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Herr Gabl, machen wir Laien es uns mit den Wetter-Apps zu einfach?

Karl Gabl: Ich finde es gut, sich auf Wettervorhersagen zu verlassen. Früher hat man aus dem Fenster oder Zelt geschaut, den Finger hinausgehalten – und auf dieser Grundlage über das Wetter entschieden. In Modellsimulationen, mit denen heute das Wetter vorhergesagt wird, rechnet der Computer in Teraflop-Geschwindigkeit, das sind Tausend Milliarden Operationen die Sekunde. Dafür benötigt er zwei, drei Stunden und liefert brauchbare Ergebnisse.

Aber sollten wir nicht trotzdem Wetter deuten können?

Hilfreich ist es bestimmt, die Wolkenbildung zu beobachten und kurzfristig zu erkennen, ob Regen oder Gewitter zu erwarten sind. Prognosen kann man davon nicht ableiten. Ich habe vierzig Jahre lang Unterricht in alpiner Meteorologie gegeben und Bergführer ausgebildet. Selbst da haben wir nie vordergründig die Wetterlage behandelt. Aus meiner Sicht ist es besser, auf eine gute App zu vertrauen. Die Daten vermitteln einem, wann mit Niederschlag zu rechnen ist und wie sich Temperaturen entwickeln. Da haben wir Meteorologen auch einen Vorteil gegenüber den Lawinenwarndiensten.

Inwiefern?

Wir können Vorhersagen zum Wetter treffen, weil der Globus mit einem Gitternetz für umfangreiche Messungen überzogen ist. Unter anderem liefern uns Messinstrumente am Boden und Wetterballone stetig verlässliche Daten. Wir sind Mediziner der Atmosphäre, messen den Luftdruck statt Blutdruck, beobachten Schüttelfrost und Hitzestau, dann stellen wir wie die Mediziner eine Diagnose zum Krankheitsverlauf und fragen uns: Wie wird sich die kranke Atmosphäre weiterentwickeln? Lawinen lassen sich aber schon aus rein logistischen Gründen nicht vorhersagen, weil wir nicht alle Hänge mit einem engmaschigen Raster mit Messgeräten bestücken können. Nur auf diese Weise könnten wir die Schneedeckenfestigkeit und Spannungen berechnen und Schwachstellen entdecken. Das ist wie bei einem Erdbeben: Bruchvorgänge lassen sich nicht prognostizieren. Das Wetter für morgen aber schon.

Wenn Sie privat in die Berge gehen, auf welche Wettervorhersagen vertrauen Sie?

Das Europäische Wettermodell als Grundlage ist gut. Welche App man nutzt, ist Erfahrungssache. Ich erstelle mir meist einen Eintopf aus meteorologischen Prognosen. Wenn ich nach Südtirol oder zum Reschenpass fahre, schaue ich mir die Prognosen für die Schweiz, Südtirol und Nordtirol an. Dann kann ich auch den zeitlichen Verlauf des Wetters nachvollziehen, weil ich weiß, aus welcher Richtung die Störung kommt. Bei den Verbaldiagnosen in Radio und Fernsehen sind die Maßstäbe zu groß. Ich musste damals selbst beim Österreichischen Rundfunk das Wetter für ganz Österreich in drei Minuten beschreiben. Das war eine Herausforderung. Ein kleinerer Maßstab ist besser. Was man aber bedenken muss: je detaillierter der Maßstab, desto detaillierter sind auch die Fehlprognosen.

 


↑ Auch für einen „Wetter-Papst“ ist der Hauptarbeitsplatz vor dem Rechner – oder einer Mehrzahl davon. Foto: Joachim Stark


Haben Sie sich mit Ihrer Vorhersage mal verschätzt?

Natürlich, Fehlprognosen müssen sein. Es wäre juristisch grausam, wenn die Prognosen zu 100 Prozent stimmen würden. Die Meteorologie wäre dann ein juristischer Posten. Man dürfte nur noch machen, was der Meteorologe zulässt, also zum Beispiel bei einer Gewittervorhersage nicht mehr in die Berge gehen. Das Wetter ist ein Naturphänomen. Gott sei Dank gibt es noch Überraschungen. Die Qualität ist aber deutlich besser als früher – auch für größere Zeiträume.

