Login zu »Mein Alpenverein«
Zugang freischalten
»Mein Alpenverein« kostenlos freischalten
Ich bin Mitglied der Alpenvereinssektionen München & Oberland und möchte meinen Zugang zu »Mein Alpenverein« jetzt kostenlos freischalten.
Pflichtfelder sind mit einem Sternchen* markiert.
Nach der Freischaltung erhältst du eine E-Mail an deine E-Mail-Adresse. Bitte klicke den dort enthaltenen Link an, um die Freischaltung zu bestätigen. Mit der Freischaltung stehen dir die Möglichkeiten von »Mein Alpenverein« vollumfänglich zur Verfügung.
»Mein Alpenverein« bietet dir als Mitglied der Alpenvereinssektionen München & Oberland den perfekten Online-Service. Du kannst nach der Freischaltung zukünftig fast alle unserer Leistungen online buchen, ohne aufwendig alle persönlichen Daten in Web-Formulare eingeben zu müssen. Dies ist nicht nur bequem, sondern erhöht auch die Datensicherheit enorm.
Bitte gib deine Mitgliedsnummer (11-stellig, ohne Trennstriche z.b. 18100123456) oder deinen Anmeldenamen ein und klicke auf „Absenden“. Wir schicken dir umgehend einen Link an deine bei uns hinterlegte E-Mail-Adresse. Mit Klick auf diesen Link kannst du dein Passwort zurücksetzen. Bitte überprüfe auch den Spam-Ordner. Solltest du keine E-Mail erhalten, kann es sein, dass wir eine alte oder falsche E-Mailadresse von dir gespeichert haben. Bitte wende dich in diesem Fall an eine Servicestelle.
Weiter ohne Login für:
Achtung:Diese Veranstaltung kann von Mitgliedern anderer Sektionen und Nichtmitgliedern nicht gebucht werden. Jetzt Mitglied werden?
Achtung:Diese Hütte kann von Nichtmitgliedern nicht gebucht werden. Jetzt Mitglied werden?
Achtung:Diese Hütte kann von Mitgliedern anderer Sektionen und Nichtmitgliedern nicht gebucht werden. Jetzt Mitglied werden?
Als Mitglied der Alpenvereinssektionen München & Oberland kannst du deine Beiträge und Nachrichten einfach und jederzeit über das Mitgliederportal »Mein Alpenverein« verwalten. Jetzt Mitglied werden?
Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd, und Verbrechen schon gar nicht. Von wegen! Seit 1903 ist der Berg alpiner Kriminalromane stetig gewachsen. Seit der Jahrtausendwende schießt er geradezu in die Höhe. Heute stauen sich die Alpen- und Bergkrimis in den Regalen wie die Autos am Brenner und die Alpinisten am Watzmann. Diesen Bücher-Berg sondiert für uns der Schweizer Daniel Anker, wohl der beste Bergkrimi-Fachmann im Alpenraum.
Text: Daniel Anker
„Aufs Ganze gesehen war es also am besten, daß ich den Aufstieg wagte. Das war, weiß Gott, keine angenehme Sache, Watson. Unter mir tobte der Wasserfall. Ich leide nicht unter Einbildungen, aber ich gebe Ihnen mein Wort darauf, daß mir war, als schreie Moriartys Stimme aus der Tiefe zu mir herauf. Ein Fehler hätte verderbliche Folgen gehabt. Mehr als einmal, wenn ich mit den Händen unvermittelt Grasbüschel herausriß oder wenn mein Fuß in den nassen Spalten wegrutschte, dachte ich, es sei aus mit mir.“
Ein Ausschnitt aus der Erzählung Das leere Haus (The Empty House) von 1903, worin der englische Schriftsteller Arthur Conan Doyle die Wiederauferstehung von Sherlock Holmes beschrieb. Doyle hatte ihn in der im Dezember 1893 veröffentlichten Erzählung Sein letzter Fall (The Final Problem) im großen Reichenbachfall oberhalb von Meiringen im Berner Oberland beerdigt, weil der Erfinder genug hatte von seinem Serienhelden, von den Erwartungen und Ansprüchen des Publikums. Ein Stern an der Felswand neben dem niederschießenden Wasser kennzeichnet die Stelle, wo Holmes und sein Gegner am 4. Mai 1891 den Halt verloren. „Killed Holmes“ notierte Doyle befriedigt im Tagebuch. Doch Leser und Verleger verlangten gebührlich nach weiteren Erzählungen mit dem smarten Ermittler. Deshalb erfand Doyle die Story, dass der „grösste Detektiv der Welt“ (so eine Inschrift bei der Talstation der Reichenbachfall-Bahn) im Gegensatz zu Professor Moriarty, dem König der Londoner Unterwelt, eben nicht in den nassen Abgrund fiel, sondern sich vor dem freien Fall an einem Griff festhalten und wieder hochklettern konnte.
