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Kurz und bündig

Die schönste Zeit des Jahres: die Figl-Saison


Beim Firngleiten verschmelzen großer Spaß, Anpassung an den Klimawandel und ein gewisser Nonkonformismus zu einer der schönsten Fortbewegungsarten im Gebirge. Eine Art Liebeserklärung

Text und Fotos: Thomas Ebert

 

Ab die Post: Von der Reißenden Lahnspitz geht's hinab in den Soiernkessel.

 

Ewiges Leben, nackerte Weißwürste, Skifahren im T-Shirt: Ideen vom Paradies beruhen oft auf der Vereinigung von Unvereinbarem. Zwei bis vier Wochen im Jahr können auch irdische Wesen diesem Zustand ziemlich nahekommen – und gemeint ist damit nicht die Faschingszeit. Zwischen Maibaumfeier und Sonnwendfeuer, wenn die Nachte kühl und früh zu Ende gehen; wenn im Europapokal die letzten Spiele anstehen und das monatelang akkumulierte Schneemaximum jeden Tag schneller den bayerischen Flüssen und Badeseen entgegenapert, dann schlagt die Stunde der Firngleiter. Vormittags Firnfreuden, nachmittags Biergarten. Die schönste Zeit des Jahres ist da.

Firngleiter – oder kurz gesagt Figl, sind so etwas wie der Quastenflosser der Bergsport-Evolution: Für manche eine Sackgasse, für andere ein nicht weiter veredelbarer Zweig der Schöpfung, ein missing link zwischen Ski- und Wandersaison. Laut FIS-Reglement sind Figl sogar definiert, nämlich als 50 bis 66 cm lange Skier mit einer am Ende montierten Bindung.

 

»Wenn das monatelang akkumulierte Schneemaximum jeden Tag schneller den bayerischen Flüssen und Badeseen entgegenapert, dann schlägt die Stunde der Firngleiter. Vormittags Firnfreuden, nachmittags Biergarten. Die schönste Zeit des Jahres ist da.«

 


Seit rund 100 Jahren wird dieser Sport betrieben, bis heute gibt es beim Österreichischen Skiverband eine Sparte namens „Firngleiten/Shortcarving“, auf lokaler Ebene werden Traditionen wie etwa der Figl Cup im Allgäu gepflegt. Unterm Strich ist der Sport so lebendig, dass die Skifirma Kästle vor wenigen Jahren sogar einen neuen „Rennfigl" auf den Markt brachte.

 

Für Firngleiter und ihren Bierdeckel-Radius reicht zum Abfahren schon eine gut gefüllte Altschneerinne.

 

Uns interessiert aber eher der Figl im Bergsport. Ohne Zeitmessung, dafür mit etwas aufgeweichten Längenregularien. Denn wahrend der echte 66er-Figl an Drehfreudigkeit nicht zu überbieten ist, laufen die ebenso transportablen, gut einen Meter langen „Snowblades“ mit mittiger Bindung doch deutlich gutmutiger und im Flachen auch besser. 

Wie es der Zufall will, waren Snowblades in unseren Kreisen auch schlichtweg besser verfügbar: Ein bergsportfremder Spezl hatte sie aussortiert, weil er sich auf der Piste damit das Schien- und Wadenbein gebrochen hatte; der Schwester waren sie zu wenig tiefschneetauglich. Außer zwei grob meterlangen Brettern – für den Gebrauchtmarkt, aber auch für Anleitungen zum Eigenbau aus alten Skiern hilft das Netz weiter – braucht es zum Figln nur noch voll steigeisenfeste Bergstiefel, die in die Kipphebelbindung passen. Das war’s! Nicht komplett ignorieren sollte man die Lawinengefahr, auch wenn die meisten Prognostiker um diese Jahreszeit schon im Sommerschlaf sind.

Jetzt aber in die Praxis. Wo kann man überhaupt Firngleiten? Überall dort, wo sich der Altschnee bis in den Frühsommer hält und von umliegenden Wänden gefüttert wird – nach Adam Riese wird man also in Rinnen und Karen nördlicher Ausrichtung am ehes­ten fündig.

Populäre und in jedem Jahr durchführbare Touren sind etwa das Schlauchkar an der Birkkarspitze, das Hochglückkar oder die beiden Kare des Soiernkessels. Letzterer hat den Reiz, dass man über Seinskopf und Feldernkreuz sogar auf aperen Wanderwegen und in leichterem Schuhwerk aufsteigen kann.

 

Am Zugspitzplatt findet man auch im Juni noch genug Schnee für ein paar kurze Schwünge.

 

Von der Soi­ernschneid, dem Sattel zwischen Reißender Lahnspitz und Soiernspitze, kann man meist gut in den Kessel einfahren. Nach wenigen steilen Metern folgt ein schlicht und einfach wunderbarer 400-Höhenmeter-Hang in perfekter Neigung – zu flach und zu steil sollte es zum Figln nämlich nicht sein. 

