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Liebe auf den ersten Schritt

Eine Liebeserklärung an das Tote Gebirge


Tirol natürlich. Die Salzburger Berge. Aber Oberösterreich? Nicht gerade das Erste, woran man hierzulande bei Österreichs Bergen denkt. Zeit für eine Kurskorrektur – mittels einer Liebeserklärung an das Tote Gebirge.

Text: Marlies Czerny, Fotos: Andreas Lattner

 

Oberhalb von Oberösterreich, Höhe Welser Hütte: Die Sonne ist bei ihrer Abendvorstellung angelangt, indem sie nur noch die Gipfel des Salzkammerguts erleuchtet.

 

Egal, ob ich von den Viertausendern der Westalpen heimkam, von einer Expedition im Himalaya, bloß von der Arbeit oder, so wie momentan, gar nicht mehr regelmäßig: So wirklich daheim fühle ich mich dann, wenn ich wieder diese Berge um mich hab. Die Spitzmauer und den Großen Priel. Wenn die Sonne frühmorgens ihre Ostwände in orange Nuancen tüncht, geht mir das Herz auf und alles andere steht einen Moment lang still. Sydney, Shanghai, New York, Zermatt? Nein, die schönste Skyline hat für mich das Stodertal. Mit Wolkenkratzern, auf denen ich zum ersten Mal in Richtung Himmel geklettert bin. Raufgehen, um runterzukommen – das hat dort immer funktioniert, einfach immer.

Mir als Oberösterreicherin liegt das Tote Gebirge vor der Haustür, und unseren Lieblingsnachbarn, den Bayern, ist es somit auch nicht fern, wenngleich viel unbekannter als die Salzburger und Tiroler Bergwelt. Wo die grünen Almwiesen des Stodertals enden, beginnt die graue Mondlandschaft des Toten Gebirges.

Es offenbart sich die größte Karsthochfläche der Alpen, doppelt so groß wie das Mont-Blanc-Massiv, übersät von türmendem Kalkgestein und tiefen Kratern. Eine bizarre Weite, so schroff und wild, wo die Natur über weite Strecken unberührt blieb. Selbst wenn der Gebirgsname so pathetisch klingt, muss das Tote Gebirge kein tristes Dasein führen. Schon gar nicht, wenn die Locals vorbeikommen. So einer wie der Sigi zum Beispiel.

Auch wenn Siegfried „Sigi“ Wasserbauer den Winter seit Jahrzehnten am Arlberg als Skilehrer verbringt, hat das Bergführer-Urgestein aus Windischgarsten einen besonders guten Draht zum Großen Priel. „Do schau‘n de Tiroler oiwei, wenn sie unsere Berge sehen. Für sie hören’s ja in Salzburg schon auf“, sagt der Sigi und grinst selbstironisch: „I hab’ ja a geglaubt, bei uns hören de Berg’ auf, bis i in Niederösterreich auf der Rax war.“



Hier hält man sich eisern: Der Priel-Klettersteig gilt als längste Via Ferrata Österreichs. Armpower ist gefragt, Abwechslung garantiert.

 

Reich an Steinen und Aussicht stehen der Große Priel und die Spitzmauer felsenfest in Oberösterreich im nordöstlichen Eck des Toten Gebirges. Der Priel ist dessen höchster Gipfel, 2515 Meter hoch. Mit einer schweren Bohrmaschine und zwei unverschämt leichten Füßen turnt Sigi den frisch sanierten Priel-Klettersteig hinauf, der über zwei Kilometer lang und gespickt ist mit Seilbrücken, Quergängen und überhängenden Leitern.

 

»Do schau‘n de Tiroler oiwei, wenn sie unsere Berge sehen. Für sie hören’s ja in Salzburg schon auf.«

— Sigi Wasserbauer

 

Als der Eisenweg eine Sanierung benötigte, rückte Sigi mit seinem Bergführerfreund Helmut Steinmassl und drei Tonnen Stahlseil an. Nach mehr als eintausend Arbeitsstunden war die Via Ferrata nicht nur repariert, sondern auch nach unten hin verlängert. „Und wir stellten zufällig fest, dass dies jetzt der längste Klettersteig in Österreich ist“, sagt Sigi.

