole zur Enteisung des Fenstergriffs, 160 Kilometer Fernsicht oder die teuerste Toilette Deutschlands. „Weil Zu- und Abwasser beheizt werden müssen“, erklärt Merker. Darüber, hinter einer Dachluke: die Plattform. Der höchste feste Boden in Deutschland, gut zwei Meter über dem goldenen Kreuz drüben am Ostgipfel, ist gespickt mit einem guten Dutzend Instrumenten, die von Temperatur, Wind und Niederschlag bis zu Sichtweite und Wolkenhöhe alles messen, was die globalen Wettermodelle verlangen. „Wir sind Rohdatenbeschaffer für die Vorhersagen, das kommt alles in die Großrechner“, sagt Merker und checkt routiniert die Sensoren. Es schneit nun dicke Flocken, fast windstill ist es. Weit entfernt also von den „Urkräften der Natur“, bei denen sich Merker nur noch in 30-Sekunden-Intervallen samt Skibrille und Sturmhaube auf die Plattform wagt.
Verfälschende Fetzen
An einem Instrument, das am ehesten an einen großen Raclettekäse-Halter erinnert, bleibt Merker stehen: „Das hier misst die Sichtverhältnisse. Es ist irre genau, aber wenn es aus dem Bayerischen Schneekar einen einzelnen Wolkenfetzen genau durch den Laser treibt, geht der Wert in den Keller – dabei schaue ich daneben bis in die Schweiz.“ Trotz solcher Grenzen der Technik sei die Wettervorhersage „massiv“ besser geworden, findet Merker. „Vor allem durch die größere Rechnerleistung, die die Oberfläche der Atmosphäre erfassen kann und mit unglaublich viel Recheneinheiten das ganze Bewegungsmuster fortführt. Heute ist eher die Herausforderung, wie man es in der Wetter-App darstellt.“ Obwohl er gerne einmal in die Rolle seines Vorgängers geschlüpft wäre, weiß auch Merker, dass früher nicht alles besser war.
Während Enzensperger mangels Blitzableiter die Wetterwarte noch eigenhändig mit Stacheldraht umwickeln musste, kann Merker morgens über die geräumte Gipfelplattform zu seinem Arbeitsplatz spazieren. Aber Merker, der schon mit Regenmesser und Wetterhahn spielte, bevor er in die Schule kam, kennt auch noch die Zeit, als die Menschen an der Talstation noch nicht via Webcam checken konnten, ob sich die Bergfahrt lohnt. Vielleicht kann man sich nur derart aufrichtig für das Livebild eines Wettersatelliten begeistern, wenn man auch die Verschlüsselung der alto cumulus floccus („bauschig und ein Anzeichen für Labilität“) pauken musste. Es wirkt fast, als akzeptiere Merker die Begrenztheit des Menschen gegenüber den niemals schlafenden, niemals frierenden, niemals hungrigen Messsensoren, weil er auch um deren Schwächen weiß. Vernichtet hat die Digitalisierung seinen Beruf nicht, aber wohl stark verändert: „Mit der Auswertung der Filter und der Messgeräte, da sind wir schon im Laborbereich, mit Kittel, Brille und Handschuhen. Unser Arbeitsschwerpunkt ist inzwischen da unten.“
Da unten: Das ist am Schneefernerhaus, 2656 Meter über dem Pegel Amsterdam. 1931 als „gehobenes“ Hotel errichtet, war das Haus 1965 Schauplatz eines schweren Lawinenunglücks, das zehn Opfer forderte und letztlich die Gründung des Lawinenwarndienstes Bayern auslöste. Seit 1999 residiert hier die „Umweltforschungsstation Schneefernerhaus“, kurz UFS. Laura Schmidt, die seit zwei Jahren hier oben die Pressearbeit macht, vergleicht die UFS gerne mit einem Forschungsschiff, und als ehemalige Eisbärenwächterin auf der „Polarstern“ wird sie es wissen. Gemeint ist: In widriger Umgebung schafft die UFS eine Plattform, die Forschung erst möglich macht. Vorbehalten ist diese den sogenannten Konsortialpartnern der UFS, einem Who-is-Who der deutschen Wissenschaft: Bayerns Landesamt für Umwelt, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Universitäten aus München, Würzburg und Augsburg, das Max-Planck-Institut, das Helmholtz-Zentrum, das Karlsruher Institut für Meteorologie und Klimaforschung usw.
