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Bea Draese leitet seit November das Ressort Natur-, Umwelt- & Klimaschutz bei der Sektion München. Einen Großteil ihrer Arbeit nimmt seither das Projekt Isartrails ein. Ein Interview zum aktuellen Stand der Dinge.

Interview: Thomas Ebert, Fotos: Ralf Glaser

Seit 2017 lag ein fertig unterzeichnetes Lenkungskonzept für das Isartal südlich von München in der Schublade. Warum kam nach sieben Jahren Stillstand das Projekt wieder ins Rollen?

Die beiden grundlegenden Fragen für die Umsetzung des Konzeptes waren ja lange: Wer übernimmt die Trägerschaft? Und wer finanziert es? Diese Fragen waren auch 2017, nachdem alle beteiligten Behörden, Radverbände, Naturschützer und Interessengruppierungen unterschrieben hatten, noch nicht klar. Es gab dann immer wieder Ideen, wer die Trägerschaft übernehmen könnte – die DIMB (Deutsche Initiative Mountainbike) oder der Isartalverein. Aber bei allen hat es an der personellen Stärke, der Kapazität, den Geldmitteln gehapert. Und dann kam 2022 der Landkreis München auf die Sektion München zu und hat angefragt, ob wir uns das nicht vorstellen können – wir hätten ja Erfahrung im Wegeunterhalt, den Bezug zur Sportart, und auch eine entsprechende Geschäftsstelle mit Personal. Unser Vorstand hat sich dann dafür ausgesprochen, die Trägerschaft zu übernehmen – vorausgesetzt, die Finanzierungsfrage wird geklärt.

Was würde die Trägerschaft der Isartrails für die Sektion München bedeuten?

Die große Frage ist immer die der Haftung. Wer haftet, wenn was passiert? Über den DAV-Bundesverband sind wir in der Situation, dass wir eine sogenannte Wegehalterhaftungsversicherung haben. Die gilt für all unsere Wege in unseren Arbeitsgebieten, und die wird auch für die Isartrails greifen. Das heißt, wir müssen schon mal keine neue Haftpflichtversicherung für die Verkehrssicherheit abschließen, was uns die Trägerschaft vereinfacht. Und wir haben die Erfahrung im Wegeunterhalt und in der Ertüchtigung – das machen wir mit unseren Wegen und Steigen im Gebirge ja seit jeher.

Wie könnte die Finanzierung der Trails aussehen?

Es ist vorgesehen, für die Finanzierung staatliche Fördergelder für die Besucherlenkung in Anspruch zu nehmen. Hier laufen bereits Gespräche mit der Regierung von Oberbayern als Bewilligungsbehörde, um die Möglichkeiten auszuloten.


↑ Rund 30 Kilometer Strecke zwischen München und Schäftlarn sollen künftig als MTB-Trail ertüchtigt, im Gegenzug wilde Wegvarianten rückgebaut werden.


Gibt es für den Unterhalt der Trails bereits Ideen?

Wir haben bereits Signale aus unserer Sektion bekommen, dass Menschen uns ehrenamtlich unterstützen möchten. Ähnlich wie bei unseren Arbeitstouren in den Bergen könnten uns Ehrenamtler helfen, beschädigte Wege wieder sicher zu machen. Also nach Unwettern oder starkem Schneefall das Gelände abzugehen und waldatypische Gefahren zu melden, oder auch zu checken, ob das TrailControl-System noch funktioniert.

Was verbirgt sich hinter dem TrailControl-System?

Das ist ein Teil des Lenkungskonzeptes. Mit einem TrailControl-System – das ist im Grunde ein simpler, im Boden verbauter Kontaktsensor – kann man die Nutzungszahlen erheben. Bleiben die Nutzerinnen und Nutzer auf den Wegen? Hat das Konzept funktioniert, oder muss man etwas anpassen? Das ist ein etabliertes System, das andernorts bei MTB-Trails schon länger zum Einsatz kommt.

Für welche Wegabschnitte würde die Sektion München die Trägerschaft übernehmen?