Der alpine Kriminalroman wird lanciert
Der Reichenbachfall ist ein Pilgerort für die Sherlock-Holmes-Fans aus aller Welt. Und für solche, die gerne Berg- oder Alpenkrimis lesen. Zudem deutlich zugänglicher als der Brenvasporn am Montblanc, wo Alfred Edward Woodley Mason in Running Water seine Figuren klettern und killen lässt. Dieser Roman von 1907 gilt als der erste eigentliche Bergkrimi, obgleich er nicht immer in den Bergen spielt (und dann auch zäh dahinfließt – im Gegensatz zum Titel). Aber der Showdown auf dem Brenvasporn ist grandios, ebenso der Beginn, wo sich Sylvia und Chayne auf der Aiguille d’Argentière zum ersten Mal begegnen. Eine deutsche Bearbeitung von Max Rohrer publizierte die Gesellschaft alpiner Bücherfreunde 1939 unter dem Titel Das Gesetz der Berge. Eine Bergsteiger- und Gaunergeschichte. Im Nachwort fällt der Begriff „alpiner Kriminalroman“.
Das Echo auf diesen neuen Begriff in der (Berg-) Literatur blieb aus, wenigstens im Deutschen. Vor allem im Englischen hingegen sorgten immer wieder Krimis mit Action im Gebirge für Spannung. 1942 veröffentlichte der bekannte britische Alpinist und Bergbuchautor Frank S. Smythe Secret Mission. A Mountain Thriller; der Spionagethriller spielt in Nepal und ist heute ziemlich gesucht, zwischen 100 und 350 Dollar kostet ein Exemplar. 1943 erschien in New York The Affair of the Jade Monkey von Clifford Knight; eine Neuauflage, nun mit dem Untertitel A Yosemite Mystery, kam 1993 heraus. Darin lüftet der Autor nicht nur das tödliche Geheimnis des Affen aus Jade, der eine Gruppe von Trekkern bedroht, sondern er schildert auch die Schönheit des Yosemite National Park außerhalb des eigentlichen Tales. Dort der moderne Thriller, da der klassische Detektivroman, beide je mit Hinweisen auf die schöne, überwältigende und doch irgendwie, wenn nicht besuchens-, dann lesenswerte Bergnatur: An diesen Hängen hat sich bis heute nicht viel geändert. Einzig die Anzahl der veröffentlichten Berg- oder Alpenkrimis. Diese Lawine kam, in der deutschen, französischen und italienischen Literatur, aber erst im 21. Jahrhundert ins Rollen. Und wie!
