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Jede Skitour beginnt mit einem Blick auf den Lawinenlagebericht. Doch hinter dem, was Tourengeher tagtäglich serviert bekommen, stehen ehrenamtliche Lawinenbeobachter, die dafür einen erheblichen Aufwand betreiben – wie Bernhard Reisner.
Text und Fotos: Ute Watzl
Bernhard Reisner steht einen Meter tief im selbst geschaufelten Schneeloch am Fuß des verschneiten Hanges unter Aiplspitz und Tanzeck. Die Schneedecke trägt noch Spuren von Saharasand, den der Wind kürzlich übers Mittelmeer geweht hat. Vor ihm steht ein an drei Seiten freigelegter Block aus Schnee, etwa 40 mal 40 Zentimeter breit, der noch an der Bergseite festhaftet. „Entweder man ist ein armer Hund, dann muss man hinten auch noch schaufeln. Oder man ist gut ausgestattet“, sagt Reisner, legt die Schaufel zur Seite und zückt seine Säge. Damit legt er kräftesparend die letzte Seite des Quaders frei und kann jetzt jenen Blocktest machen, der hoffentlich vielen Skitourengehern bei ihrer Entscheidung hilft: morgen Skitour – oder besser nicht?
Bernhard Reisner ist Förster, genau genommen Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten. Er ist verantwortlich für 6000 Hektar Wald, von der Pflanzung über die Pflege bis zur Schutzwaldsanierung. Eigentlich. Denn jetzt im Winter ist er als Lawinenbeobachter im Spitzingseegebiet unterwegs, ehrenamtlich und im Auftrag der Bayerischen Lawinenwarnzentrale. Als solcher ist er einer von rund 30 Männern und Frauen, die im Winter in den bayerischen Alpen unterwegs sind, vom Allgäu bis nach Berchtesgaden, und zwar täglich. Ihnen hat die wachsende Zahl an Skitourengehern in Bayern den Lawinenlagebericht zu verdanken, der jeden Tag aufs Neue Gefahrenlage und Gefahrenfaktoren kommuniziert. Zuverlässig Tag für Tag auf Tour sein – wer kann das schon? Es sind oft Mitarbeiter der Bergbahnen, Bergführer sowie Rentner und enthusiastische Tourengeher.
Die App La.dok erleichtert die Arbeit der Lawinenbeobachter seit drei Wintern. Über sie werden die Erkenntnisse des Tages an die Lawinenwarnzentrale übermittelt.Foto: Thomas Feistl
Bernhard Reisner aber ist ein Sonderfall. Denn er ist nicht nur Lawinenbeobachter für die Lawinenwarnzentrale, sondern gleichzeitig für die Lawinenkommission Schliersee unterwegs. Die überwacht für die Gemeinde bestimmte Bereiche und Lawinenstriche und rät gegebenenfalls zu Sperrungen. Das kann einen öffentlichen Wanderweg betreffen wie den Rodelweg zur Firstalm, aber auch Verkehrswege wie die Spitzingstraße. 34 Gemeinden in Bayern haben eine solche Lawinenkommission. Gemeinsam mit der Lawinenwarnzentrale in München stellen sie den Bayerischen Lawinenwarndienst.
Der oberste Meter zählt
„Schon wenn ich abends den Wetterbericht höre, oder in der Früh, überlege ich mir: Was erwartet mich da heute im Schnee?“, sagt Bernhard Reisner. „Es gibt Tage, da überrascht mich das, was ich beim Blocktest finde. Das macht diesen Job für mich jeden Tag wieder hochspannend.“ Es gibt zwar ein relativ dichtes, automatisiertes Netz von 20 Messanlagen, wie etwa am Westgrat der Brecherspitze, die Schneehöhe, Wind und Wassergehalt messen. Aber nicht alles, was im Schnee passiert, könne ein Sensor erfassen, sagt Reisner. „Dazu braucht‘s ein Schneeprofil.“ Nachdem er sich mit den anderen Beobachtern abgesprochen hat, wer wo unterwegs sein wird, zieht er los. Die Abfragekriterien hat er alle im Kopf und hakt sie während seiner Tour ab: Lawinenabgänge, Windzeichen, Rissbildungen in der Schneedecke. Kernstück ist der Stabilitäts- oder Blocktest. Reisner hat 1,40 Meter Schneetiefe mit der Sonde gemessen. „Relevant ist, was im obersten Meter passiert. Das erreicht der Skifahrer mit seinem Gewicht“, sagt Reisner und schnappt sich wieder die Schaufel und schlägt dann erst sanft, dann immer stärker gegen den freigelegten Schneeblock. Erst beim kräftigen Schlag bricht die Schneedecke. Die Bruchfläche ist zudem nicht glatt, sondern stufig. Reisners Fazit: „Da müssen wir uns nicht allzu viel Sorgen machen, ein Bruch pflanzt sich am ehesten auf glatten Bruchflächen fort.“
Lawinenwissen auffrischen