Dann der jedes Jahr wieder spannende Blick über die Geländekante: Wie weit kommt man bis zum See runter? Viel braucht es dafür nicht: Zum Fahren reicht schon eine zwei Meter breite, alte Lawinenspur. So etwas mit Tourenski abzu­rutschen, wäre ziemlich spaßbefreit – nicht aber mit Figl oder Kurzski, die man auf einem Bierdeckel dre­hen kann. Unvergessen bleibt das Jahr 2017, in dem die Skisaison mit einem Sprung in den Soiernsee endete.

Überhaupt ist das richtige Timing beim Figln die dreiviertelte Miete. In Zeiten hochauflösender Web­cams mit Bildarchiv ist diese Miete aber vergleichs­weise schnell verdient – so gelang im Juni 2019 eine Kombination aus Figlvergnügen am Schafreuter mit anschließender Bootsfahrt auf der Isar.

Während dem Firngleiter die moderne Technik hier entscheidend hilft, sehen manche Beobachter den Sport durch an­deren Fortschritt bedroht, nämlich durch den Sieges­zug leichter und relativ bequemer Skitourenschuhe. Es stimmt schon – viel häufiger als Firngleiter sieht man heute Saison-Ausklängler, die sich ihre Tourenskier ans (E-)Bike binden und mit Carbon-Zweischnallern ins Rossloch oder zur Reintalangerhütte kurbeln.



In guten Jahren endet die Skisaison dann direkt im Soiernsee.

 

Ihr Vorteil ist natürlich der Aufstiegsmodus, über den Figl nicht verfügen. Mit Figl muss man entweder bei der Tourenplanung kreativer werden – Stichwort Rund­tour – oder eben mit Gamaschen und Grödeln über den Sommerschnee stapfen, was auch keine Katastrophe ist.

Antizyklisch unterwegs – aber nicht sinnfrei

Dafür genießt man beim Firngleiten den Reiz, gewissermaßen hybrid unterwegs zu sein: Bei einer Figltour gibt es keinen Quotienten von Abfahrts- zu Aufstiegshöhenmetern, ab dem eine Tour keinen Sinn mehr macht. Figln ist, um hier ein Modewort unter­zubringen, gelebte Resilienz: Wenn unten der Schnee nicht mehr reicht – ein Problem, das uns allen bekannt vorkommt –, dann gehen wir ihm eben entgegen.

Eine Skitour wie das Kistenkar, die alle zehn Jahre mal ge­nug Schnee im Waldgürtel hat, um mit Tourenski durchzukommen, ist mit Figl quasi jedes Jahr möglich. Figler sind vielseitig und anpassungsfähig, kommen in jedem Gelände zurecht, scheuen keine Forstautobah­nen und keinen Bergsee, auf dem noch die Eisschol­len treiben. Beim Figln macht man eine Bergtour, die idealerweise auch Abfahrtsspaß bereithält – was zählt, ist das Gesamterlebnis. 

 

»Figler sind vielseitig und anpassungsfähig, kommen in jedem Gelände zurecht, scheuen keine Forstautobahnen und  keinen Bergsee, auf dem noch die Eisschollen treiben.«

 

Wer zum Beispiel im Frühsom­mer die Zugspitze übers Höllental anpeilt, kann sich für ein paar schöne Schwünge auf dem Zugspitzplatt auch einfach noch die Figl seitlich an den Rucksack schnallen – während es schon ziemlich sinnfrei wäre, Tourenski und Plastikstiefel über Leiter, Brett und Klet­tersteig zu würgen. Oben reicht der Schnee meist noch bis zur Knorrhütte, und eine Dreiviertelstunde später steht man mit einer Radlermaß in der Hand am Rein­tallido. Viel besser geht es nicht.



Firngenuss und Strandurlaub – an der Reintalangerhütte liegt im Frühsommer beides ganz nah beieinander.

 

Fairerweise sei erwähnt: Ja, die Talhatscher nach dem Figlspaß können sich ziehen. Ratschen hilft. Oder der geistige Rückzug in den Nonkonformismus, was das Bergsteigen ja auch mal war. Nochmal die Ski rauszuholen, wenn andere schon am Baggersee lie­gen – dieser Gedanke kann beflügeln. 

Antizyklisch unterwegs zu sein, nicht in einem der jämmerlichen Sommerskigebiete, sondern um ein kreativ gefunde­nes, zeitlich zurechtgelegtes Sommerschneefeld aus eigener Kraft zu erreichen – kann eine durchaus tiefe Freude hinterlassen.

Stellvertretend sei hier ein Baustellenbesuch auf der zu sanierenden Probstalm zwischen Brauneck und Benediktenwand vor vier Jahren erwähnt: Mitte Juni, alles schlägt wie wild hellgrün aus, auf dem Blechdach der Hütte hätte man Spiegeleier braten können. Weit und breit kein Schnee zu sehen. Plötzlich raschelt es, zwei Bergsteiger zwängen sich mit Skiern am Buckel durch die Latschen. Was soll man sagen? Selten hat man ein besser gelauntes, breiter ge­grinstes „Nur für absolute Spinner!“ auf die Frage bekommen, ob es sich gelohnt habe.


Zur Person

Ein Jahr ohne Figltour im Soiernkessel ist für den Autor Thomas Ebert kein verlorenes Jahr – es ist nur schon lange nicht mehr vorgekommen.