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Traumpfad ins Glück

Eine Mutter-Sohn-Bergtour von München nach Venedig


550 Kilometer, 22.000 Höhenmeter und 34 Tage – eine unvergessliche Bergtour von München nach Venedig mit meinem 9-jährigen Sohn Johannes und seinem Kuschelfuchs Schmedgar

Text und Fotos: Daniela Abentung

 

Absurde Schönheit, alles im Einklang: Abendstimmung auf der Hängebrücke an der Olpererhütte

 

„Nur noch 520 Kilometer, das schaffst du, Mama“, ermuntert mich Johannes nach kurzem Nachrechnen. Wir kämpfen uns mit schweren Rucksäcken durch ein Labyrinth dichter Weidenbüsche. Seit Stunden sind wir in den Isarauen hinter Geretsried südlich von München unterwegs. Jeder Schritt versinkt im Matsch. Der Pfad endet erneut im dichten Mückenschwarm, dahinter bricht der Hang wieder ab zur flirrenden Isar. Kein Handyempfang. Ein Fehler, meine Offline-Karten noch nicht zu laden, ich orientiere mich an der Sonne. Die Tour ist trotz sorgfältiger Planung schon jetzt voller Überraschungen.

Vor uns prangen vier einmalig leere Wochen: von den dichten, grünen Auen der Isar zu den einsamen Wänden des Karwendels, durchs raue Wetter der Zillertaler Alpen und entlang der glitzernden Gipfel des Alpenhauptkamms; über die bleichen Dolomiten mit Peitler, Sella und Civetta bis in die venezianische Lagune. Ein Gewaltmarsch durchs Hochgebirge steht an, vor dem ich Respekt habe. Habe ich an alles gedacht? Werden wir durchhalten? Wird das Wetter passen? Werden wir in den Flow kommen?

 

»An die täglichen Distanzen über einen Monat hinweg müssen wir uns gewöhnen; oft werden wir bis zu zehn Stunden unterwegs sein.«

 

Hinter mir liegen Monate der Vorbereitung. Als Münchner Kindl mit Tiroler Wurzeln sind mir die bayerischen Hausberge, das Karwendel und die Zillertaler herzenslieb, die Dolomiten winken aus meiner Studienzeit in Italien herüber. Schon lange zieht mich der Traumpfad von München nach Venedig magisch an: Heimat. Ich sehne mich auch nach einer Auszeitaus meinem beschleunigten Alltag in Belgien und freue mich auf die Zeit mit meinem Sohn, der die Berge ebenso liebt wie ich. Trotz seines jungen Alters bewältigt er lange Touren gut, aber an die täglichen Distanzen über einen Monat hinweg müssen wir uns dennoch gewöhnen; oft werden wir bis zu zehn Stunden unterwegs sein.

Der Traumpfad führt uns aus der Großstadt München entlang der Isar. Erster Blick auf die Benediktenwand vom Malerwinkel aus, Steinböcke auf derselben, Abkühlung in den Laintaler Wasserfällen. Dann Eintauchen ins einsame Karwendel, vorsichtig die holprigen Pfade übers Bäralpl.



Gehen, gehen, gehen: Von dieser Tour kann man noch Jahre später zehren.

 

Schlechtes Wetter zwingt uns über Forstwege des Grauens hinüber zum Halleranger. Noch beschweren sich unsere Körper nicht, auch Johannes verarbeitet das Pensum Nacht für Nacht erstaunlich gut. „Mama, wo schlafen die Schmetterlinge?“ – „Können uns die Berge hören?“, seine Fragen, ganz im Hier und Jetzt, bringen mein Gedankenkarussell zum Abbremsen. Wir lachen, pfeifen, singen, schweigen, identifizieren Teufelskralle, Leimkraut, Schafgarbe und die goldleuchtende Arnika.

Die hochgelegene Hallerangeralm oberhalb des Isarursprungs strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Die Energie lässt sich greifen, Tiroler Gröstl gibt es auch. Ludwig Graßler, der „Erfinder“ des Traumpfads in den 1970ern, hat sich hier an seinem Lieblingsort seine letzte Ruhestätte gesucht. Unter dem Vordach der Totenkapelle beobachte ich, wie die ersten Sonnenstrahlen durch die letzten Regentropfen eines Sommergewitters brechen. Ich folge den Linien der schroffen Wände um mich herum mit den Augen und halte den Moment fest. Ein Gefühl der Dankbarkeit und Freiheit breitet sich in mir aus, das größer ist, als ich denken kann.

Mit warmem Kakao und Steinchenwerfen ist alles möglich

Oben am Lafatscher Joch dann die erste Zäsur: Der Alpenhauptkamm rückt in den Blick. Schneefelder, Gämsen und Enziane auf dem ausgesetzten Wilde-Bande-Steig zur Pfeishütte. Nur der schwere Rucksack bewahrt mich vor dem mentalen Davonfliegen. Wieder hat das Wetter gehalten. Unten in Innsbruck verabschieden sich ein paar überflüssige Pfunde aus dem Rucksack und die Freunde, die uns anfangs begleitet und angefeuert haben. Ich versuche, Erwartungen und Pläne loszulassen, flexibel zu bleiben. Hütten sind von nun an keine mehr reserviert, ich frage ein, zwei Tage vorher nach stornierten Plätzen.

