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Frau Kaiser, den geplanten Eröffnungstermin des Alpinen Museums im Herbst 2023 konnte man leider nicht ganz halten. Trotzdem liegt alles recht gut im Rahmen – hat man schon versucht, Ihren Projektleiter für den Bau der zweiten Stammstrecke abzuwerben?

FK Das würde ich dringend empfehlen. Ich finde es ziemlich genial, dass wir nur drei Monate Verzögerung haben und noch dazu im Kostenrahmen bleiben.

Bleibt es bei den kursierenden elf Millionen Euro?

FK 10,49 Millionen Euro werden es sein, nach wie vor. Unser „kleiner“ Nachbar, das Deutsche Museum, ist ja ein gutes Beispiel dafür, dass das nicht immer so sein muss. Insofern sind wir sehr glücklich. Unsere letzte, gültige Kostenschätzung, mit der wir auch die Förderanträge gestellt haben, datiert von Anfang 2019. Seither haben wir eine Pandemie erlebt, und durch den Krieg und die Inflation sind die Baukosten um rund 25 Prozent gestiegen. Das ist in der Schätzung alles gar nicht drin. Von daher finde ich es fast ein Wunder, dass wir im Rahmen bleiben werden.

Konnte man in Sachen Förderungen auf die Politik in der „Bergsteigerstadt München“ zählen?

FK Zu Beginn war es zäh, vieles blieb im Ungefähren. Ich hab‘ mich anfänglich schon gewundert, dass wir nicht auf ganz offene Ohren gestoßen sind. Nach den Vorstellungsgesprächen hat sich der Wind aber gedreht und die Stadt stand hinter dem Projekt.

SR Und mit dem Zeitfenster hatten wir auch ziemlich Glück.

FK Der Beschluss war noch nicht durch den Landtag, da war die Pandemie schon ausgebrochen. 14 Tage vor dem Lockdown hatten wir die symbolische Scheckübergabe mit der Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Da habe ich noch gezittert, aber die Zusage blieb. Heute wäre es auf Jahre hinaus sicher nicht mehr möglich, so eine Förderung zu bekommen.

Welcher Anteil verbleibt beim DAV und seinen Mitgliedern?

FK Rund 2,8 Millionen Euro, also rund ein Viertel der Kosten. Ich entwerfe derzeit eine Gedenktafel, die als ersten Satz enthalten soll: „Träger des Alpinen Museums ist der Deutsche Alpenverein mit seinen Sektionen und deren Mitgliedern“, denn genau so ist es. Seit es das Museum gibt, sind es die Mitglieder beziehungsweise die Sektionen, die das Haus mit ihren Beiträgen finanzieren. Förderungen sind immer Projektförderungen. Den Großteil und vor allem die laufenden Kosten trägt der DAV.

Wie hoch wird der Eintrittspreis sein?

FK Das steht noch nicht fest. Das Haus, den Garten und das Café wird jeder frei nutzen können. Für die Bibliothek wird es wieder die Wahl zwischen einer Jahresgebühr und einer Ausleihgebühr geben, abgestuft nach Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern. Das Museum wird sicherlich auch in Zukunft Eintritt kosten. Mir ist jedoch sehr daran gelegen, einen Eintritt zu verlangen, der nicht abschreckt. Unsere erste Ausstellung wird von der Klimakrise und der Zukunft der Alpen handeln, da möchte ich so viele Leute wie möglich erreichen.



Foto: Archiv des DAV

Sprechen wir über den Bau: Generalsanierung, Umbau, Neubau, Restaurierung – was genau ist es eigentlich?

FK Ein Neubau ist es sicherlich nicht, auch keine Sanierung. Historisch gibt es drei Bauphasen: Erstens den Umbau des Cafés Isarlust zum Alpinen Museum in den 1910er-Jahren. Zweitens den Wiederaufbau nach der Zerstörung 1943 mitsamt der vielen kleinen Büros. Und drittens den jetzigen Umbau, mit dem die Büronutzung und die Kleinteiligkeit wieder rückgebaut und das Gebäude einer Museumsanforderung gerecht wird. Der jetzige Umbau ist sehr grundlegend.

An welchem historischen Vorbild orientiert man sich dabei?

FK Das ursprüngliche Neo-Rokoko-Schlösschen wollten wir nicht wiederherstellen. Auch der Wiederaufbau aus den 50er-Jahren steht heute unter Denkmalschutz. Aber wir nehmen die klassizistische Formensprache und die alten, großzügigen Raumvolumina und Raumfolgen wieder auf, beispielsweise durch die Entfernung der vielen Treppen und Zwischenebenen.