Eine gute Schule

So ist das mit dem Sigi und mit dem Toten Gebirge: Keiner von ihnen drängt sich in den Vordergrund, aber still und heimatlich schreiben sie doch Geschichte. Im ersten Kapitel von Gerlinde Kaltenbrunners Bergsteiger-Karriere, die mit der Besteigung aller 14 Achttausender weit über die Grenzen bekannt wurde, spielten übrigens auch beide eine wesentliche Rolle. Sigi war viele Jahre ihr Seil- und Lebenspartner, und das Tote Gebirge für beide eine gute Schule, bevor sie gemeinsam zum Broad Peak aufbrachen, Gerlindes erster Expedition. „Hier im Toten Gebirge lernst sauber klettern“, das steht für Sigi fest. Blickt man am Gipfel des Priels um sich, wird schnell klar, warum.



Große Arena: Die Welser Hütte thront als Stützpunkt unterhalb der Nordwand des Großen Priels.

 

Eine brüchige Steilwand bricht nach Norden ab, das Klettersteig-Seil zieht vom Südgrat herauf. Eine kilometerlange Überschreitung kommt vom Kleinen Priel daher, und Richtung Westen verlässt man das karge Hochplateau, diese schier unendliche Mondlandschaft, frühestens in zwei bis drei Tagen Wanderschaft wieder, bevor man eintaucht in die Seen des Salzkammerguts. Fast zweitausend Meter weiter unten liegen die Talorte, im Süden Hinterstoder und im Norden Grünau im Almtal. Priels Nachbarin, die Spitzmauer, ist sowieso ein echter Herzensberg und formschön wie wenig andere Gipfel in den Alpen.

Weil der Blick so vieler Bergsteiger meistens schon im Westen an höher gelegenen Gipfeln hängen bleibt, entdecken nicht alle dieses Naturjuwel. Und jene, die’s doch finden, sagen dann Sätze wie: „Da ist es ja so schön wie in den Dolomiten!“ Er habe kaum „je ein Tal von so mannigfacher Schönheit der Formation in den ganzen Alpen gesehen", sprach der britische Maler und Alpinist Edward Theodore Compton. Okay, das war wenig lyrisch, noch besser ausdrücken konnte er sich ohnehin in seinen Bildern. Viele wertvolle Gemälde entstanden um 1900, als er nicht nur die berühmten Bergsteigerdörfer Chamonix und Zermatt besuchte, sondern auch das versteckte Hinterstoder.

Ein Motiv für Götter

Der Priel ist kein Berg, den man schnell auf seine Pinnwand posten kann. Man nähert sich ihm langsam und sanft. Der Krummen Steyr entlang, am pittoresken Schiederweiher vorbei, und neben dem Plätschern des Baches hört man im Herbst oft auch Hirsche röhren. In der Polsterlucke, wo das Polsterstüberl zur ersten Rast verführt, öffnet sich ein Motiv für Götter: Links vom Großen Priel schaut neben dem Brotfall die Spitzmauer herunter. Sie ist die Schönheit im Stodertal, der Priel ist der Promi.



Einsam, aber klasse: Der Nordwestgrat (III+) startet gleich hinter der Welser Hütte in schöner Linie zum Großen Priel.

 

„Die ersten zwei Jahre habe ich mich eingeengt gefühlt. Jetzt mag ich nicht mehr raus von hier“, erzählt Renate Pernkopf. Seit mehr als 20 Jahren hat sie das Polsterstüberl vom Herzog von Württemberg gepachtet, dem Großbesitzer des südlichen Priel-Gebiets, einem beliebten Jagdgebiet. Auf der Speisekarte findet der Gast vom Hirschgulasch bis zu Wildhascheeknödel viele Spezialitäten. „Das hier ist alles echt“, verspricht Pernkopf.