Dramatisieren die Apps nicht manchmal auch die Wettervorhersage?

Man ist einfach sehr vorsichtig mit Prognosen. Denken Sie an Aprilwetter, das ist ein Wechsel aus Sonne, Regenschauern, Wind, manchmal Schnee. Beschreibe ich das als wechselhaft mit sonnigen Abschnitten oder einfach nur als regnerisch? Gleiches gilt bei Gewitter: Wo eine Gewitterzelle tatsächlich auftritt, lässt sich erst etwa 30 Minuten vorher sicher sagen. Das ist wie mit kochendem Wasser in einem Topf. Wir wissen, dass irgendwann Blasen aufsteigen, aber wo das zuerst geschieht, wissen wir nicht.

Manchmal meint man, dass bestimmte Wetter-Apps für Regionen besonders viel Sonnenschein oder Neuschnee anzeigen, um Touristen gezielt zu lenken.

Das stimmt absolut nicht. Ich hätte mich auch gerne von den Touristikern bestechen lassen, wenn ich für Weihnachten Neuschnee vorhersage. Davon abgesehen, kann man bei jedem Wetter etwas unternehmen. Manche Leute schauen aber gar nicht aufs Wetter und gehen auch bei Wind von bis zu 150 Kilometer die Stunde auf den Großglockner. Als Versicherung würde ich in solchen Fällen aussteigen. Da kommt diese Mentalität zum Tragen: Man nimmt sich das vor, man hat das gebucht, deswegen geht man auch, egal, wie das Wetter ist, die Bergwacht wird mich schon retten. Um Bergsteiger über das Wetter zu informieren, habe ich 1987 den Alpenvereinswetterbericht initiiert. Und ich habe ein Buch über das Bergwetter geschrieben, in dem ich auch in einem Kapitel Wetter- und speziell Gewitterstrategien vorstelle.

Können Sie das bitte kurz erläutern?

Bei Gewitter gibt es in den Bergen drei Faktoren: das Wetter, das Gelände, den Menschen. Grundsätzlich kann man auch bei Gewitter etwas unternehmen. Wichtig ist ein früher Start, um nicht in die größte Blitzaktivität am frühen Abend zu geraten. Bereits mittags nimmt das Gewitterrisiko rapide zu. Bei Touren an solchen Tagen immer Rückzugsmöglichkeiten wie Hütten oder schnelle Abstiege einplanen, und nicht über einen Grat oder Kamm wandern, den man nicht verlassen kann. Während der Tour immer schauen, ob ich meinen Plan konditionell einhalten kann oder besser vorzeitig umdrehen sollte. Sehe ich am Himmel Gewitterwolken, geh ich nicht in letzter Konsequenz noch auf den Gipfel. Einfach locker nehmen, sich in die Hütte hocken, ein Weißbier trinken und es sich gut gehen lassen.

 


↑ Karl Gabl mit Tamara Lunger und Simone Moro: Dutzende Höhenbergsteiger vertrauen an den Bergen der Welt auf die Prognosen von Gabl. Foto: privat


Auch das Thema Expeditionen liegt Ihnen am Herzen. Selbst standen Sie auf mehreren Siebentausendern und versuchten sich an zwei Achttausendern. Wie kam es dann dazu, dass Sie regelmäßig Wetterprognosen für Expeditionen herausgaben?

Angefangen hat das mit Ralf Dujmovits Mitte der 1990er. Zu der Zeit sind die globalen Wettermodelle aufgekommen, die ernsthafte Prognosen überhaupt erst ermöglichten. Ralf startete damals aufgrund meiner Prognose als Einziger bei schlechten Bedingungen im Basislager des Broad Peak (8051 Meter) im Karakorum. Ab Lager zwei hatte es gutes Wetter, meine Prognose hat gestimmt. Er erreichte mit der von ihm geführten Gruppe in dieser Saison als Einziger den Gipfel. Über die Jahre habe ich dann Prognosen für alle Regionen der Welt erstellt. Dafür habe ich nie Geld genommen, sondern ehrenamtlich gearbeitet.