Ein Satz, den man immer hört zum Museumsumbau, lautet: „Wir wollen mehr gesehen werden.“ War man davor so übersehbar?

FK Ich hab‘ immer gesagt: „Wir möchten nicht mehr der ewige Geheimtipp sein.“ Ich finde, dass wir eine tolle Arbeit gemacht haben, mit tollen Ausstellungen, einer tollen Bibliothek und einmaligen Beständen – für die ich mir aber mehr Beachtung erhofft hätte. Wir haben die fehlende Sichtbarkeit unseres Hauses deshalb schon 2014 thematisiert. Architekturstudierende der TU München waren da und haben erfasst, dass viele Leute am Gebäude vorbeigehen, weil das kleine Gartentürl am Eingang nicht den Eindruck eines öffentlich zugänglichen Raumes erweckte. Auch den Garten samt Café sieht man von dieser Seite nicht. Im Architekturwettbewerb haben wir dann die Sichtbarkeit als Kernaufgabe ausgeschrieben. Und der Siegerentwurf hat eben die Öffnung zur Straße, zur Stadt hin vorgeschlagen, mit einem Schaufenster, durch das die Besucherinnen und Besucher sehen können, was sie im Haus erwartet.



↑ Foto: Archiv des DAV

Die Lage bleibt ja, wie sie ist. Die kanalartige Isar und die vierspurige Steinsdorfstraße trennen das Museum weiterhin von der Stadt. Reicht eine bauliche Maßnahme, dass man mehr gesehen wird? Oder gibt es auch ein neues Museumskonzept?

FK Es stimmt, die Lage bleibt, wie sie ist. Ich finde, das Jagdmuseum zeigt, wie positiv sich eine gute Lage auswirken kann. Das Museum beschäftigt sich mit einem Nischenthema und hat trotzdem hervorragende Besucherzahlen – weil es eben mitten in der Fußgängerzone liegt …

… und ein gut sichtbares Wildschwein davorsteht.

FK Genau. Doch wir beschränken uns natürlich nicht auf den Umbau. Wir haben uns am Anfang gefragt, wer in unser Museum kommen soll und uns bewusst dafür entschieden, nicht nur die klassischen Bergsteiger abholen, sondern ein breites Publikum ansprechen zu wollen. Alle, die an Bergen interessiert sind, oder sich interessieren lassen wollen. Darum fragen wir in der Dauerausstellung ganz grundlegend, wieso wir uns für die Berge interessieren. Wieso steigen wir da hoch? Wir antworten aber nicht einfach wie Mallory „Weil sie da sind“, sondern untersuchen die Motive: Abenteuerlust, Körpergefühl, Leistung, Naturerlebnis, Gemeinschaft.

Erwarten Sie sich eine Steigerung der Besucherzahlen oder ein vielfältigeres Publikum?

FK Insgesamt geht es mir darum, dass der Ort bekannter wird, und zwar einer möglichst breiten Bevölkerungsschicht. Dass die Alpenvereinsmitglieder und alle Bergbegeisterten das Museum annehmen als ihr Zuhause, wo man sich trifft und diskutiert, wo man sich aufhalten kann, eine alpine Zeitschrift, einen Führer oder Karten liest, in den Datenbanken recherchiert, einfach weil es Spaß bringt. Und dass mit dem Alpinen Museum und der Bibliothek nicht immer nur eine Ausstellung verknüpft ist, sondern auch ein schöner Ort. Das würde ich mir erhoffen. Und höhere Besucherzahlen würden mich selbstverständlich sehr freue!



↑ Foto: Feil Architekten, Regensburg

Die Ur-Idee des Alpinen Museums stammt von der Sektion Hannover. Macht man so ein Museum, salopp gesagt, für den Ostfriesen, der keine Berge vor der Haustür hat, oder will man lieber den Münchner Bergfex begeistern?

FK Hoffentlich beide! Aber auch sonst ist unsere Arbeit ein Spagat. Das eine ist der Bildungsauftrag, den sich der Alpenverein mit dem Museum gegeben hat. Wir sollen dazu anregen, unsere Geschichte zu reflektieren: Warum ist unsere Gesellschaft so bergverrückt? Wie stehe ich selber dazu? Was kann ich tun, um die Besonderheit der Alpen zu erhalten? Auf der anderen Seite soll das Museum ein Ort zum Wohlfühlen sein, ein Ort, den sie positiv mit dem Alpenverein in Verbindung bringen. Und drittens ist das Museum eine große Chance für den Alpenverein, ein Forum nach außen zu sein, seine Themen auch bei Menschen zu platzieren, die nicht Mitglied im Alpenverein sind – wie etwa die Klimakrise und ihre Auswirkungen auf den alpinen Raum.