Weiter. Ein paar schwarze Bergwege hinterm Glungezer verläuft die Etappe zur Lizumer Hütte durch militärisches Sperrgebiet. Schilder mit Schusswarnung, Starkregen, Sicht von einem Meter fordern mich, auch halte ich Johannes immer wieder an, bei mir zu bleiben. Er geht sicher und ohne Angst, aber auch mit wenig Risikobewusstsein.



Sehr viele Dinge sind verzichtbar auf einer Alpenüberquerung. Warmer Kakao gehört nicht dazu.

 

Am Nachmittag sind wir trotz guter Regenkleidung nass bis aufs Mark. Noch zwei Stunden von zehn, keine Seele ist unterwegs. Johannes stellt uns und unser Abenteuer nicht eine Sekunde infrage, er freut sich über das Pferd, das uns am Wegesrand eine Weile begleitet, die Löcher, die sich manchmal im Nebel auftun, die neuen Pfützen zum Steinewerfen und auf seinen geliebten Hüttenkakao.

In der dampfigen, vollbesetzten und überlauten Gaststube, am München-Venedig-Stammtisch, unter der niedrigen Decke, ist es mir zu viel. Zu viel Input, zu viele Emotionen. Drei-Gänge-Menü, zackiger Rundgang des Hüttenwirts zwecks Folgetagesplanung, Aufregung, Ansprache, Adrenalin allerorten, feuchte Kleidung. Ich erlebe einen ersten Moment der körperlichen, auch mentalen Erschöpfung. Unsere Reise kommt mir anmaßend vor, als wären wir Wanderer ohnehin zu klein für diese Szenerie.

Johannes will die Brettspiel-Sammlung durchprobieren oder die Kletterwand bezwingen, findet Spielgefährten. Nach zwei Wochen der Euphorie und Dynamik bin ich überstimuliert, Rückzug ins Kellerlager, Fieber. Wir legen einen Pausentag ein, ich ordne meine Gedanken und ruhe aus. Johannes klettert, liest, wirft Steinchen in den See vor der Hütte, in dem sich die umliegenden Gipfel spiegeln. Auch die Schüsse des Heers hören auf.

»Nach zwei Wochen der Euphorie bin ich überstimuliert, zu viel Input, zu viele Emotionen. Unsere Reise kommt mir anmaßend vor, als wären wir ohnehin zu klein für diese Szenerie.«

 

Mit frischer Kraft geht es durch steiles Geröll auf den Geier, mein Highlight der Reise. Oben beherrschen die weißen Eisriesen des Alpenhauptkamms das Bild, der Tuxer Ferner, von links unten leuchtet der spiegelblaue Junssee her, rundum ein Meer an Alpenblumen. Wir flanieren einige Stunden einen kaum fußbreiten Pfad am Kamm entlang gen Süden. An einem sehr steilen, feuchten Wiesenhang ermahne ich meinen Sohn einmal mehr, vorsichtig zu gehen. „Mama, es ist so schön, ich fliege wie auf einer Wolke. Wir können auch hier sterben, das wäre doch gut? Dann müsste ich auch nicht mehr in die Schule.“ Mein Hinweis auf den heißen Kakao am Abend auf dem Tuxer Jochhaus rückt die Dinge wieder ins rechte Licht.



Nach Wochen des Gehens und Steigens fallen auch die Eisenwege in den Dolomiten nicht mehr schwer.

 

Am Nachmittag sind wir trotz guter Regenkleidung nass bis aufs Mark. Noch zwei Stunden von zehn, keine Seele ist unterwegs. Johannes stellt uns und unser Abenteuer nicht eine Sekunde infrage, er freut sich über das Pferd, das uns am Wegesrand eine Weile begleitet, die Löcher, die sich manchmal im Nebel auftun, die neuen Pfützen zum Steinewerfen und auf seinen geliebten Hüttenkakao.

Wir folgen dem Berliner Höhenweg vom Friesenberghaus zur Olpererhütte, wo sich Greiner, Schönbichler Horn, Hochfeiler und Hochsteller im wechselnden Abendlicht in absurder Schönheit präsentieren. Wattewolken und bester Kaiserschmarrn ever. Am Nachmittag des 17. Tages überschreiten wir am Pfitscherjoch die Grenze nach Italien, noch 250 Kilometer.

„Endlich keine Körnersemmeln mehr“, ist Johannesʼ Kommentar dazu. Auf der Europahütte die ersten Schlutzkrapfen mit Buttersoße. Mit neuer Leibspeise im Bauch glaubt Johannes umso mehr an mich, an die Reise, an die Berge. Tiefe Freude und Leichtigkeit breiten sich in mir aus. Unterwegs in den Bergen lernen wir Vertrauen in den Tagesablauf, unser Wissen, unseren Tritt, den Prozess des Lebens.