Wie fühlt es sich an, wenn sich jemand auf Ihre Vorhersage verlässt?

Ich kann nicht sagen, dass es mich nicht belasten würde, auch rein menschlich. Fast alle, die ich berate, sind meine Freunde. Vom Alter her könnten sie meine Kinder und Enkel sein. Es passiert immer wieder, dass Leute abstürzen, von Steinschlag betroffen sind oder von Lawinen mitgerissen werden. So wie 2019 David Lama, Jess Roskelley und Hansjörg Auer, mit denen ich noch zwei Tage vor ihrem tödlichen Lawinenunfall in Kanada telefonierte. Das sind dramatische Erlebnisse für mich.

Was sind die größten Unsicherheiten bei Expeditionsvorhersagen?

Schwierig wird es, wenn man das Wetter für einen längeren Zeitraum vorhersagen muss. Am K2 (8611 Meter) im Karakorum war Gerlinde Kaltenbrunner damals bald sieben Tage zum Gipfel unterwegs. Ich habe für diesen langen Zeitraum die Prognose abgegeben, dass der Jetstream, ein für die Region typischer Starkwind, sich verlagert hat und keine Rolle spielt. Und so war es dann auch.

Sie haben damals gesagt, dass Sie so lange als Leiter der Regionalstelle Innsbruck der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) weiterarbeiten werden, bis Gerlinde Kaltenbrunner auf allen Achttausendern ohne Flaschensauerstoff gestanden ist.

Ja, das war 2011. Da hat sich damals sogar der Bundespräsident Fischer eingeschaltet. Er meinte, dass er mit dem Wissenschaftsminister reden würde, um mein Arbeitsmandat zu verlängern. Das war dann aber nicht nötig, weil Gerlinde Ende August oben stand. Im November bin ich in Pension gegangen.

Worauf sind Sie nach 33 Jahren bei der ZAMG besonders stolz?

Ich hatte das Glück, eine tolle Mannschaft zu haben, die hervorragend gearbeitet hat. Am Ende hatte ich 13 mit eigenen Einnahmen bezahlte Stellen, darunter elf Akademiker, was in diesem Bereich nicht selbstverständlich ist. Wir haben Warnsysteme entwickelt, Prognosen für die Landwirtschaft erarbeitet, einen Almwetterservice eingerichtet und durch die verstärkte Wetterberatung von Bergsteigern zu mehr alpiner Sicherheit beigetragen.

Woher kommt Ihre Leidenschaft fürs Wetter?

Ich bin am Arlberg aufgewachsen, also einer Region, in der es im Winter auch Lawinen gibt. Darüber hat damals aber niemand etwas gewusst. Ich habe Meteorologie studiert, um solche Phänomene besser zu verstehen. Allein die  Wetterbeobachtung ist etwas Faszinierendes. Speziell jetzt als alter Bergsteiger, wo nicht mehr die Leistung zählt, sondern das Erlebnis. Was wäre ein Leben, ein Himmel ohne Wolken? Stinkfad. Wolken sind etwas Wunderbares. Zumal wir in einer Region leben, die über das beste Klima der Welt verfügt. Nur die Esel fahren im Sommer in die Hitze zum Urlaub machen.


Zur Person

Professor Dr. Karl Gabl, 77 Jahre alt, ist Meteorologe und Berg- und Skiführer aus Sankt Anton am Arlberg in Tirol. Aktuell lebt er in Murnau am Staffelsee. Von 1978 bis 2011 war Gabl Leiter der Regionalstelle Innsbruck der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die 2023 in der GeoSphere Austria aufgegangen ist. 1987 initiierte er mit Robert Renzler vom ÖAV und Fritz März vom DAV den Alpenvereinswetterbericht, den es noch heute gibt. Höhenbergsteiger vertrauten auf seine Wetterprognosen für  weltweite Expeditionen, die er ehrenamtlich herausgab. Im Ruhestand ist Gabl als Gutachter bei meteorologischen Fragestellungen für Gerichte und Unternehmen tätig.