Wenn das Museum ein DAV-Forum nach außen sein soll: Sprechen wir dann von einem Alpinen Museum oder von einem Alpenvereinsmuseum?

FK Offiziell heißen wir „Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins“. Es ist also klar, dass der Träger der Alpenverein ist und das Museum die DAV-Meinung und DAV-Themen transportiert. Auf der anderen Seite wäre es ein ziemliches Armutszeugnis für den Verein und mit ihm sein Museum, wenn sie nur um sich selbst kreisen würden. So wie sich der DAV seinen vielfältigen Mitgliederinteressen stellt und Abwägungen macht, stellen wir im Museum ein Für und Wider verschiedener Positionen dar. Von daher ist der Name „Alpines Museum des Deutschen Alpenvereins“ goldrichtig für uns.

Welches Gremium konzipiert die Ausstellungen im neuen Museum?

FK Im Kern bin das ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Doch wir haben Arbeitskreise und Gremien, mit denen wir das Konzept bis ins Detail diskutiert haben. Unter anderem einen Arbeitskreis aus Mitgliedern der Sektionen und eine Vertretung der Förderer, dem wir die Konzeption vorgestellt haben. Vertreten waren die Stadt München, die Landesstelle der nichtstaatlichen Museen in Bayern und das Umweltministerium. Sie waren sehr zufrieden, dass wir keine „Hall of Fame“ machen, sondern einen offenen, modernen Ansatz haben.

Apropos Hall of Fame: Wie stark verabschiedet man sich in der neuen Ausstellung vom Alpinismus-Narrativ „Weiße Männer machen große Erstbegehungen“?

FK Das ist in der neuen Dauerausstellung sehr an den Rand gerückt. Die ganze Nanga-Parbat-Besteigungsgeschichte etwa ist so oft erzählt worden, dass wir dem etwas anderes entgegensetzen wollten. Aber wir lassen das Thema nicht ganz außen vor. Wir machen etwas zur „Aura von Objekten“. Da sind die großen Bergsteiger und auch Bergsteigerinnen vertreten: Wir zeigen den Eispickel von Anderl Hinterstoißer, der 1936 die Eigernordwand erstbegehen wollte, oder eine Jacke von Ines Papert, die sie 2013 bei der Erstbesteigung des Likhu Chuli im Himalaya trug.


Im neuen Museumskonzept – hier Eingang und Bibliothek – wird die Kleinteiligkeit des Nachkriegsbaus aufgebrochen und die alte Großzügigkeit der Räume wiederhergestellt.



Im Sammlungs- und Archivkonzept 2030 ist auch zu lesen, dass man sich stärker den Themen Frauen, Migration oder DDR widmen möchte.

SR Frauen werden in der Alpingeschichte ja eher am Rande erwähnt. Es ist zwar bekannt, dass es schon vor dem Zweiten Weltkrieg Mädchengruppen im Alpenverein gab, aber sie werden kaum erwähnt. In den Jahresberichten steht meist, dass eine Mädchengruppe existiert, aber die Tourenberichte kommen von der Jungmannschaft. Das fällt schon auf.

FK Wir haben – da bin ich wirklich stolz – eine Mädchengruppe von 1954 interviewt. Heute sind die Frauen fast alle über 80 Jahre alt. Wir vergleichen sie mit einer Jugendgruppe von heute, nämlich der Jugend Ä aus der Sektion München.

Im ersten Alpinen Museum gab es eine große naturkundliche Sammlung mit getrockneten Pflanzen, Mineralien, Fossilien …

FK … eingelegten Schlangen …

Das ist nicht mehr das, was man im neuen Museum zeigen will, oder?

FK Nein, wir nicht. Das hat noch diesen alten aufklärerischen Touch, dass man sich über eine möglichst große naturkundliche Sammlung den Alpen annähert. Wir sammeln heute Objekte zu den Themen Bergsport und Bergsteigen, weniger zu den Alpen selbst.

Für den Umbau mussten alle Objekte und Archivalien zwischengelagert werden. Ist dabei etwas Verlorenes aufgetaucht, wie die berühmte alte Zugspitzkarte vor einigen Jahren?

SR Große Sensationsentdeckungen gab es keine. Aber wir haben in der Sachgutsammlung sicher jedes Objekt in der Hand gehabt und bei Bedarf auch nachinventarisiert. Über die Datenbank sind die Objekte und andere Quellen jetzt besser miteinander verknüpft.