Dolomiten: Im totalen Ausgleich

Wechsel: Wir erreichen die Dolomiten, stehen direkt vor der unwirklich steil aufragenden Peitlergruppe. Neun Tage werden wir das grandiose Bergpanorama durchschreiten, entlang der Alta Via 1 und 2, durch Sella und Civetta bis nach Belluno, der „strahlenden Stadt“. Maurerbergalm, Medalgesalm, Puezhütte, Rifugio Boé, Capanna Piz Fassa, Rifugio Viel del Pan, Rifugio Castiglioni, Rifugio Tissi, Vazzoler, Carestiato heißen die nächsten Stationen. Die mal gelben, mal rosafarbenen Felsformationen der „bleichen Berge“ über den sanften, grünen Hochwiesen sind ein Augen- und Seelenschmaus.

Trotz Hauptreisezeit August ist es nicht so überlaufen wie befürchtet, die sehr limitierten Schlafplätze auf den Hütten tragen dazu bei. Der Sellastock, ein blockartiger Irrgarten aus nackten Felsplatten und sich schichtenden Plateaus ist einer der vielen landschaftlichen Höhepunkte: Ausgesetzte Felssteige, die unsere Klettersteighandschuhe auf die Probe stellen, geröllig-steile Scharten, mondartige Hochebenen nebensurreal geformten Abgründen, und der Piz Boé, mit 3152 Metern der höchste Punkt unserer Tour, begeistern mich. Der immergleiche Wanderrhythmus macht den Kopf leicht, erfordert nichts als genug zu trinken, reichhaltiges Essen, Zeit zum Kartenspielen und guten Schlaf. Ich bin im totalen Ausgleich.



Der beste Platz auf einer Alpenüberquerung: Schmedgar, der Fuchs, ist immer dabei.

 

Langatmig werden wir, und gute Zuhörer

Der letzte Druck fällt ab. Wir wissen, dass wir es schaffen werden. Johannes mit seinem Fuchs, mit seinem unerschütterlichen Glauben an das Gute, zweifelt ohnehin nie. Was uns fehlt, ist nicht wichtig. In seiner kindlichen Gewissheit lerne ich von ihm, gleichzeitig sorgt meine Planung dafür, dass sein Vertrauen nicht enttäuscht wird. Wir werden schneller, stärker, Regen macht nichts aus, es kommt Sonne. Oft sind wir mit den vielen Murmeltieren allein. Die Etappen sind lang, sehr lang, doch zum Steinchen werfen reicht es immer. Jede Muskelfaser ist wohlig-angespannt, der Geist klar, das Gemüt heiter.

 

»Wir werden schneller, stärker, Regen macht uns nichts aus, es kommt Sonne. Ich habe uns beide noch nie so strahlend gesehen.«

 

Wir wandern den Bindelweg entlang mit Blick auf die bleigraue Marmolada, dann auf Bändern entlang der Civetta-Nordwände, der Monte Pelmo zieht an uns vorbei. Bedauern, im sagenumwobenen Coldaisee nicht geschwommen zu sein (wir wollen noch auf der Tissi-Hütte zu Abend essen und müssen uns beeilen), weiter, immer weiter Richtung Belluno. Hier ein letztes Mal bergauf, der Höhenzug Nevegal, der letzte Gipfel Col Visentin, Abschied von den Alpen. Schmetterlinge in Pastell, silbriger Sonnenuntergang über dem Piave, die Berge hinter uns verschwimmen im Abenddunst – war alles nur ein Traum?

Der Traumpfad ist zeitlos. Der Berg holt mich wieder in die Ruhe, die Aufregung der letzten Tage, Monate, Jahre legt sich. Langatmig werden wir, und gute Zuhörer und Zuschauer, während wir gehen, gehen, gehen. Spüren, wie Körper und Geist in Einklang kommen, wie gut das Gehen tut.

Jeder Schritt erzählt uns eine Geschichte: von der Entstehung der Alpen, vom Großen Krieg, von Menschen, die wir unterwegs treffen, vom See neben dem Torre Venezia in der Civetta, der bis zum Mittelpunkt der Erde führt, und von uns selbst. Umrisse tauchen langsam auf, Horizonte verschieben sich allmählich, es gilt wieder der vergessene Rhythmus von Tag und Nacht, Sonne und Mond und wanderndem Sternbild. Geduld, Hiersein.



