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Hüttendiebstahl: Nach einer Tour auf den Habicht stand Jo Hereth plötzlich ohne Schuhe da. Wie der Fall ausging, erzählt er im Interview.

Interview: Thomas Ebert

 

Wo hattest du deine Schuhe hingestellt?

Jo Hereth: Im Sommer 2016 war ich mit meiner Freundin und meinem Onkel auf dem Habicht in den Stubaiern. Auf dem Rückweg haben wir auf der Innsbrucker Hütte übernachtet. Meine Bergstiefel, so teure, schwere La Sportiva Hochtourenschuhe, hab‘ ich in den Schuhraum gestellt. Ich dachte mir noch: Boah, das sind viele Schuhe hier – und hab deswegen meine Socken und meine Stöcke verkehrt herum in die Schuhe reingesteckt, damit sie niemand verwechselt. Die Hütte war knallvoll, sogar auf dem Flur vor dem Notlager lagen Leute.

Und am nächsten Tag waren die Stiefel weg?

Ich stand beim Zähneputzen und schau aus dem Fenster raus. Ein paar Biker haben gerade aufgesattelt. Bei einem denke ich mir: Cool, der hat die gleichen Schuhe wie ich am Rucksack dran. Hinterfragt habe ich das natürlich nicht – der wird halt die Stiefel für den Gipfel dabei haben und sonst lieber MTB-Schuhe anhaben. Nach dem Frühstück gings in den Schuhraum – da waren dann nur noch meine Stöcke, aber Socken und Schuhe waren weg.

Wie ging es weiter?

An eine Verwechslung habe ich eigentlich von Anfang an nicht geglaubt, weil ja meine Stöcke in den Schuhen standen. Ich hab‘ dann natürlich noch geschaut, ob einer von den übrigen Hüttengästen gerade meine Schuhe trägt. Aber der Typ mit dem Radl, der war da noch im Hinterkopf und ich hab schon ein wenig damit gerechnet, dass das dann meine waren. Sicher weiß ich es natürlich nicht. Nach einer guten halben Stunde habe ich dem Hüttenwirt mein Leid geklagt. Der hat dann auf umliegenden Hütten angerufen und gefragt, ob jemand versehentlich falsche Schuhe mitgenommen hat. Das war nicht der Fall. Dann stand ich da, mit Flip-Flops.

Also barfuß ins Tal?

Der Wirt hat dann angeboten, bei einem Sportgeschäft im Tal neue zu bestellen und die dann per Materialseilbahn raufzubringen. Die Katze im Sack wollte ich aber nicht kaufen – wer weiß, ob die Schuhe überhaupt passen? Er hat mir dann noch jedes Paar, das da war, unter die Nase gehalten und hat gefragt „Sans die?“ Dann haben wir nach Notschuhen gesucht. Ein erstes Fundstück war bocksteif und leider auch zu klein. Mehr könne er nicht tun, sagte der Wirt. Als ich gedroht habe, dass ich mich dann einfach in die Materialseilbahn setze, ist er nochmal los und hat mir schließlich seine eigenen Stiefel hingestellt. Die haben super gepasst. So sind wir ins Tal und unten habe ich ihm die Stiefel an die Materialseilbahn gestellt.

Hast du den Fall dann der Versicherung gemeldet?

Im Tal waren wir dann noch bei der Polizei und haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet, weil der Warenwert der Schuhe über 250 Euro lag. Den Wisch und den Übernachtungsschein habe ich dann an meine DAV-Sektion Weilheim gemailt. Die wollten dann nur noch den Neupreis der Schuhe wissen, und nach einer gewissen Frist – die man wohl abwarten muss, falls sich noch jemand meldet – war eine Rückerstattung für den Restwert auf meinem Konto.

Bist du vorsichtiger geworden auf den Hütten?

Nein. Mein Vertrauen war ehrlich gesagt gleich wieder da. Für das Wochenende danach hatten wir schon Wilder Pfaff, Zuckerhütl und Co. geplant. Deshalb hab‘ ich mir ziemlich schnell neue Schuhe kaufen müssen. Auf der Müllerhütte wollte ich sie dann natürlich mit ins Lager nehmen. Das hat der Wirt gesehen und gleich gefragt, was ich da vorhabe. Nachdem ich ihm die Geschichte erzählt habe, meinte er nur: „Ja mei, Innsbrucker Hütte. Bei uns passiert nix, hier sind nur echte Bergsteiger.“ Ich hab‘ sie dann in den Schuhraum gestellt und mit ihm ausgemacht, wenn sie wieder weg sind, haftet er persönlich (lacht). Heute stelle ich meine Schuhe genauso in den Schuhraum wie früher auch. Ein Erlebnis wars am Ende schon, aber den Ärger brauche ich nicht nochmal. Man fragt sich schon, was eigentlich los ist, wenn nicht mal auf einer Berghütte das Zeug sicher ist. Wahrscheinlich ist die Innsbrucker Hütte einfach so gut besucht und gebucht, dass da aufgrund der Menge auch mal schwarze Schafe dabei sein können.


DAV-Hüttenversicherung


Wer auf einer DAV-Hütte in Deutschland oder Österreich übernachtet, dessen Reisegepäck ist unter anderem gegen Diebstahl versichert. Bitte melden Sie jeden Schaden bei den Hüttenwirtsleuten vor Ort an. Ab einer Schadenhöhe über 250.- EUR ist zusätzlich eine Anzeige bei der zuständigen Behörde erforderlich.

Alle Infos gibt es unter alpenverein.de/verband/services/versicherungen-im-dav