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Schon geraume Zeit vor der Gründung des Österreichischen (1862) und Deutschen (1869) Alpenvereins erbaut, zählt diese Hütte aus der Pionierzeit des Bergsteigens wohl mit zu den ältesten alpinen Schutzhütten. Angeregt durch den Wiener Geographen Friedrich Simony organisierte im Sommer 1857 der sudetendeutsche Geoplast Franz Keil den Hüttenbau.
Noch im gleichen Jahr wurde die Hütte als einfacher Steinbau mit Schindeldach durch ihren ersten Betreuer, Bartholomäus Steiner aus Prägraten, fertiggestellt. Die Baukosten für die Hütte brachte Franz Keil durch Spenden auf. Zu Ehren des größten Förderers, Erzherzog Johann von Österreich, wurde die Hütte "Johannishütte" benannt. Wegen seiner Teilnahme am Alpenbund und nach der Niederschlagung des Tiroler Volksaufstands verbot ihm sein kaiserlicher Bruder, Franz II. Joseph Karl, Tirol zu betreten. Seine Leidenschaft zum Bergsteigen und seine Liebe zu Tirol blieben dennoch ungebrochen, und er förderte nun von der Steiermark aus weiterhin Tiroler (und vor allem alpinistische) Unternehmungen.
Die Hütte bestand aus einem Raum: links vom Eingang eine Sitzecke, rechts der Küchenherd, im Hintergrund ein Lager für sechs Personen. Davon abgeteilt war eine Vorratskammer mit einer Liegestatt für die Wirtschafterin. Im Jahr 1870 kaufte der "Centralausschuß des DAV" die Johannishütte von Bartholomäus Steiner, da dieser sie auf Dauer nicht erhalten konnte. Da der Zentralausschuss seinerzeit aber nach dem Rotationsprinzip ständig seinen Vereinssitz wechselte, konnte auch dieser die Hütte nicht mit der erforderlichen Hinwendung betreuen. So war die Hütte innerhalb von wenigen Jahren ziemlich verwahrlost. Mit Beschluss vom 24. Februar 1876 stellte die Sektion Prag an den Zentralausschuss den Antrag, man möge die Johannishütte in ihre Obhut übergeben. Zum einen habe die Sektion in Osttirol bereits die Stüdlhütte, die (Alte) Prager Hütte und Clarahütte in ihrer Obhut und zum anderen war sie hier auch bei der Organisation des Bergführerwesens in Kals, Matrei und Prägraten federführend tätig. Der Zentralausschuss des D.u.Oe.A.V. stimmte dem Antrag zu. Die Johannishütte samt 100 qm Grund gingen 1876 in den Besitz der Sektion Prag über. Trotzdem blieb die Johannishütte bis zum Jahr 1929 in ihrem Bestand seit 1857 unverändert. Erst das anstehende 60-jährige Sektionsjubiläum gab dann Kraft und Anlass, die Johannishütte endlich zu sanieren und zu erweitern. Mit eigenen Mitteln und der großzügigen Spende eines Sektionsmitgliedes konnte im Sommer 1929 ein geräumiger Zubau in Holzblockbauweise errichtet werden. Die alte Hütte blieb erhalten und wurde als Küche in den Hüttenbau einbezogen. Die Einweihungsfeier des Zubaues am 13. Juli 1930 war Höhepunkt des 60-jährigen Sektionsjubiläums.Nach dem Anbau hatte die Hütte nun im Erdgeschoss einen gemütlichen Gastraum, einen Damenschlafraum und ein Zweibettzimmer; im ersten Stock vier Zweibettzimmer und im Dachgeschoss ein Matratzenlager mit zwölf Schlafplätzen. Die frühere Küche blieb als solche erhalten. Das ehemalige Matratzenlager diente für Vorräte und der Wirtschafterin als Schlafstätte. Die Sektion erwarb als Hüttenumgriff eine Grundstücksfläche im Ausmaß von ca. 1200 qm. Am 17. August 1957 wurde das 100-jährige