Aber bevor wir in Deckung gehen: Warum gibt es überhaupt fiktionale alpine Spannungsliteratur? Denn eigentlich sind die alpinistischen Geschehnisse (und die veröffentlichten Geschichten dazu) dramatisch und abenteuerlich, geheimnisvoll und auch böse genug. Denken wir nur an die Erstbesteigung des Matterhorns 1865, an die Erstdurchsteigungsversuche der Eigernordwand 1936 und des Frêneypfeilers 1961 mit jeweils vier Toten, denken wir an Joe Simpsons Touching the Void (Sturz ins Leere) von 1988 (1994) oder an Jon Krakauers Into thin air (In eisige Höhen. Das Drama am Mount Everest) von 1997 (1998). Charlie Buffet, Direktor der Éditions Paulsen-Guérin in Chamonix, wird im Artikel zum Bergkrimiboom Sommets du Crime im Montagnes Magazine vom August/September 2023 so zitiert: „Die Geschichte des Bergsteigens bleibt eine Fundgrube für Erzählungen. Und oftmals übertrifft die Realität die Fiktion.“
Der erste „Bergkrimi“ – natürlich zur Mordwand
Doch erfundene Storys haben halt ihren eigenen Reiz. Gerade auch in den Bergen, wo auf Schritt und Tritt etwas passieren kann – und tut, zufällig oder nicht, Unfall oder nicht. Accident à la Meije heißt der Roman von Étienne Bruhl von 1946; das Buch gilt in Frankreich als Erfindung des „roman policier alpin“, wie es im Klappentext der Neuausgabe von 1995 heißt. Beim Klassiker von José Giovanni von 1968 wird schon im Titel klar, dass dem Sterben in der Höhe nachgeholfen wurde: Meurtre au sommet (Aufstieg ohne Wiederkehr, 1984). Dieser Gipfel ist die Aiguille du Dru, die eben mehr Leserinnen und Leser lockt als eine Aiguille sans Nom. Showell Styles schrieb unter dem Pseudonym Glynn Carr zahlreiche (Berg-)Krimis mit dem Privatermittler Abercrombie Lewker, so Murder on the Matterhorn (1951) und The Ice Axe Murders (1958); der zweite Titel erschien 1982 unter Mord am Mont Blanc. Erfolgreich wie Sir Lewker ist Melinda Pink, eine Kletterin und Richterin mittleren Alters, ab 1973 in vielen Krimis von Gwen Moffat; acht von ihnen sind Bergkrimis. Die Autorin machte 1958 das britische Bergführerdiplom und gilt als erste Bergführerin in der Geschichte des Alpinismus. Und was ist mit dem Eiger und seiner Nord- bzw. Mordwand? Keine Angst, dort fielen Bücher auf den Ladentisch fast wie Steine auf das Zweite Eisfeld: 1960 The Man on the End of the Rope von Paul Townend; 1963 Man on a Nylon String von Whit Masterson; 1972 The Eiger Sanction (Im Auftrag des Drachen, 1980); 1980 Traverse of the Gods von Bob Langley. Schade, dass der Thriller um den deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg im Götterquergang starb (oder sterben musste), nie auf Deutsch publiziert wurde.
Die Urszene des Bergkrimis: Sherlock Holmes und Professor Moriarty stürzen den Reichenbachfall im Berner Oberland hinunter.
In Das Gesetz der Berge von 1939 fällt erstmals der Begriff „alpiner Kriminalroman“.
Eine Verfilmung des Bergkrimis Im Auftrag des Drachen besorgte ClintEastwood vor und hinter der Kamera, wobei er sich selbst in der Eiger-Nordwand nicht doublen ließ.