Blick ins Berginnere
Mit der Wetterwarte auf dem Gipfel ist das UFS kaum zu vergleichen: Geflieste Böden, Kantine, komfortable Schlafkammern samt Platt-Panorama für die Forscher der Konsortialpartner – ausschließlich, versteht sich. Für den „Siegfried-Specht-Konferenzsaal“ mit der perfekten Ostalpen-Aussicht musste Schmidt schon viele Anfragen für Geburtstagsfeiern ablehnen. Alles dreht sich hier ganz um die Forschung, vor allem an der Atmo- und Biosphäre. Nicht nur die Labore und Werkstätten, auch Gänge und Treppenhäuser im labyrinthartig verschachtelten Haus sind voller Poster von Forschungsprojekten: Das „TOSCA-Projekt“ zu den mikrophysikalischen Eigenschaften von Schnee, das Sonnenphotometer SSARA, die grenzüberschreitende Erfassung der Pestiziddichte im alpinen Raum. Auch für die Bayernhymne ist Platz. Auf der unteren Terrasse bezeugt ein ganzer Reigen von Instrumenten den Messeifer. Über die Schulter schauen kann man den Forschern indes kaum: Bis auf zwei Techniker, die ein neues Datenkabel am Feinstaubmessgerät montieren, ist niemand zu sehen.
Greifbarer wird es hinter Tür 7.03, dem „Vorraum zum Kammstollen“. Durch diesen stiefelten einst die Gäste der Tiroler Zugspitzbahn ins Hotel. Ein verwittertes Schild mahnt: „Merke dir, die Luft ist dünn, geh langsam hier“. Seit 17 Jahren nutzt den Stollen ein Team um Prof. Dr. Michael Krautblatter, der auch den bröselnden Hang der Stüdlhütte analysiert hat. Mit elektrischen Widerständen wird der Permafrost im Zugspitzinneren gemessen. Zeitversetzt ist es hier übrigens im Winter am wärmsten und im Sommer am kältesten. Der Trend ist trotzdem klar: Um rund 0,1 Grad pro Jahr wird es wärmer im Kern von Deutschlands höchstem Berg.
Zu solchen Forschungen gesellen sich lange Datenreihen zum Kohlendioxidgehalt oder Aerosolanalysen in der Atmosphäre – die UFS ist ein wichtiger Standort des „Global Atmosphere Watch“-Programmes, das frühzeitig schleichende Veränderungen in der Atmosphäre detektieren soll. Auf der UFS kommen Instrumente zum Einsatz, die Waldbrände in Nordamerika erfassen oder Cäsium-137-Spuren, die bei der Tschernobyl-Katastrophe ausgespuckt, von hiesigen Fichtenwurzeln aufgenommen, über Holzheizungen anno 2024 wieder freigesetzt und in Merkers Filter geweht wurden. In Sachen Klimawandel besonders wichtig ist einer der beiden Lidar-Laser auf der obersten Terrasse der UFS, die an eine Planetariums-Kuppel erinnern. Er misst die Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre, eines der wichtigsten Treibhausgase. Mit steigenden Temperaturen verdunstet auch mehr Wasser, die Wasserdampfkonzentration nimmt zu – und warmfeuchte Luft hängt wiederum direkt mit der Wettervorhersage zusammen.
Und damit wieder hinauf zu Julian Merker in seiner Wetterwarte. Sein Blick auf den Klimawandel, mit 28 Jahren Erfahrung auf der Zugspitze? „Der Klimawandel verändert die Stellschrauben für das Wetter“, stellt Merker klar. Mehr Wasserdampf in der Luft bedeute auch mehr Energie – die sich in immer heftigeren Starkniederschlägen und Gewittern entlädt, wie etwa vergangenen Herbst der extreme Hagel im Oberland. „Das sind ein paar Prozent, die aber viel ausmachen“, so Merker. Offensichtlich ist der rasante Gletscherrückgang auf dem Zugspitzplatt – unbestechlich die Jahresmitteltemperaturen auf der Zugspitze von 1901-2023, die zuletzt immer drastischer vom Durchschnittswert -4,5 °C abwichen. „Und an was ich mich in meiner Anfangszeit überhaupt nicht erinnern kann, ist Regen hier oben im Winter. Vor ein paar Jahren war hier mal Silvesterregen. Das ist schon absurd.“ An einen neuen Zugspitz-Kälterekord in seiner Amtszeit glaubt Merker nicht, viel realistischer sei da ein neuer Wärmerekord, der noch bei 17,9 °C liegt. „Die Hitzewellen im Sommer waren früher anfälliger für Nordwestwetterlagen, die haben die Hitze dann wieder Richtung Mittelmeer geschoben.“ In den letzten Jahren aber seien die Hochs viel stabiler und ausgedehnter, reichten bis in die Subtropen. „Wenn wir mal in so einer Hitzewelle genau in der wärmsten Warmluftzunge liegen, dann fällt hier oben ganz schnell der Rekord. Aber die Windrichtung muss stimmen. Wenn es Luft aus der Nordwand reinweht, ist der Rekord gleich dahin.“
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