FK Wir haben 12.000 Objekte fotografiert, das ist wirklich total hilfreich. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass unsere frühesten Bergsteigerausrüstungen schon aus der Zeit von 1880 sind, also kurz nachdem der Alpenverein gegründet wurde. Wir konnten Geschichten mit Objekten neu verknüpfen. In der neuen Dauerausstellung wird zum Beispiel ein Bergsteigerinnen-Kostüm aus den 1930er-Jahren zu sehen sein – die Originalkleidung einer Frau aus der Sektion Oberland. Das Kostüm ist sehr besonders, weil Bergsteigerkleidung meist sehr strapaziert wurde und im Normalfall aufgetragen wurde, bis alles durchgescheuert war. Und bei der Recherche haben wir nun festgestellt, dass wir nicht nur das Kostüm dieser Frau besitzen, sondern auch Tourenbücher und Fotoalben dazu. Damit konnten wir uns ein ziemlich gutes Bild davon machen, wie diese Frau damit in den Bergen unterwegs war.



↑ Foto oben: Archiv des DAV, ↑ Foto: Feil Architekten, Regensburg

Wer sammelt eigentlich all diese Dinge – die Sektionen oder der Bundesverband?

SR Es gibt wenige Sektionen, die das im großen Stil selber machen, wobei das, wenn sie es machen, ganz toll ist. Nur so können Objekte gesammelt werden, die speziell mit der Sektionsgeschichte oder einer Region verbunden sind. Doch in den Sektionen liegt das Sammeln oft in den Händen von Ehrenamtlichen. Es kommt vor, dass das Sammeln und Archivieren abreißt, wenn ein Ehrenamtlicher aufhört.

FK Wir sind auch oft der Notnagel, wenn eine Sektion aufgeintereslöst wird. Wenn das örtliche Archiv klein ist oder nicht interessiert, dann übernehmen wir die Sachen. Wir haben zuletzt die Archivalien der Sektion Turner-Alpen-Kränzchen (TAK) übernommen, eine der ältesten Alpinvereinigungen Münchens. Da gab es, neben spannenden Sachen zur Frühgeschichte, auch eine riesige Edelweißnachbildung, die möglicherweise mal in der Geschäftsstelle aufgehängt war. Die war so originell, dass wir beschlossen hatten, sie aufzubewahren. Aber in aller Regel müssen wir aussortieren, wenn uns jemand etwas anbietet. Wir können nicht alles annehmen, sondern nur das Besondere.

Also brauche ich mein altes Paar Schalenbergstiefel nicht als Museumsspende zu schicken …

FK Nein, bitte nicht.

SR Auch keine Ski.

Kauft man ein interessantes Objekt auch mal an?

SR Es ist relativ selten, dass wir da aktiv rangehen. FK Wenn wir anfangen würden, für alles was zu bezahlen, dann könnten wir uns das bald nicht mehr leisten. Unsere Maxime ist daher, dass wir Schenkungen annehmen und den Stifter als Dank im Museum oder in der Datenbank veröffentlichen. Außerdem sind die Menschen, die uns Dinge schenken, meist sehr eng mit dem Alpenverein verbunden. So bekommen wir dann nicht nur das Objekt, sondern auch die Geschichte dazu. Das ist nicht möglich, wenn wir Objekte über den Kunsthandel kaufen.

Steht man für Preziosen auch mit anderen Sammlern in Konkurrenz?

FK Ja, das gibt es immer wieder. Bei Hermann Buhl war es so, als seine Witwe verstorben ist. Der Österreicher Buhl hat bei Berchtesgaden gewohnt und in München gearbeitet – wohin also mit dem Nachlass? Da Hermann Buhl für die Österreicher sehr wichtig ist, haben wir uns darauf geeinigt, dass der Nachlass zum ÖAV nach Innsbruck kommt. Anders war es bei dem Bergsteiger Norman Dyhrenfurth. Wir wären sehr an dem Nachlass interessiert gewesen, da er auch noch viele Dinge seiner Eltern Günter Oskar und Hettie Dyhrenfurth beinhaltete, die das Bergsteigen im Himalaya in den 1930er-Jahren extrem geprägt haben. Leider sind wir nicht zum Zuge gekommen und ich weiß nicht einmal, wo sich die Sachen heute befinden.



↑ Foto: Feil Architekten, Regensburg

Durch einen Bombenangriff ist das Alpine Museum 1943 komplett zerstört worden. Was ist damals verloren gegangen?

FK Zum Beispiel zwei große Reliefs. Die waren zu groß, um rechtzeitig ausgelagert zu werden. Eines vom Nanga Parbat und eines von der Jungfrau, für das es sogar einen extra Raum gab. Und dann noch die „Verlorene Stadt“ – eine Darstellung mit Modellen aller Hütten, die nach dem Ersten Weltkrieg in Südtirol enteignet worden waren.