Das alpine Sterben nur in der originalen Sprache passierte immer wieder, zum Beispiel auch im Ski-Thriller The Lonely Skier von Hammond Innes aus dem Jahre 1947. Der Engländer Neil Blair soll im Auftrag eines Filmproduzenten das Rifugio Col de Varda bei der Bergstation der Slittovia, der Schlittenseilbahn, hoch oberhalb Cortina d’Ampezzo auskundschaften, um dann ein Drehbuch für einen Spionagefilm zu schreiben. In der geheimnisvollen Hütte sollen Nazi-Schergen Gold versteckt haben. Lebensgefährlich für den Drehbuchschreiber wird es dann auf einer Skitour mit dem Bösewicht Gilbert Maine, der das Nicht-Beherrschen des Christiana seines Tourengefährten auf ganz gemeine Art bei der Abfahrt ausnützen will. The Lonely Skier, in den USA als Fire in the Snow erschienen, kam 1948 unter dem Titel Snowbound ins Kino. Ein Jahr später erschien der rund um den Monte Rosa spurende Skikrimi The Will and the Way von James Maurice Scott. Ums Skifahren (mit und ohne Pistole) geht es auch in Ian Flemings On Her Majesty’s Secret Service von 1963. Fleming bezeichnete mit Piz Gloria nicht das Schilthorn im Berner Oberland, sondern die Bergstation einer Seilbahn „in the Languard range, somewhere above Pontresina in the Engadine“. Muottas Muragl also. Ein sehr schöner Platz, James Bond wird es dort gefallen haben. Und er wäre bestimmt nicht gegen eine Tanne gerast wie der Profiskifahrer Gallois in Schuss von 1986, als er den neuen Combaz-Ski testete; als Schussfahrt kam dieser Titel des Duos Pierre Boileau/Thomas Narcejac aus der sehr erfolgreichen Reihe rororo thriller heraus.
Richtig Fahrt nahm die Produktion alpin angehauchter Krimis um die Jahrtausendwende auf. Vortreffliche Bergkrimis wie Vortex (1991) von Davis Harris – ein Thriller aus den Rocky Mountains und dem Yosemite Valley, Kletterer finden auf einer Tour ein abgestürztes Flugzeug voller Kokain und wollen das dann selbst verkaufen – oder L’arène blanche von Marie Chalon hatten den Weg leider nicht in einen deutschsprachigen Verlag gefunden. Anders Killing me softly von Nicci French, ein Psychothriller, der unter dem Titel Höhenangst (1999) als Goldmann Taschenbuch herauskam, mit einer Gebirgsszenerie als Titelbild. 2001 erschien der Thriller The Man on the End of the Rope als Eigerjagd mit diesen Fragen auf dem Umschlag: „Wer ist der Prominente in der berühmt-berüchtigten Eigernordwand? Entkommt er den Kameras der Reporter und dem Unwetter? Hat er den Sturz überlebt, kann er gerettet werden?“ Auf dem Cover vorne ein bahnbrechender Untertitel: Berg-Krimi.
Seither sind ein paar Hundert Berg- und Alpenkrimis dazugekommen. Meine Sammlung umfasst gut sieben Laufmeter mit rund 300 Titeln (und das sind bei Weitem nicht alle, von denen ich Kenntnis habe); vor allem deutsche, aber auch zahlreiche englische und französische und mindestens eine Handvoll italienische. Um nur eine solche Geschichte zu nennen: Castore e Polluce (2018) von Antonio Manzini. Ein echter Bergkrimi – ein Bergunfall, der sich als Mord am Berg herausstellt. Clever und überraschend von Vizepolizeidirektor Rocco Schiavone herausgefunden, der mit den Bergen und dem Bergsteigen gar nichts an der Mütze hat. Aber wofür hat man schließlich Seilpartner auf dem Posten (in Aosta)? Auf Deutsch wurde der Fall als Sturz in den Tod in der TV-Kriminalfilmreihe Der Kommissar und die Alpen gelöst.
