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↑ Es ist überstanden: Freude über den Tagesanbruch nach Durchsteigung der Pic-Sans-Nom-Nordwand


„Wenn wir vor einer großen Wand im Auto gepennt ha­ben, kommen in der Nacht natürlich die Sorgen, was alles schiefgehen könnte. Manchmal war ich dann rich­tig glücklich, wenn ich morgens Regentropfen auf dem Autodach gehört habe.“ So schilderte Sepp Gschwendt­ner, Pionier des deutschen Sportkletterns, vor Jahren sein Erleben der wilden und grusligen Alpinkletterzeit mit dunklen Nordwänden, nassem, brüchigem Fels und Rostgurkenhaken.

Auch wenn keine Civetta- oder Lalidererwand be­vorstehen, kann guter Schlaf mit seiner wichtigen Erho­lungsfunktion beim Bergsport bedroht sein. Frei nach Sartres „Die Hölle sind die anderen“ mag man dabei spontan an die naturgegebenen Bergsport-Schlafstäl­le denken, die konzentrationsfeindlichen Matratzen­lager-Sägewerke auf Hütten, wo überreich zugeführte Kaspressknödel kleingearbeitet werden müssen, ge­schmiert durch reichlich Elektrolytgetränk mit vier lebenswichtigen Vitaminen (B, I, E und R), unter Emis­sion vibrierender Dauergeräusche, akzentuiert durch Apnoe-Pausen samt schlagartig wieder einsetzender Rachenatmung.

„Wer zuerst schnarcht, schnarcht am besten“, heißt verkürzt die Strategie dagegen, die der Kabarettist Georg Königer so skizziert: 1) Trinke kein Bier, sonst musst du nachts aufs Klo und schläfst anschließend im Schnarchterror nicht mehr ein. 2) Trinke also ausschließlich – und reichlich – Schnaps, damit du früh müde wirst und als Erster das Lager okkupieren kannst. 3) Poltern dann nach Zapfenstreich die anderen ins Lager, kannst du dank noch hoher Alkoholsedierung nach der Störung gleich weiterschlafen.

Die zweite Schlafstörung, an die man spontan denken mag, ist quasi freiwillig gewählt, ein intrinsisches Problem größerer Unternehmungen: Das frühe Aufstehen, das besonders für westalpine Hochtouren auch schon vor drei oder vier Uhr nachts stattfinden kann. Wie Malte Roeper mal geschrieben hat: „Zu einer Zeit, zu der vernünftige Menschen vom Feiern heimgehen, steigen wir bergauf.“ Bei meinen wenigen Westalpen-Führungswochen habe ich das tägliche Aufstehen samt tranigem Frühstück immer als Knackpunkt des professionellen Tagesgeschäfts betrachtet: Jeder Bissen ins fade Marmeladenbrot ein Teil des Führerhonorars.


↑ Wenn Schlaf sekundär wird: Warten auf das erste Licht am Mount Hunter


Aber es gibt genug Leute, die sich das freiwillig antun. Und die sind nicht alle geborene Frühaufsteher. Bleibt nur die Hoffnung, dass die Tour mit einem halb­wegs schlafwandlerisch begehbaren Weg beginnt, nicht mit Moränengestolper oder Spaltendurchschlupf-Fin­den im Stirnlampengefunzel. Denn die Option, dem frühen Aufstehen einfach durch frühes Schlafenlegen zu begegnen, scheitert oft an naturgegebenen Hinder­nissen. Etwa dem späten Essenstermin auf der Hütte oder dem Lärm, der ins Lager dringt.

Eine besonders eklatante Geschichte: Für den Nordpfeiler des Mount Hunter in Alaska wollten Toni Gutsch und ich um Mit­ternacht aufstehen, um viel vom Tag zu haben, und leg­ten uns um drei Uhr nachmittags ins Zelt. Die Sonne brannte drauf, draußen im großen Basislager herrschte Trubel und Flugverkehr, wir wälzten uns chancenlos hin und her und waren um Mitternacht eher erschöpft als ausgeschlafen. Unter Freunden kann eine Diskussion intensiv und trotzdem pragmatisch verlaufen – letzt­lich legten wir uns nochmal hin. Und um fünf waren wir erholt und hatten eine großartige Tour.