Stolz, traurig und überglücklich zugleich: das Ende der Reise am Markusplatz von Venedig

 

Die letzten Etappen führen durch Weinberge, la Strada del Prosecco, starker Autoverkehr und Hitze setzen uns zu. Menschenmassen in Jesolo, ein laut beschallter Supermarkt, kurz ins Meer, Pause. Schließlich die letzten 25 Kilometer Fußmarsch zur Lagune: Der sandige Fuchs Schmedgar feuert an, dann in Punta Sabbioni Boot Nummer 14. Dieselrauch und Salz in der Luft, Möwen und Tagestouristen schreien durcheinander, ein Stehplatz am offenen Fenster, wir schweigen. Nach 34 Tagen erreichen wir den Markusplatz, braungebrannt wie Kastanien. Strahlend und erschöpft. Zutiefst traurig, dass es vorbei ist, und unendlich froh, angekommen zu sein.

Noch Monate später glaube ich, das Rauschen der Bergbäche zu hören – die Musik der uns begleitenden oder kreuzenden Bergwasser. Ich sehe die leuchtenden Blumen, den weiten Horizont, und spüre nach. Kinder lieben es, Unentdecktes zu erkunden, während wir Erwachsenen uns unserer Grenzen oft überbewusst sind. Aber oft sind sie überwindbar, und dann breitet sich das Leben glänzend vor uns aus. Ich habe uns beide nie so strahlend gesehen.

 

Auch Johannes hat einen Aufsatz über die München-Venedig-Wanderung geschrieben. Seine Sicht der Dinge folgt unten.


Etappen des Mutter-Sohn-Traumpfads

1. Das Alpenvorland
Etappe 1: München Marienplatz – Kloster Schäftlarn
Etappe 2: Kloster Schäftlarn – Geretsried
Etappe 3: Geretsried– Bad Tölz
Etappe 4: Bad Tölz – Tutzinger Hütte
Etappe 5: Tutzinger Hütte – Gasthaus Vorderriss

2. Die Nordalpen
Etappe 6: Gasthaus Vorderriß – Karwendelhaus
Etappe 7: Karwendelhaus – Hallerangeralm
Etappe 8: Hallerangeralm – Pfeishütte
Etappe 9: Pfeishuette - Innsbruck

3. Die Zentralalpen
Etappe 10: Innsbruck – Glungezerhütte
Etappe 11: Glungezerhütte – Lizumer Hütte
Etappe 12: Lizumer Hütte – Tuxerjochhaus
Etappe 13: Tuxerjochhaus – Olpererhuette
Etappe 14: Olpererhuette – Pfitscherjochhaus
Etappe 15: Pfitscherjochhaus – Landshuter Europahütte
Etappe 16: Landshuter Europahütte - Sterzing
Etappe 17: Sterzing – (kurz Bus weil erschöpft) – Maurerberghütte

4. Die Dolomiten Nord
Etappe 18: Maurerberghütte – Medalgesalm
Etappe 19: Medalgesalm – Puezhütte
Etappe 20: Puezhütte – Rifugio Boè
Etappe 21: Rifugio Boè – Capanna Piz Fassa
Etappe 22: Capanna Piz Fassa – Rifugio Castiglioni
Etappe 23: Rifugio Castiglioni – Alleghe

5. Die Dolomiten Süd und Col Visentin
Etappe 24: Alleghe – Rifugio Tissi
Etappe 25: Rifugio Tissi – Rifugio Vazzoler
Etappe 26: Rifugio Vazzoler – Rifugio Carestiato
Etappe 27: Rifugio Carestiato – Agordo
Etappe 28: Agordo – Belluno
Etappe 29: Belluno – Rifugio Col Visentin

6. Die Piave-Ebene
Etappe 30: Rifugio Col Visentin - Tarzo
Etappe 31: Tarzo – Ponte della Priula
Etappe 32: Ponte della Priula – (kurz Bus weil 43 Grad) – Jesolo
Etappe 33: Jesolo – Venedig

Persönliche Lieblingsetappen:


Danielas Tipps für eine Alpenüberquerung

1. Flexibilität als Schlüssel zum Glück
Wenn man wegen schlechter Witterung, vielleicht sogar bei Gewitter, aufgrund von Erschöpfung oder einfach nur so an einem besonders schönen Plätzchen innehalten kann und vom Ende der Etappen her keinen Zeitdruck verspürt, lässt sich die Reise besonders gut genießen. Stornoplätze finden sich auf den Hütten fast immer – bei Anruf oder Mail am Vortag. Eine gute Zahl angezahlter Übernachtungen konnten wir nicht wahrnehmen, die Beträge werden prinzipiell selbst bei zeitiger Absage nicht mehr zurückerstattet.

2. Pausen nutzen und Etappen teilen
Gönnt euch Pausen und teilt längere Etappen auf. Die Strecke von Rifugio Tissi zum Rifugio Carestiato lässt sich wunderbar in zwei Teile splitten, um das Erlebnis zu verlängern und sich an diesem wunderbaren Ort Zeit für Erholung zu nehmen. Wir haben insgesamt drei Pausentage eingelegt und einige Etappen auf diese Weise entspannt und im eigenen Tempo gemeistert.