Bergsport ist gefährlich, manchmal auch mörderisch
Berg- oder Alpenkrimi? Sie stehen kunterbunt gemischt nebeneinander in meiner Sammlung, von Daniela Alge (Fehltritt mit Folgen, 2014) bis Emil Zopfi. Während der Alpenkrimi in diesem Gebirge spielt und vielleicht gar nichts mit Bergsport zu tun hat, sollte die Handlung in einem Bergkrimi schon irgendwie mit dieser sportlichen Betätigung verknotet sein. Im Idealfall wird das Bergsteigen selbst zum bewusst mörderischen Tun: Wenn Tat und Aufdeckung direkt vom Wandern, Klettern oder Skifahren abhängen, wenn die Berge und der Bergsport mehr Einfluss auf den Kriminalroman und Thriller nehmen als bloße Kulissenschieberei. Ein Beispiel nur aus Steinschlag (2002) von Emil Zopfi, dem ersten Band der Trilogie um die junge Bergführerin Andrea Stamm: „Ein Stein, der fällt. Ein Rätsel. Die Spur führt wie eine Kletterroute zu einer Schlüsselstelle, die zu überwinden schwierig erscheint. Man sieht da einen Griff, dort einen Tritt, doch sie passen nicht zusammen. Man versucht, höher zu kommen, scheitert, packt wieder an und wieder. Man kann nicht loslassen, bis man die richtige Kombination entdeckt, den Schlüssel, um die Stelle zu schaffen. Andrea wollte das Rätsel lösen, wie Claudia Baumberger zu Tode gekommen war, wer den Stein auf sie geschleudert hatte und warum. Ein Zufall der Natur oder die Absicht eines Menschen.“
Absturz oder Absicht, Seilriss oder -schnitt? Stefan König kennt sich aus in diesen Fragen: Schattenwand (2009), sein erstes Buch in der Gattung „alpiner Kriminalroman“, hieß im Untertitel Alpenkrimi; vier Jahre später kam Abgrund als „Bergkrimi“ daher. Er war der erste Band der neuen Reihe des Bergverlags Rother, die sich bewusst Berg- und nicht Alpenkrimi nennt. Sie umfasst bisher 16 Titel, fünf sehr lesenswerte davon verfasste Irmgard Braun. Zusammen mit Andi Dick ging sie auf die Bergkrimi-Lese-Show Berge im Blaulicht. Dicks Tod im Sommerloch (2017) wiederum gefällt bestens mit der Mischung Action und Aktualität, schrägen und geradlinigen Taten. Zwischen Erschließung und Erschießung versteckt sich nur ein dünner Buchstabe. Ich warte immer noch auf eine Fortsetzung.
Von anderen Alpenkrimis erscheint pro Jahr ein Band. Ganz fleißig ist Nicola Förg. Allerdings stelle ich nicht mehr alle Neuerscheinungen in meine Sammlung, wenn das Bergsportlich-kriminelle außen vor bleibt. Ihr erster Krimi in der Kommissar-Weinzirl-Reihe heißt Schussfahrt (2002), mit dem grundlegenden Untertitel Allgäu-Krimi; ihr erster in der Reihe der Kommissarinnen Mangold und Reindl Tod auf der Piste, mit diesem ebenso wichtigen Untertitel Ein Alpen-Krimi (2009). Eine Mischung aus beidem schuf Peter Nowotny mit seinen vier Allgäu-Thrillern von 2004 bis 2010. Und wenn wir dort schon auf krummen Pfaden lesend unterwegs sind, darf der zehnte Fall um Kommissar Kluftinger von Volker Klüpfel/Michael Kobr um Gottes Willen nicht fehlen. Auf dem Cover von Himmelhorn (2016) prangen Pickel, Hanfseil und Fels, auf der Rückseite ein schwindelerregender Text, der so beginnt: „Ein abgelegenes Seitental in den Allgäuer Alpen. Zwei jahrhundertealte Bergführerfamilien. Drei tote Bergsteiger. Ein dunkles Geheimnis.“ Da gibt‘s nur dies zu tun: kaufen, lesen, vielleicht hinfahren in dieses dunkle Gebirge.
Im Allgäu haben Touristiker eine Karte ersonnen, mit der man heute die Tatorte von Kommissar Kluftinger aufsuchen kann.
Von Tod auf der Piste bis Dunkle Schluchten: Nahezu jährlich schickt Nicola Förg ihre Kommissarin Irmi Mangold in einen neuen Alpenkrimi.