Hüttenjubiläum festlich gefeiert. An die Feldmesse schloss sich der Festakt auf der Hütte an, in dessen Rahmen eine Gedenktafel für den Geoplasten Franz Keil enthüllt wurde. Am Abend fand dann noch eine Feier in Matrei statt. Die Betreuung der Hütte war in dieser Zeit auf Emil F. Schwandtner übergegangen. Dieser Hüttenwart war bemüht, mit seinen bescheidenen Mitteln Schäden zu beseitigen und die Hütte weiter auszubauen. Der rußige Küchenraum im Altbau wurde zu einer wohnlichen Küche mit Sitzecke.1960 wurde ein neuer Quellbrunnen samt Wasserleitung angelegt. Zwei WC´s mit Waschgele-genheit wurden eingerichtet. 1968 wurden die Wetterseite und das Dach mit Zinkblech verkleidet. Mit diesen Maßnahmen erreichte man neben dem Wetterschutz auch eine bessere Isolierung der Hütte. Zur Beleuchtung diente Propangas. Die immer schwieriger werdenden Bedingungen zum Erhalt ihrer Hochgebirgshütten zwangen die DAV-Sektion Prag 1992 dazu, sich der Sektion Oberland anzuschließen. Damit gingen auch die letzten vier Objekte aus dem einst so großen und stolzen Hüttenbesitz an die Sektion Oberland über. Aber auch für die Sektion Oberland sollte dieses Geschenk – die Stüdlhütte, die Alte und Neue Prager Hütte und die Johannishütte – eine sehr große Herausforderung und finanzielle Belastung werden.Über ein halbes Jahrhundert bewirtschaftete die Familie Berger aus Prägraten unter sicherlich nicht einfachen Verhältnissen die Johannishütte. Für mehr als eine Generation ist damit deren Name für viele Bergsteiger mit der Johannishütte eng verbunden. Im Mai 1995 übernahmen Margit und Leonhard Unterwurzacher die Hütte von der Familie Berger. Leonhard ist ein guter Koch und verwöhnt die Gäste mit traditioneller Tiroler Küche und Osttiroler Schmankerln, großteils aus bodenständiger, heimischer Landwirtschaft. Margit bemüht sich um das seelische Wohl der Gäste und weiß für jedes Problem eine gute Lösung.
Zum 100-jährigen Jubiläum der Sektion Oberland beschloss die Mitgliederversammlung am 21. April 1998 die Generalsanierung und Erweiterung der Johannishütte als ihr Geburtstagsgeschenk an die Bergsteigergemeinschaft und die Region in Osttirol, wo sie gerade ein Jahr zuvor die neue Stüdlhütte der Bergsteigergemeinschaft übergeben konnte. Am 9. Oktober 1999 fand unter großer Anteilnahme von Sektionsmitgliedern und Einheimischen die Einweihungsfeier statt. Zwei gemütliche Gaststuben mit Kachelofen laden zum Verweilen ein. Ein Schulungsraum bietet Kursteilnehmern die Möglichkeit, ihr praktisches Wissen durch Theorie zu erweitern. Im Untergeschoss befinden sich große Waschräume mit Kalt- und Warmwasser, eine Dusche und ein großzügig bemessener Trocken- und Skiraum. Die Hütte ist in zwei Stunden von Hinterbichl über den Fahrweg oder den Wandersteig zum Gumpachkreuz auch für Kinder und Senioren leicht zu erreichen. Sie ist der zentrale Aus-gangspunkt für sämtliche Übergänge und Hüttenwanderungen im Venedigergebiet.
Inzwischen ist die Hütte auch im Frühjahr für die Skitourensaison durchgehend von März bis Mai geöffnet. Die jährlich steigenden Besucherzahlen sprechen für die Beliebtheit dieses traumhaften Skitourenparadieses. Die Johannishütte ist der ideale Stützpunkt für Skihochtourenwochen und Etappenziel der klassischen Skiroute "Hoch Tirol".
Konrad Ott, Helga Lechler