3. Umwege lohnen sich
Der Standardweg ist nicht immer der schönste. Alternativen wie Wilde-Bande-Steig/Pfeishütte/Innsbruck/Zirbenweg statt Hall in Tirol oder Landshuter Europahütte statt der Gliederscharte nach Pfunders bieten neue Perspektiven. Letztere Etappe (über die Gliederscharte am Hochfeiler nach Pfunders) wird im Rother Wanderführer mit 8 Stunden Nettogehzeit bei 1200 Höhenmeter Aufstieg und 1550 Höhenmeter Abstieg angegeben. Mitreisende berichteten von bis zu zehn Stunden Nettogehzeit. Unserer Erfahrung nach sind die im Führer angegebenen Nettogehzeiten etwas zu kurz. Rechnet man Pausen hinzu – bei angesagtem Regen und wenig Sicht zwar mach-, aber auch auslassbar.

4. Leicht packen – Was in Innsbruck rausflog
Je leichter, desto besser! Bei uns mussten einige Sachen in Innsbruck bleiben, darunter: Hausschuhe (auf jeder Hütte vorhanden), Unterhosen & Socken (zwei Unterhosen, zwei Sockenpaare pro Person reichen), T-Shirts (zwei Merino-Shirts reichen), Daunenjacke (bisher nicht gebraucht, sollten wir in den Zentralalpen und Dolomiten auch nicht brauchen), normale Handschuhe (Klettersteighandschuhe reichen), Schals, Tempo-Taschentücher, Vitaminpräparate, Magnesium, Zinksalben, bunte Tapes, bisherige Papierkarten sowie Papierkarten ab Belluno (Rother Wanderführer und Satellitenkarte reichen für letzteres), Stifte, loses Zeichenpapier, Kartenspiele (gibt es auf jeder Hütte), Knirps-Schirm (durch Ultraleicht-Regenschirm ersetzt), normales Handy-Aufladegerät (durch Ultraleicht-Aufladegerät ersetzt)

5. Blasenprävention: Füße pflegen
Ein gutes Ritual gegen Blasen: Füße morgens und abends mit Hirschtalg eincremen – auch wenn es anfangs gewöhnungsbedürftig ist. Es ist ein echtes Wundermittel! Und die günstigen Decathlon-Socken waren angenehmer zu tragen als die mit Silberfäden.

6. Erfrischung in der Natur
An heißen Tagen sind die Isar, die Laintaler Wasserfälle, das Innsbrucker Tivolibad und der Coldaisee perfekte Badestellen. Die Badesachen sollten immer oben im Rucksack verstaut sein, ebenso wie eingeplante Zeit zum Abkühlen!

7. Hütten-Tipps für ruhige Nächte
Für eine entspannte Nacht: Vazzoler-Hütte statt Rifugio Tissi (ruhiger und gemütlicher) und die Hallerangeralm statt des Hallerangerhauses für mehr Gemütlichkeit. In der Puez-Hütte empfehlen wir das 6-Personen-Dachlager mit Ausblick anstelle der engen 3-Personen-Etagenbetten-Labyrinthe darunter.

8. Tagebuch mitnehmen
Ein Tagebuch mitzunehmen ist eine wertvolle Erinnerung an die Reise. Ich lebe zu schnell – nach der Reise bin ich wieder in mir angekommen. Bereits wenige Wochen nach der Rückkehr saugte der alte Rhythmus wieder an mir. Das Tagebuch zu konsultieren, ermöglichte mir, das Gelernte besser umzusetzen.

9. Offen bleiben – Jeder Tag ist anders
Bleibt komplett offen, denn jeder Tag ist anders: Gestern noch fiebrig und genervt, Sicht null, Kleidung feucht, heute klappt alles wie am Schnürchen und die Sonne scheint prachtvoll.

 

Top 3 Momente:

  • Gipfelbucheintrag auf der Benediktenwand, die gesamte Strecke vor Augen
  • Sonnenuntergang auf der Landshuter Europahütte
  • Kaiserschmarrn zum Abendessen auf der Medalgesalm

Zur Person

Die Politologin Daniela Abentung (Jahrgang 1973) arbeitet aktuell in Brüssel. Die Berge ihrer Heimat Oberbayern und der Tiroler Heimat ihres Vaters sind die große Leidenschaft unseres Sektionsmitglieds.



Meine Alpenüberquerung – Das riesige Abenteuer mit Mama und Schmedgar

Johannes' Sicht auf die Alpenüberquerung


Text: Johannes Abentung; Fotos: Daniela Abentung

 

Ich weiß nicht genau, wann es begann, aber irgendwann liefen Mama und ich los – 550 Kilometer über die Alpen, und zwar zu Fuß, in den Sommerferien. Fünf Wochen lang. Mama meinte, es wird ein Abenteuer, aber ich wusste nicht genau, was für eins. Jetzt weiß ich es.