56 Jahre ist es her, dass der bayerische Lawinenwarndienst ins Leben gerufen wurde. Seitdem werden Lawinenlageberichte geschrieben. Anlass dafür gab das dramatische Lawinenunglück am 15. Mai 1965 am Schneefernerhaus auf dem Zugspitzplatt, bei dem zehn Menschen starben. Lange Zeit diente der Lagebericht vor allem den Kommunen, als Entscheidungsgrundlage für Straßen- und Wegesperrungen. Das hat sich mit dem Freizeittourismus, den Skitouren und Schneeschuhwanderungen verändert. Heute nutzen ihn vorwiegend Freizeitsportler für ihre private Tourenplanung. Und die sind in den vergangenen Jahren deutlich mehr geworden. „Die Relevanz unseres Lawinenlageberichts ist deswegen noch einmal gewachsen.“, sagt Thomas Feistl. Er leitet die Lawinenwarnzentrale in München, die sich unter anderem um die Schulung der Ehrenamtlichen kümmert. Damit so ein Lagebericht Hand und Fuß hat, kommen die Lawinenbeobachter in den Genuss einer fundierten Ausund Fortbildung. Das war auch ein Grund, warum Förster Reisner sich für diese Tätigkeit entschlossen hat. „In meinem Revier sind etliche Lawinenstriche, und ich bin immer irgendwo abseits unterwegs“, sagt er. Er wollte das Thema selbst verstehen, um sicher unterwegs zu sein. Immer wieder gehen die Beobachter gemeinsam auf Skitour, untersuchen und diskutieren den Schneedeckenaufbau. „Der Rest“, sagt Reisner, „ist Erfahrung.“
Zwischen Wertschätzung und Ignoranz
Er holt sein Handy heraus und öffnet eine Web-App. La.dok heißt sie und erleichtert die Arbeit der Lawinenbeobachter seit drei Wintern, indem sie standardmäßig deren Beobachtungen abfragt. Zusammen mit Fotos dokumentiert Reisner seine Erkenntnisse des Tages. Auch die Schneekörner nimmt er dafür unter die Lupe, bestimmt Form und Größe – klein, rund, kantig, Schmelzformen, Tiefenreif, Oberflächenreif. Alle Eintragungen gehen direkt an die Lawinenwarnzentrale in die Heßstraße beim Bayerischen Landesamt für Umwelt, wo sich vier Mitarbeiter darin abwechseln, aus den verschiedenen Berichten der Lawinenbeobachter den Lawinenlagebericht zu erstellen. „Früher haben wir unsere Beobachter zu einer festen Uhrzeit angerufen und nacheinander abtelefoniert. Dabei gehen aber auch mal Informationen verloren“, so Feistl. Trotz der App ruft er auch heute noch oft persönlich zurück, um Details zu erfragen oder einfach, um den Kontakt zu pflegen. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sie das für uns machen. Die Wertschätzung haben sie sich verdient.“
Entsprechend wenig Verständnis hat Bernhard Reisner, wenn er mitbekommt, dass der aufwendig erarbeitete Lagebericht von Einzelnen ignoriert wird und selbst Wegsperrungen missachtet werden. Dabei ist es sicher das Verdienst der Lawinenkommissionen, dass im überwachten Bereich an den lawinengefährdeten Straßen und Wegen in Bayern seit Gründung des Lawinenwarndienstes kein tödlicher Unfall mehr passiert ist. Oft sei das aber nur der reine Zufall, sagt Bernhard Reisner. Warum? Viele Leute würden eben trotz gesperrter Straße zur Firstalm rodeln, einfach, weil sie dafür hergekommen sind. „Das Gefahrenverständnis ist dann offenbar wenig ausgeprägt oder die Risikobereitschaft sehr hoch“, meint Reisner diplomatisch. „Nach dem Motto: Das Risiko gehe ich ein, Hauptsache Spaß gehabt.“
Und der Klimawandel – welchen Einfluss hat er auf die Arbeit am Lawinenlagebericht? Viel wird sich wohl nicht ändern. Mit den steigenden Temperaturen verlagern sich zwar die Lawinenprobleme, schon im Hochwinter kann das Thema Nassschnee relevant sein. Dass die Lawinengefahr aber insgesamt geringer wird, kann Thomas Feistl nicht bestätigen. „Es verschieben sich die Problemstellungen. Und wenig Schnee bedeutet nicht automatisch weniger Lawinengefahr.“ Der Blick auf den Lawinenlagebericht bleibt also ein zentraler Teil der Tourenplanung. „Uns ist bewusst, dass dieses Produkt jeden Tag für sehr viele wichtige Entscheidungen genutzt wird. Wenn wir Fehler machen, kann dies Konsequenzen haben“, sagt Thomas Feistl. Die Verantwortung trägt dann zwar trotzdem jeder für sich selbst, aber dennoch: „Es ist im Hinterkopf“, sagt Bernhard Reisner. „Wir müssen sehr sorgfältig arbeiten.“ Und was, wenn er sich mal nicht so sicher ist bei seinem Blocktest? „Dann grab ich lieber noch ein zweites Loch.“
Ute Watzl geht mit Leidenschaft auf Skitour, aber auch mit dem größten Respekt vor Lawinen. Nach dieser Recherche hat sie sich für ein weiteres LVS-Training angemeldet.
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