Mancher klettert im Schlaf weiter

Der dritte Feind des Schlafs ist Kälte. Einige mei­ner durchzittertsten Nächte habe ich in Winterräumen sekundengezählt, in Italien als „casa invernale“ (besser: infernale?) bezeichnet: mit sämtlichen Klamotten unter Bergen harter Wolldecken eher erdrückt als gewärmt. Nur wenige Biwaks waren kälter, etwa das ohne Schlaf­sack auf 4000 Metern am Mount Hunter, in Löffelchen­stellung klappernd aneinandergepresst; Schlaf war da sekundär, nur das erste Dämmerlicht zählte. Dabei hatten wir die karge Ausrüstung selbst gewählt, um Gewicht zu sparen. „Härte kann manchmal ganz schön hart sein“, hat mal ein Alpinist geschrieben. Trägt man dagegen Schlafsack und Isomatte mit, kann ein Biwak unter oder auch während der Tour richtig cool statt kalt sein. Wie bei Silvan Metz, der mit Martin Feistl in Sicht­weite unter dem für den nächsten Tag geplanten Wal­kerpfeiler biwakierte und schrieb: „Wie ein guter Porno, man muss einfach hingucken.“

Vorfreude auf ein passend gewähltes Traumziel kann guten Schlaf fördern, ob auf einer Hütte, im Bi­wak oder daheim (wo die Anfahrt oft ein noch früheres Aufstehen erzwingt). Aber die Kehrseite großer alpiner Träume können auch Alpträume sein. Denn der Reiz unserer selbst gestellten bergsportlichen Aufgaben ist ja eine gewisse Unsicherheit – eben, ob die Aufgabe passt: Wird das Wetter so gut wie vorhergesagt? Sind die Verhältnisse wie erwartet? Passen Vorbereitung und Tagesform – bei mir und im Team?


↑ Der klassische Biwakplatz aller Aspiranten für die Dru-Westwand: viele vorbereitete Plätze am Rognon


Martin Schließler, großer Bergsteiger und -filmer der 50er-, 60er-Jahre, hat eine Szene im Matratzenlager der Oberreintalhütte geschildert, wo er vor der Erstbe­gehung der Oberreintaldom-Nordwand zu schlafen ver­suchte: „Das Massenlager hat etwas Gespenstisches an sich, wenn man wach liegt. Einige Bergsteiger schnar­chen. Dann und wann übertönt ein gequältes Stöhnen oder auch ein Schrei die normale Geräuschkulisse im Raum. Mancher klettert im Schlaf weiter. Das Erlebnis einer schweren Bergtour lässt sich nicht einfach aus­schalten. Ich denke an die senkrechte Wand, die wir morgen ersteigen wollen. Kurt dagegen schläft ruhig neben mir, er hat im Krieg an der Front gelernt, abzu­schalten. … Die Zeit scheint stillzustehen. Oft schaue ich auf die Leuchtziffern meiner Uhr.“

Nun soll ja ein gewisses Lampenfieber – ein Eu-Stress (hat nix mit der EU zu tun) – förderlich sein für die Konzentration und Fokussierung auf das Bevorste­hende; das gilt für öffentliche Auftritte oder Prüfungen wie am Berg. Und größere Projekte – ob Eigernordwand, Jubiläumsgrat oder „nur“ eine mehrstündige Wande­rung (die Marge des persönlichen Könnens entschei­det) – sollten in der Tourenplanung mit möglichst allem Für und Wider durchdacht werden: Was tun wir, wenn …? Nur sollte daraus kein Gedankenkarussell werden, das nach dem nächtlichen Toilettengang anspringt und sich auch durch meditative Atemübungen nicht mehr bremsen lässt.

Die „Nacht davor“ ist eben eine besondere. Und die Gedanken können nicht nur um die Traumtour selbst kreisen; Steve House hat einmal sinngemäß geschrieben: „Was ist dir im Leben wichtig? Das, woran du in der Nacht vor einem harten Solo denkst.“ Für den Speed-Solo-Profi Dani Arnold ist unruhiger Schlaf vor schweren Projekten „Standard, sogar für die Wochen davor. Das Schlafproblem haben so viele, wenn man ehrlich drüber redet. Weil das ganze so kopflastig ist, dass man es immer wieder durchgeht. Aber die Nacht davor wird überbewertet: Zwanzigmal aufwachen ist ok, solange das Bauchgefühl stimmt.“


↑ Für einen guten Start in den Tag: 5-Minuten-Terrine in der Spinne, Eigernordwand