Als Erstes fuhren wir mit unserem Gepäck zum Marienplatz. Der ist in München, wo Mama und ich geboren sind. Wir verbrachen die ersten sechs Tage mit unseren Freunden. Gemeinsam gingen wir drei Tage die Isar entlang. Am Anfang wollte ich keine Sonnencreme benutzen, weil das irgendwie unnötig war. Aber Mama sagte immer, dass es wichtig ist. Schon am zweiten Tag wollten uns dann die Mücken fast fressen und ich gab nach, benutzte die Creme und sogar das Mückenspray. Auch wenn es so heiß war wie in einer Sauna, zog ich mir meine langen Regensachen an, um die Isar-Busch-Labyrinth-Mücken auszutricksen. So hatte ich kurz meine Ruhe. Dann wurde meine ganze Wade unterm Knie dick von einer Art Mutanten-Mücke und wir mussten in Bad Tölz zum Arzt, aber dann ging es wieder. Von dort aus haben wir die Alpen schon richtig gesehen. Wir kamen in den Bergen an und unser erstes Gipfelkreuz war die Benediktenwand. Die Aussicht dort war sehr schön.

Meine Mutter und ich gingen an der Seite runter und immer weiter. Ich habe Mama ständig Sachen gefragt, zum Beispiel ob Schmetterlinge schlafen und ob die Berge uns hören können und wie viele Steine es in den Bergen gibt. Ich liebe Steine. Ungefähr eine Million habe ich in Wasser, Pfützen, Bäche, Flüsse und Seen geworfen. Jedes Mal gab es ein anderes Geräusch, ein anderes Plopp. Mama fand das manchmal ein bisschen nervig, weil ich ständig neue Steine und auch Tiere entdeckte. Aber ich konnte einfach nicht anders, die Steine waren alle anders und alle toll. Besonders schöne Steine haben wir sogar mitgenommen, als Erinnerung für immer. Also nur ganz kleine. Tiere haben wir natürlich keine mitgenommen, obwohl ich die zwei Steinböcke im Karwendel über dem Halleranger toll fand. Eins von den süßen Murmeltieren hätte schon in den Rucksack gepasst, aber Mama meinte, wir tragen eh schon zu schwer.

Am meisten habe ich den heißen Kakao geliebt, den wir nachmittags oder abends getrunken haben, wenn wir an einer Hütte angekommen sind. Es war fast immer der beste Kakao der Welt! Nur einmal gab einen Schwarzschokoladenkakao, der war nicht so gut, am höchsten Gipfel, dem Piz Boè in den Dolomiten, ausgerechnet da. Das Frühstück war immer sehr gut, auch wenn ich die Körnersemmeln nie mochte. Zum Glück gab es die auf den italienischen Hütten nicht mehr. Mama redete immer mit den anderen Leuten, viele waren nett, aber ich wollte abends mit ihr spielen. Ich glaube, sie wollte auch mal Ruhe haben. Manchmal waren andere Kinder zum Spielen da, aber meistens nicht. Es war schön, zuzuhören, wie sie mit anderen plauderte, sie kann Deutsch, Bairisch, Tirolerisch und Italienisch, aber ich fand es auch gut, einfach zu malen, nach der Nachspeise. Es war komisch ohne iPad, aber ich habe mich dran gewöhnt. Fast immer waren Katzen auf den Hütten oder ein Berghund, ein paar Mal auch riesige Hasen.

Am Anfang war das Packen unserer Rucksäcke ein bisschen chaotisch. Mama hat ständig nach unseren Sachen gesucht und viel gekramt, bis sie endlich alles gefunden hat. Aber mit der Zeit wurden wir echte Profis im Rucksackpacken. Die Brotzeitpakete von den Hütten kamen immer in einen Sack mit Silberfolie innen – meiner war silbern außen, Mamas war gelb. Manchmal waren die Sachen dann aber leider total verschleimt. Dazu gab es für mich zwei Liter Wasser und für Mama drei Liter, weil nicht immer Wasser auf dem Weg zu bekommen war. Viele Quellen waren ausgetrocknet, also musste man das jeden Morgen echt gut planen. Nicht mal die Hütten hatten immer genug Wasser, auf einer in den Dolomiten wurde das Trinkwasser sogar zwölf Mal hintereinander mit dem Hubschrauber hingeflogen. Der Wirt dort hatte viele Sorgen.

 

»Am Anfang war das Packen unserer Rucksäcke ein bisschen chaotisch, aber mit der Zeit wurden wir echte Profis.»