SR Im Dritten Reich wurde es untersagt, die „Verlorene Stadt“ auszustellen, als die Achse mit Italien stand. Und später, als Italien dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatte, kamen dann die Sektionen und wollten ihre Hütten zurückbekommen. Heute haben wir noch einige Gegenstände aus dem alten Museum. Wir haben sie von anderen Museen, an die sie ausgelagert waren, vor einigen Jahren zurückerhalten. Bis zur Wiedereröffnung unseres Alpinen Museums in den 1990er Jahren hatte der DAV erst einmal kein Interesse mehr daran.

FK Das Prunkstück war ein riesiger Steinbock, der am Eingang des Museums stand. Dieser Steinbock ist jetzt in der Zoologischen Staatssammlung aufgetaucht. Man hat ihn uns wieder angeboten, aber er bleibt jetzt dort, denn so ein präpariertes Tier braucht eine spezielle Behandlung, die wir nicht leisten können.

SR Es gibt noch Fotos von dem damaligen Hausmeister, wie sein Sohn auf dem Steinbock herumreitet!



↑ Foto: Feil Architekten, Regensburg

Das Archiv des Deutschen Alpenvereins wird künftig nicht mehr auf der Praterinsel sein.

SR Genau, die Archivbestände, also die schriftlichen, einmaligen Quellen, sind nicht mehr auf der Praterinsel, sondern in unserem Außendepot. Die alten Archivräume sind jetzt Ausstellungsraum geworden.

Ist das der saure Apfel, in den man beißt, weil das Archiv im Vergleich zu Museum und Bibliothek am wenigsten genutzt wird?

SR Im Vergleich ist das sicher so. Vieles lässt sich aber auch mittels Scanner und E-Mail lösen. Die Leute müssen also auch gar nicht mehr so oft zu uns rein, um das Archiv zu nutzen.

Welche Gefühle schwingen denn jetzt mit, wenn die Eröffnung bevorsteht? Ist es das Highlight des beruflichen Lebens, ein Museum neu zu eröffnen?

SR Ich finde es teilweise schade, dass das alte Museum weg ist, das auch seinen Charme hatte. Und für mich als Archivar bedeutet die Auslagerung der Archivbestände natürlich, dass der kurze Dienstweg verschwunden ist. Früher konnte man sich auch treiben lassen, hat mal „quergesucht“, heute fahre ich eben gezielt ins Außendepot und arbeite die geplanten Sachen ab. Aber ich bin auch sehr gespannt auf das neue Museum und darauf, wie es angenommen wird.

Und bei Ihnen, Frau Kaiser? Überwiegt die Vorfreude?

FK Ich finde es toll, dass ich die Chance habe, das Wissen und die Erfahrung von 23 Jahren im Alpinen Museum nochmal ganz neu umzusetzen. Das Haus für die Zukunft gut aufzustellen, das ist mir ein großes Anliegen. Oft ist es aber auch so, dass ich die Verantwortung spüre, dass die Ausstellung gut besucht und bewertet wird. So ein Bauprojekt von 10,4 Millionen Euro, das möchte ich nicht in den Sand setzen. Insofern sind meine Gefühle schon zweischneidig.

Abschlussfrage: Welches Wunschobjekt hätten Sie gerne im Alpinen Museum?

SR Da fällt mir auf Anhieb nichts ein.

FK Was mich immer total fasziniert hat im Alpinen Museum der Schweiz, war die Absturzszene am Matterhorn. Ein riesiges Panorama des Malers Ferdinand Hodler, über sechs Meter hoch, die haben da extra einen Saal dafür. Zum einen finde ich den Maler toll, zum anderen ist es ein Wahnsinn, dass dieses Thema so präsent in der allgemeinen Öffentlichkeit war, dass man zu solchen Mitteln gegriff en hat. Ich gönne den Schweizern diese tolle Darstellung, aber ein bisschen neidisch bin ich schon.


Zur den Personen

Die Kunsthistorikerin Friederike Kaiser leitet das Alpine Museum in München seit 2000 und ist seit 2007 Geschäftsbereichsleiterin Kultur im Deutschen Alpenverein. Friederike Kaiser ist Mitglied in der Sektion München des DAV.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Historiker und Wissenschaftliche Dokumentar Stefan Ritter ist seit 2005 Archivar beim Deutschen Alpenverein in München. Er ist Mitglied der Sektion Kaufbeuren-Gablonz.