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Vom händisch geschriebenen Tourenbuch bis zu sekündlich aufgezeichneten GPS-Daten der Tracking-Apps: Dokumentation war schon immer wichtig in den Bergen – wie auch die Selbstdarstellung.
Text: Dominik Prantl; Fotos: Archiv des DAV, München
Den Tod von Georg Winkler müsste man, wäre dieser Begriff im Bergsteigerwesen nicht so dermaßen abgegriffen und oft auch falsch, wohl als tragisch bezeichnen. Der Münchner starb im August 1888 in der Westwand des Weisshorn auf dem Höhepunkt seiner Jugend, wenige Tage vor seinem 19. Geburtstag und kurz nach einem glänzend bestandenen Abitur. Experten gilt er als einer, der seiner Zeit klettertechnisch voraus war, hatte er doch unter anderem den nach ihm benannten Winkler-Turm in der Vajolet-Gruppe bestiegen. In einem Aufsatz der alpinwelt wurde er vor Jahren als „Feuerkopf“ bezeichnet.
Man darf zudem davon ausgehen, dass Winkler, der bis zu seinem Tod Mitglied der Sektion München war, viel mehr als nur das Klettern im Kopf hatte. Zu verdanken ist diese Einsicht seinen Notizen. Diese Notizen sind heute noch als handschriftliche und mit Anmerkungen versehene Abschrift für jede Frau und jedermann im Historischen Alpenarchiv abrufbar und werden im gängigen Sprachgebrauch als Tage- oder Tourenbuch bezeichnet. Sie sind weit mehr als ein reines Leistungszeugnis mit Routen inklusive Zeitangaben und einem „Spitzenverzeichnis“, wie die Gipfelsammlung darin heißt. Sie sind ein einzigartiges Nachschlagewerk, Einblicke in Gefühls- und Genusswelten inklusive.
So schrieb Winkler im Oktober 1887 auf einer Tour in der Rosengartengruppe von „Weibermenschen, die so schiach sand“. Ein paar Tage später gab es „Gamsleber von der Jagd vorzüglich“. In dem schwarzen Wachsleinwand-Notizheft mit 58 Seiten sind auch Gedichte oder Abfahrtszeiten der Züge enthalten. Für manch maulenden Bahnfahrer aus der Nachwelt kann es da durchaus tröstlich sein, dass etwa die Fahrt, sofern man dies richtig entziffern konnte, von Innsbruck nach Bozen Ende des 19. Jahrhunderts mehr als sechs Stunden dauerte.
Winkler ist natürlich kein Einzelfall. „Es liegt uns eine ganze Menge an Tourenbüchern vor“, sagt Friederike Kaiser, Leiterin des Alpinen Museums und Geschäftsbereichsleiterin Kultur beim Deutschen Alpenverein. Sie nennt unter anderem den Namen des Historikers Erich König, der auch Winklers Tagebuch veröffentlichte. Die alten Mitschriften dienen aber keineswegs nur als Fun Facts für Berg-Freaks; sie sind auch von alpingeschichtlichem Interesse und zeigen im Kern, dass die Dokumentation der Sammelleidenschaft immer schon ein wichtiger Bestandteil des Berggehens war. Für Kaiser sind die Tourenbücher jedenfalls wahre Schätze, „gerade für Historiker“, auch wenn die älteren Werke wegen der Frakturschrift schwer zu lesen seien.
Nachschlagewerk, Tourenplaner, Skizzenblock und Tagebuch: Georg Winklers Notizheft ist ein Prachtstück des Tourenbuch-Genres – das manch einer vom Aussterben bedroht sieht.
Im weiteren Kontext bildet das – verwenden wir diese Begriffe ruhig synonym – Tage- oder Tourenbuch gemeinsam mit Gipfel- und Hüttenbuch so etwas wie eine alpine Dokumentationstrilogie. Alle drei legen unmittelbares Zeugnis ab, wer wann wo war, ohne den filternden Blick eines Chronisten. Das heißt nicht, dass Tourenbücher nicht gefälscht werden könnten. Vielmehr spiegelt das Tourenbuch als Einziges aus dieser Dokumentationstrilogie die pure Sichtweise einer einzigen Person, seines Besitzers wider, während sich Hütten- und Gipfelbücher als stationäre Belege immer einem bestimmten Ort widmen und von der schieren Zahl der Gäste und Besucher leben. Zumindest in gewisser Hinsicht lassen sich Werke wie Winklers Notizbuch (Maße: 10 auf 16 Zentimeter) sogar als Vorläufer von Handys begreifen; mit Bahnfahrtzeiten ganz ohne bahn.com, Bergskizzen statt Bildergalerien und trackingfreien Zeitangaben, aber dazu gleich mehr.
Wie viele Menschen heute tatsächlich noch ein analoges Tourenbuch führen, und dieses auch lückenlos und kontinuierlich, bedarf noch einer eingehenden Erhebung, der sich demnächst vielleicht der Alpenverein widmen könnte. Eine Blitzumfrage unter Bergfreunden lässt jedoch vermuten, dass schwarze Notizbüchlein als Nachtrage- und -schlagewerk stark vom Aussterben bedroht sind. Die Historikerin Kaiser stöbert selbst zwar gerne in Tourenberichten, räumt aber ein: „Ich dokumentiere gar nicht gerne. Ich fotografiere nicht einmal.“ Sie finde es daher umso toller, ein Tourenbuch aus 1880 in der Hand zu halten. „Ich bewundere auch, mit welcher Detailgetreue das oft notiert wurde.“
Digitale Degeneration
Der ständig am Fels abhängende Nachbar mit einem Faible für Traditionelles? Hat zwar ein Tourenbuch, doch der letzte Eintrag datiert vom August des vergangenen Jahres; die Zeit ist schließlich ein Hund. Der Bergführer im Kollegenkreis? Konzentriert sich stärker auf andere Dinge, wie etwa das Bergführen. Schließlich noch ein Anruf bei Chris Semmel, Sicherheitsforscher, vereidigter Sachverständiger und viele, viele Jahre in der Bergführerausbildung tätig; so einer führt doch sicher Buch. Semmel lacht erst kurz und sagt dann. „Tourenbuch? Hatte ich nie.“ Er sei deshalb einst auch vor enormen Schwierigkeiten gestanden, seinen Tourenbericht, den jeder Bergführer-Anwärter vor der Ausbildung auszufüllen hat, zu rekonstruieren. Er habe das nur mit einiger, nun ja, Fantasie hinbekommen. Bei jüngeren Leuten, so meint er, würde sich die Dokumentation ohnehin eher auf Instagram oder über die Fotoarchive abspielen. Semmel sagt: „Ich glaube, dass es stirbt“, und meint das analoge Tourenbuch.