 

Pflaster und Lampen steckten in der Deckeltasche, das Paket mit den Regen- und Warmklamotten war ganz unten. Und dazwischen hatten wir jeder eine kleine Tasche mit einer Mini-Zahnbürste, Mini-Zahnpasta, Mini-Zahnseide, einem Mini-Duschgel und einem Mini-Waschmittel. Ich wusste nicht, dass es so kleine Sachen gibt. Die Sonnencreme allerdings war ziemlich groß und außen befestigt, aber wir haben sie oft gebraucht, sogar ich. Es war manchmal so heiß, dass wir sogar unseren superleichten Regenschirm als Sonnenschutz aufspannten – ohne den wären wir wohl ausgebrannt, besonders auf der Strecke, wo wir von Österreich nach Italien über die Grenze gegangen sind. Hinter der Kaiserschmarrn-Olpererhütte musste man ungefähr den ganzen Tag von Steinblock zu Steinblock springen. Oft standen die auch schief und Mama hat wieder mal zu viel über ihre Schritte nachgedacht, statt einfach zu gehen. Über ein paar Gletscherabflüsse mussten wir auch drüber, die waren ab dem Mittag schon ziemlich wild, weil es dann sehr warm wurde, und man musste springen und an der Seite ging es steil runter, aber das war kein Problem.

An einer Stelle haben wir noch einen Umweg über die Europahütte gemacht. Ich werde das nie vergessen, weil die Grenze dort direkt durchs Haus verläuft. Außerdem rutscht es ab, weil das Eis tief im Berg auftaut. Ich saß am Abend draußen auf dem Boden und zerkleinerte Steine mit anderen Steinen, während Mama die Aussicht bewunderte. Drinnen in der Hütte haben die Leute wieder laut rumgeredet, darum war es draußen extra leise, so ganz besonders still, nur das Berggras hat sanft gewackelt vom Wind. Sie hatte sogar mal wieder ganz nasse Augen, weil alles so schön war, wie sie sagte. Man konnte die Berge des Stubaitals, wo Opa herkommt, und von Südtirol sehen, und die Gletscher rund um den Hochfeiler. Ötztal- und Pustertal-Berge auch, hat Mama mir erklärt, aber ich kann mir die ganzen Namen nicht merken. Die Sonne ging sehr kitschig unter, mit pink und orange. Mama meinte, sie könne die ganze Reise bald nicht mehr aushalten, weil es so schön sei, und atmete ganz tief ein. Das hat sie oft gemacht, um den Moment zu genießen.


Bildergalerie

Fuchs Schmedgar auf dem Berg des heiligen Benedikt.


Ein paar Leute, die wir trafen, gaben immer an, wie toll und schnell sie waren: Die Superwanderer. Auch ein paar Polizistenmänner. Aber wir gingen mit denen in Italien einmal und es war ein lustiger Tag, und ich habe viel gelernt von ihnen. Mama freundete sich mit einer Frau besonders an, die ist jetzt, glaube ich, für immer ihre Freundin. Das war schon vorher, in der Nähe des Tuxer Gletschers. Wir sind sogar ganz früh aufgestanden, um den Gletscher von innen anzusehen. Es war eisig und sehr kalt, aber auch spannend. Es gab sogar ein Boot. Die Frau ist auf dem Gletscher ausgerutscht, aber Mama sagte, alles sei gut. Ich glaube, sie wollte eine Abkürzung nach Venedig nehmen. Ich habe sie dann auf verschiedenen Hütten immer wieder getroffen, und die beiden haben die ganze Zeit geredet.

Jeden Tag hat Mama unsere Socken und Unterhosen gewaschen, weil wir möglichst wenig Gepäck dabeihaben wollten. In Innsbruck hat Mama dann viele Taschen mit Sachen deponiert, die wir angeblich nicht brauchten. Angeblich! Aber irgendwie war es auch gut, denn so hatten wir mehr Energie für den Weg. Nur mein Lieblingsbuch musste mit, und Schmedgar eh. Er, Mama und ich haben ziemlich viel gelacht. Abends habe ich mir mit ihm die Sterne angeschaut und den Mond und wie er sich verändert hat. Manchmal hörte ich dann auch den Erwachsenen zu, wie sie lustige oder gefährliche Momente oder ihre Pläne für den nächsten Tag besprochen haben. Manche Wanderer waren wegen ihren Blasen traurig, weil sie nicht weiter gehen konnten, aber wir hatten Glück. Oder der eklige Pferdeschweiß, mit der Mama unsere Füße abends und morgens eingerieben hat, hat uns gerettet.

 

»Schmedgar, Mama und ich haben ziemlich viel gelacht und abends habe ich mir mit ihm die Sterne angeschaut und den Mond und wie er sich verändert hat.»

 

Der Wetterbericht stimmte nie genau, nur ungefähr, Mama hat tausend Mal am Tag das Wetter gecheckt. Einmal sollte ein Gewitter erst abends kommen, aber es kam schon mittags – das war so naja, weil Nebel und alles dabei war. Zum Glück hatten wir eine Satellitenkarte in so einer Uhr und im Handy. Einmal trafen wir Soldaten, die üben mussten. Es gab Schilder, die sagten, dass wir den Weg nicht verlassen dürften, sonst würden wir von einer Laserkanone erschossen. Das war ein bisschen nervig mit den Schießgeräuschen, aber es gab auch ein Pferd, das uns begleitet hat, und abends eine Kletterwand an der Lizumer Hütte. Da habe ich mit meinen neuen Freunden noch lange gespielt, auch mit den Hasen und Katzenbabys, und einen See zum Steinewerfen gab es auch. Mama wollte sich ausruhen, aber sie redete dann doch wieder mit den anderen.