Wie Alpenkrimis direkt tourismusfördernd sein können, enthüllt Katharina Löffler in der literaturwissenschaftlichen Arbeit Allgäu reloaded. Wie Regionalkrimis Räume neu erfinden (2017). Darin geht es auch darum, wie im Allgäu Gemeinden, Unternehmen, Tourismus- und Heimatverbände den literarischen Erfolg mit Krimitourismus an Originalschauplätzen für sich nutzbar machen. Und da wir gerade eine kurze Brotzeit vor der nächsten Bergkrimiwoge eingeschaltet haben, sei die Lektüre von zwei detektivischen Kapiteln im Buch Das Erschreiben der Berge. Die Alpen in der deutschsprachigen Literatur (2014) ans strapazierte Herz gelegt: Der Alpenkrimi – Literaturgeografische und kulturwissenschaftliche Überlegungen zu einem hybriden Genre von Ursula Klingenböck und Tatort Heimat. Der Alpenkrimi als moderne Variante der Heimatliteratur von Anna Katharina Knaup.
Darf diese Alpenkrimi-Reihe denn sterben?
Die Alpen- und Bergkrimis, die meistens an einem realen Ort angesiedelt hängen, sind genau genommen eine Variante der regionalen Kriminalromane, die es seit rund 25 Jahren für immer mehr touristisch verlässliche und angepeilte Ziele gibt: Venedig, Bretagne und Engadin, um nur drei zu nennen. Man kann schon froh sein, wenn man an einen Ort kommt, wo sich nicht hinter dem nächsten Hotel oder der übernächsten Düne eine kühle Leiche oder ein cooler Ex-Polizist versteckt … Dass auch in bekannten Serien Bergsportliches zur Klärung beiträgt, nimmt der Bergkrimisammler gerne zur Kenntnis. So beispielweise in Martin Walkers Connaisseur (2020), dem zwölften Fall für Bruno, Chef de police. Zu ihm äußert eine Ärztin folgenden Verdacht: „Ich bin geübte Alpinistin, und als solche würde ich in den seltensten Fällen die Knie zum Einsatz bringen. Nur Hände und Füße, denn damit finde ich die bestmögliche Kontrolle und Balance. Knie sind klobige Gelenke und wenig hilfreich in solchen Fällen. Wenn wir davon ausgehen, dass Claudia keine Sportkletterin war, hätten wir hier ein schwerwiegendes Verdachtsmoment.“ Ob das stimmt, sei nicht verraten. Selber lesen, aber bitte nicht den Schluss zuerst.
Zum Schluss hier allerdings ein Abgang bzw. Abgesang auf einen Autor. Vierzehn Alpenkrimis – so hieß jeweils der Untertitel – schrieb Jörg Maurer seit 2009. Nicht alle sind hundertprozentige Bergkrimis, doch mit Schauplatz Garmisch-Partenkirchen zwischen Ammer-, Ester- und Wettersteingebirge ist der Bergbezug immer gegeben. Titel wie Felsenfest, Schwindelfrei ist nur der Tod oder Am Abgrund lässt man gern den Vortritt sind zudem glaubwürdige Zeugen. Nun sind die Gipfel abgetragen, auf dem Cover und im Buch. Band fünfzehn von 2023 heißt Kommissar Jennerwein darf nicht sterben. So viel sei verraten: Er tut es nicht. Ich las das Buch in einer Tour. Und freute mich besonders an diesem Einschub (solche Einfälle sind ein Markenzeichen von Maurer): „Was große Helden in ihren Rucksack packen“. Bei Reinhold Messner steht: Ersatzrucksack.
Die germanistische Abschlussarbeit des Berner Journalisten und Bergbuchautors Daniel Anker, Jahrgang 1954, heißt Der Doppelmord im Emmental. Ankers erster in einem Buch veröffentlichter Beitrag (Es muss nicht immer Milch sein) befasst sich mit zwei unbekannten Krimis von Johannes Mario Simmel, und seine Monografien zu Eiger und Matterhorn behandeln ihre fiktionale Literatur umfassend. In Ankers Buch der Woche auf bergliteratur.ch stellt er regelmäßig neue Alpen- und Bergkrimis vor.
zur Übersicht