Den weiteren Aufstieg vom Polsterstüberl zum nächsten Stützpunkt, dem Prielschutzhaus, teilt man sich am besten in vier Viertel ein: Klinser-Wasserfall. Gottseidank-Bankerl. Märchenwiese. Hütte. Jeweils 30 Minuten pro Teilstück, dann vergehen die steilen 800 Höhenmeter schön rhythmisch. Durchhalten lohnt sich: Auf der Hüttenterrasse erwarten einen auf 1420 Metern Kasnock’n, Kardinalschnitten und eine Kulisse, bei der einem höchstwahrscheinlich die Kinnlade herunterkippt.

So war das zumindest bei Michael Heinrich. Er ist jahrelang als Stammgast aufgestiegen. Geblieben ist er als Hüttenwirt. „Ich hab‘ mich gleich in die Gegend verliebt“, sagt der Quereinsteiger. Von seinem Job als Baumeister konnte er am besten abschalten, indem er Bergpläne zimmerte – oder bei Hochbetrieb dem Wirtspaar aushalf. Die Hüttentüre ging plötzlich noch weiter auf, als die Pächter auf die Dümlerhütte wechselten.

 

»Auch beim ungefähr einhundertzwölften Besuch ist das Panorama noch immer umwerfend.«

 

Seit 2017 baut Heinrich nun ganz auf das Prielschutzhaus. Auch beim ungefähr einhundertzwölften Besuch ist das Panorama noch immer umwerfend. Die Gegend ist eine Schatzkiste voller Abenteuer. Von A wie Alpinklettern über S wie Skitourengehen bis Z wie Zirbenschnapstrinken ist hier alles möglich – solange man die richtige Reihenfolge (erst A, dann Z) beachtet.



Vorbei geht's am Almtalerhaus: Schon bald verwandelt sich das Bergsteigerdorf Grünau in ein felsiges Grau.

 

Die schönste Küche Österreichs

Wer auf die andere Seite des Priels möchte, ins Almtal, fährt mit dem Auto 50 Kilometer rundherum – oder geht über den Fleischbanksattel oder die Arzlochscharte nach Norden. Hier kommt man an der Welser Hütte vorbei. Wie eine Aussichtskanzel thront sie inmitten einer Arena aus Felsen über der Hinteren Hetzau. „Ich habe eine der schönsten Küchen in Österreich – ich schau genau auf den Sonnenuntergang“, weiß Silvia Klausner zu schätzen. Sie führt mit ihrem Lebensgefährten Leo Bammer die Welser Hütte, die es nicht ganz so einfach hat. Mitte September muss sie wegen der Jagd für ein paar Wochen schließen – und dann bricht nicht selten schon der Winter herein.

Die kurzen Tage genießt man umso mehr. Wenn die Sommersonne tiefer sinkt und die Wände karminrot leuchten, dann beginnt auf der Terrasse die Abendvorführung. Als Feuerball geht die Sonne zwischen Traunstein und Hetzaukamm unter, für ein paar Minuten herrscht andächtige Stille. Kurz bleibt man noch sitzen, dann lockt in der Hüttenstube ein Gute-Nacht-Achterl.

In der Nacht ist dann nur noch ein Pünktchen der Zivilisation zu sehen, wenn denn überhaupt noch Licht brennt im  Wildpark Grünau. Dort sind Braunbären und Steinböcke beheimatet, Graugänse und Wölfe – ein wildes Naturparadies vor den über eintausend Meter hohen Nordwänden des Toten Gebirges. Stille, Staunen, sagenhaft schöne Stimmungen tun sich hier auf, so wie man sie nur erleben darf, wenn man sie zurücklässt, die gewohnte Welt im Tal. Bis zum Mond und wieder zurück – so sehr lieb ich’s hier.


Zu den Personen

Die Oberösterreicher Marlies Czerny und Andreas Lattner lernten sich am Prielschutzhaus kennen und gaben sich im Toten Gebirge das Ja-Wort – es ist dies somit eine echte Herzensgeschichte für die freie Autorin und den Fotografen.