Wir gingen und gingen und gingen, bis wir zum höchsten Berghaus kamen. Das war auf 3142 m Höhe und gleich neben dem Haus war das Gipfelkreuz vom Piz Boè. Diese kleine Hütte habe ich immer Pizzbizz oder Rizzpiss- oder Pisspo-Hütte genannt, obwohl sie Capanna Fassa hieß. Die Steine drumherum waren alle rot und lila und es sah aus wie auf einem Alien-Planeten. Dort oben hätte uns der Wind fast in den Abgrund geweht. Gegenüber war die Marmolada, vielleicht hätte er uns auch dorthin geweht, denn da wollte ich auch rauf, aber Mama wollte nicht. Auf jeden Fall habe ich da ganz oben die Karten superkrass schnell mischen gelernt und das Essen war auch lecker (nur die Polenta nicht, die finde ich komisch) und das Bett war so weich und flauschig, da hätten wir von mir aus länger bleiben können.

Mein Kuschelfuchs Schmedgar war immer dabei, nur einmal wollte er länger bleiben, auf der Maurerberghütte am Eingang der Dolomiten, wo diese riesige Schaukel war mit dem Blick auf den Berg, den ein Riese geschnitzt hat, so sah das aus, aber dann ist er doch nachgekommen. Schmedgar war immer leise, gerufen hat er nicht. 1000 Echos habe ich aber ausprobiert, aber am schönsten war das Echo in der Civetta, was übrigens Eule heißt! Da gibt es Wände, die sind 1000 Meter hoch und viele Kilometer lang und ich habe immer gerufen und der Berg hat mich gehört und hat mir geantwortet. Ich glaube, er hat doch Ohren und er hat mich verstanden, obwohl ich kein Italienisch kann. Die gelben Arnikablumen haben meine ganzen Schürfwunden geheilt, also ihr Saft.

Was mich wirklich genervt hat, war, dass Mama ständig Fotos gemacht hat. Jedes Mal, wenn ich die Augen öffnete, hatte sie schon wieder ihr Handy in der Hand. An manchen Tagen haben wir das Handy deshalb einfach in meinen Rucksack gesteckt. Aber dann hat sie es trotzdem wieder rausgeholt. Wahnsinn, wie süchtig sie danach war. Warum macht sie ihre Fotos nicht einfach mit den Augen. Naja, dann gingen wir viel weiter und immer weiter und weiter und dann kamen wir beim Meer an.

 

Die letzten zwei Stunden fuhren wir mit dem Boot. Dann kamen wir in Venedig an. Ludwig Grassler ist bestimmt nicht mit dem Boot von den Campingplätzen rüber durch die ganze Lagune gefahren wie wir. Ich bin sicher, er ist geschwommen und hat seine Sachen auf dem Kopf festgebunden. Er war sehr sportlich im Gegensatz zu uns, vor allem Mama war langsam wie eine Schnecke, ohne sie wären wir vier Mal so schnell in Venedig gewesen. Es war ziemlich heiß, wie wir da angekommen sind und zu viele Leute waren da auch. Aber das Schokoladeneis war gut. Die rot-goldene Venezien-Fahne von unserem Freund aus München, die mit dem Löwen mit den Flügeln, haben wir dort auch an Mamas Wanderstock wehen lassen. An meinen Stöcken waren ja schon die Wapperl von der Pfeishütte und vom Tiroler Adler und vom Pfitscher Joch und einem Fake-Edelweiß, das in echt seltsam silberweiße Wollhaare hat. Zum Schluss gingen wir noch zum Markusplatz. Dort war das Abenteuer zu Ende.

Es war ein tolles Abenteuer. Mama meinte, ein bisschen verrückt war es schon, aber ich finde, das hat ja Hannibal damals schon geschafft, sogar mit Elefanten. Für uns ist es viel leichter und wir haben auch bessere Schuhe und Regensachen. Der Regenrock, das schöne Prachtstück, war allerdings totaler Schrott, wir waren nachher nasser als vorher. Also, es war ziemlich toll. Ich bin froh, dass ich die Überquerung mit Mama gemacht habe. Es war lustig und ich glaube, es wird für immer meine beste Erinnerung bleiben.


Mit Schmedgar über die Alpen


Weitere Details und Eindrücke der Alpenüberquerung gibt es auf Schmedgars Instagramkanal @munich_venice_2024


Zur Person

Zum Zeitpunkt der Wanderung von München nach Venedig war Johannes Abentung Viertklässler. Er lebt mit seiner Familie in Brüssel, viel zu weit weg von den Bergen, die er zu jeder Jahreszeit gern erforscht. Neben Wandern, Klettern und Skifahren liebt er das Zeichnen und seine Katzen Mimi, Marshmallow und Mausi.