Weniger Probleme hat der Bergführer Albert Neuner, der auch regelmäßig free solo klettert: „Zur Tourenplanung gehört, sich perfekt vorzubereiten und Möglichkeiten im Kopf durchzuspielen. Wenn ich dann fühle „jetzt passt’s“, freue ich mich schon auf den Tag der Realisie­rung. Wenn ich schlecht schlafen würde, wäre ich nicht bereit dafür, dann würde ich es bleiben lassen und die Tour nochmal anschauen gehen. Nachtgedanken habe ich eher vor einer extremen Führungstour, denn mit Gast hast du immer die volle Verantwortung, und auch wenn du ihn kennst, weißt du nie, was ist. Aber auch das sind nur Momente.“

Nicht tiefenentspannt zu sein, gehört dazu

Wer also im Bett rotiert vor einer Bergtour, darf sich trösten, nicht allein zu sein – auch die Besten kennen das Phänomen, bis vielleicht auf den amygdalareduzierten Alex Honnold. Sein Namensvetter Alex Huber sieht es ohnehin positiv: „Die unruhige Nacht vor einem großen Vorhaben sehe ich als wichtigen Bestandteil der guten Vorbereitung. Das Wechselbad der Gefühle zeigt mir, dass mein Geist sich damit auseinandersetzt. Wenn am Ende das Selbstvertrauen gewinnt, dann kann ich berechtigt davon ausgehen, dass ich nicht planlos reingestolpert, sondern zum Ergebnis gekommen bin, dass ich gehen kann und darf. Nicht tiefenentspannt zu sein, gehört für einen reflektierten Geist dazu.“ Nachtgedanken können kommen; man darf sie auch wieder gehen lassen.

Irgendwann kommt dann auch der Schlaf. Wenn nicht, oder nicht ausreichend, muss man nicht gleich die Tour abblasen, solange man weiß, dass Vorbereitung und Ver­hältnisse passen. Aber man sollte im Team ehrlich über Müdigkeit reden und Konsequenzen ziehen: besonders gut auf sich und auf einander aufpassen, vielleicht eine kleine Döse-Rast zwischendurch einlegen, Körper und Geist beobachten – manchmal kommt die Energie mit der Aufgabe, strömt aus dem Fels beim ersten Griff.


↑ Nach der letzten Talfahrt wird die Toilette der Aiguille-du-Midi-Seilbahn zum beliebten Berghotel.


Die Grenze zwischen angemessener Anspannung und ungutem Bauchgefühl, das ein Umdrehen nahelegt, lernt man mit Erfahrung besser einzuschätzen, fehler­frei wird man nie dabei. Andererseits wird man viel­leicht mit dem Alter zurückhaltender: ob aus Wahrnehmung der nachlassenden Leistungsfähigkeit; aus dem Wissen, was schon alles knapp gutgegangen ist oder eben nicht; oder einfach deshalb, weil das Tourenbuch schon gut gefüllt ist und ein weiterer Eintrag zwar will­kommen, aber nicht wichtig ist. Und wenn kein Stress aus dem Beruf in das nächtliche Hirn drückt, finden an­dere nichtige Sorgen hinein: Funktioniert der Wecker? Hab ich alles gepackt? Ist das Auto vollgetankt?

Bei mir stelle ich fest, dass mich sogar das Sport­klettern stressen kann. Mit einem mehrtägigen Rot­punktprojekt im Kopf klettert man die gelernten Züge vor dem Einschlafen und vor dem Aufstehen – und vielleicht auch mal bei Nacht. Der Kopf ist manchmal erschöpfter als der Körper, wenn es dann geklappt hat. Ein Trost: Der „Schlaf danach“ ist umso besser. Wenn etwa auf der Heimfahrt vom Frankenjura nach Mün­chen zuerst meine Frau und dann ich (also idealerweise immer der, der gerade nicht fährt), in die postvertikale Depression auf dem Beischläfersitz abtauchen, könnte man an Eugen Guido Lammer denken. Sein Satz „un­löschbar der Durst nach Todesgefahr“ kann ja gelesen werden als: der „Durst danach“ ist unlöschbar – und der „Schlaf danach“ ist besonders gut. Da lassen sich dann eventuelle Defizite nachholen.

 


Zur Person

Andi Dick schläft eigentlich gern bis neun – aber eine gute Tour weckt seine Lebensgeister, auch wenn er noch so schlecht geschlafen hat. Man kann ja beim Sichern am Stand die Augen zumachen …