Dabei lässt die Beobachtung des Buchhandels vermuten, dass inzwischen mindestens jeder bayerische Haushalt mit einem Tourenbuch ausgestattet ist. Denn gerade in den vergangenen zehn Jahren wurde der Markt von Tourenbüchern überschwemmt, die mal „Gipfelbuch“, mal „Wandertagebuch“ oder auch „Der Berg ruft!“ heißen. Es gibt sie für Skitouren, für Kinder und von Manuel Andrack. Und wurden vor 40 Jahren vom Bergverlag Rother noch einfach Blanko-Seiten zu einer Kladde namens „Tourenbuch“ gebunden, haben die meisten dieser Bücher heute vorgedruckte Kästen, die ein idiotensicheres Ankreuzen und Ausfüllen erlauben: Wetter, Einkehr, persönliche Stimmung, Laufzeiten, holldrihö!
Seit Winklers Zeiten ist die Tourendokumentation damit ganz sicher nicht gestorben, aber bei all der schönen Nutzerfreundlichkeit in gewisser Hinsicht verarmt. Es wird nicht mehr festgehalten, was der Bergsteiger für wichtig erachtet, sondern was laut Verlag oder Herausgeber reingehört. Immerhin ist in solchen, inzwischen auch als App erhältlichen Logbüchern nach dem Meine-Schulfreunde-Prinzip aber mehr Platz für Persönliches als bei vielen der neuen digitalen Protokollanten wie Komoot, Suunto, Garmin oder Strava. Dort wird für den – so heißt das heute – User fast ohne Aufwand jeder Schritt wie selbstverständlich mitgeschrieben.
Ob selbige Routenplaner- und Fitness-Tracking-Apps mit ihren – zugegeben – faszinierenden und schier grenzenlosen Möglichkeiten sämtliche Bücher der Welt ersetzen, bleibt abzuwarten. Natürlich würde die Informationsflut von Herzfrequenzen über GPS-Koordinaten bis zu Zeitangaben jedes schwarze Leder-Notizbücherl bei Weitem überschwemmen. Letztlich aber degeneriert die Bergerfahrung damit endgültig zu prozessierfähigen Nummern, so individuell wie massentauglich. Denn anders als im analogen Tourenbuch fließt das eigene App-Abenteuer in den breiten Strom riesiger Datensätze ein. Mit deren Hilfe lassen sich dann beispielsweise die am stärken frequentierten Routen der – noch so ein Ausdruck – Community auf sogenannten Heat Maps visualisieren.
Zugleich fördert die digitale Dokumentation den Blick auf die ganz persönlichen Bestmarken wie auch den gnadenlosen Vergleich mit anderen, kurz: den Wettbewerb. Weibermenschen, Gamsleber oder gar ein Alpenherbarium (natürlich niemals, never ever mit Edelweiß!) finden nur noch bedingt Eingang. Dafür kann ein jeder seine Leistung noch vor der Rückkehr ins Tal stolz seinem Ego, den Freunden oder auch dem ganzen Netzwerk mitteilen oder gleich zur „Local Legend“, zur lokalen Legende werden, sofern man nur den richtigen Abschnitt innerhalb von 90 Tagen oft genug rennt.
Allerdings braucht auch niemand zu glauben, dass dies auf sozialen Medien zum Exzess getriebene Mitteilungsbedürfnis ein rein digitales Phänomen ist und es dies früher nicht gegeben habe. So gab es laut der Historikerin Kaiser auch bei den alten Tourenbüchern unterschiedliche Formate, die ganz spezifischen Aufgaben dienten: jene für den rein privaten Bedarf, aber auch extrem repräsentative Alben mit Ledereinband.Kaiser sagt: „Sich selbst zu zeigen, war schon damals wichtig.“
Und dass der nostalgische Rückblick und das Trauern ums Gestern schon immer eine besondere Qualität im Bergsteigen hatten, zeigt ein weiterer Blick in ein sehr altes Buch aus dem Jahr 1926, über die Erschließer der Berge, Band 1. Darin schreibt der Deutsche und Österreichische Alpenverein in einem „Vorspruch“, wie manche darüber klagen, „dass die prachtvolle, wurzelechte Bergsteigerbewegung in Flachheit und in dem breiten Strom der Gewöhnung zu versinken beginne und der gute alte Bergsteigergeist unseren Jungen immer mehr verloren gehe“. Womöglich kommt daher ganz sicher eine Zukunft, in der man die guten alten Tracking-Apps vermisst.
Dominik Prantl hat einst auch ein Tourenbuch veröffentlicht, das er für das Erste seiner Art hält. Inzwischen besitzt er längst eine Garmin – und ist sich nie ganz sicher, ob es ein schwarzer Notizblock wirklich auch täte.
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