Generell gibt es keinen offiziellen Begriff „Isartrails“. Das 2017 ausgearbeitete Konzept nennt sich „NaturErholung Isartal“. Wir verwenden im Verein den Begriff „Isartrails“ für die Strecken zwischen Marienklause bis zur Landkreisgrenze an der Dürnsteiner Brücke bei Schäftlarn, am West- und Ostufer der Isar. Das sind insgesamt 70 Kilometer. Das Konzept sieht vor, 30 Kilometer davon als konkreten MTB-Trail zu ertüchtigen. Dazwischen werden aber natürlich auch bekannte, bestehende, befestigte Schotter- und Asphaltwege genutzt. Die Trails sollen dann als „shared trails“ nicht nur für Mountainbiker, sondern auch für Spaziergänger, Wanderer, Jogger und Reiter nutzbar sein. Die Wege sollen so schmal sein, dass sie möglichst wenig Natur in Anspruch nehmen, aber auch so breit sein, dass Gegenverkehr möglich ist. Wo es die Talsituation zulässt und es zu keinen Konflikten mit der FFH-Richtlinie kommt, könnte ein zweiter Trail parallel verlaufen, der für Entlastung sorgt.


Staatsforsten

»Die Mountainbiker tragen eine besondere Verantwortung.«


Der Forstbetrieb München ist für die Pflege und Gesunderhaltung der Staatswälder in und um München verantwortlich, dazu zählen auch zahlreiche Waldflächen entlang der Isar bzw. des Isartals. Die Wälder entlang der Isar sind  naturschutzfachlich sehr wertvoll (FFH-Gebiete) und haben zugleich eine hohe Bedeutung für die Naherholung von München, hierzu zählt u. a. das Mountainbiken.

Der Forstbetrieb begrüßt es ausdrücklich, dass mit Beteiligung aller Interessenvertreter an einem Konzept gearbeitet wird und mit dem DAV ein Träger für das Lenkungskonzept zur Verfügung steht, der ausgewiesene Erfahrung bei der Vereinbarkeit von Naturschutz und Erholungsnutzung in sensiblen Gebieten mitbringt.

Mit einer Umsetzung des Lenkungskonzeptes und der Einrichtung eines attraktiven Trailangebots für Mountainbiker kann es gelingen, die Flächennutzung auf ausgewiesene Trails zu beschränken und damit alle weiteren Flächen zu entlasten und letztlich zu schützen. Doch eines ist auch klar: Nur mit gegenseitigem Verständnis und dem nötigen Respekt vor diesen wertvollen Waldflächen entlang der Isar kann das Projekt gelingen. Alle Beteiligten, insbesondere die Mountainbiker selbst, tragen dafür eine besondere Verantwortung.

Emil Hudler, Forstbetriebsleiter Forstbetrieb München

Die Staatsforsten sind die größte Grundstückseigentümerin der Flächen im Gebiet der Isartrails.

Landratsamt München

»Mit den Isartrails kann ein generelles Mountainbike-Verbot umgangen werden.«


"Sie ist etwas ganz Besonderes, die Isar. Trotz anthropogener Veränderungen gehört die Isar mit ihren Auen zu den bedeutsamsten Wildflusslandschaften in Mitteleuropa. In Deutschland ist sie gar der letzte große alpine Wildfl uss und folgerichtig als FFHGebiet Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Südlich von München hat sich die Isar in die Endmoräne des Isar-Loisach-Vorlandgletschers eingeschnitten und ein enges Tal mit steilen Hangfl anken geschaff en. Vor allem wegen der bewegten Topografie und der gestalterischen Kraft des Wassers findet man entlang des Flusslaufs eine große Vielfalt an Lebensräumen.

Durch den Strukturreichtum mit Kiesbänken und -inseln, Stillwassern, Quellbächen, Magerrasen und Hang- und Schluchtwäldern hat das Gebiet eine enorme biologische Vielfalt, woraus sich eine herausragende naturschutzfachliche Bedeutung ergibt. Im und am Wildfluss findet man seltene Arten wie den Huchen oder den Flussuferläufer. Auch in den Au- und Hangwäldern trifft man auf Raritäten wie den Frauenschuh, die Kreuzotter oder den Uhu. Dabei ist die Isar nicht nur eines der letztes Refugien seltener Arten, sondern neben dem Lech auch die wichtigste Ausbreitungsund Wanderachse zwischen den Alpen und der Donauregion.

Durch die Einrichtung der Isartrails soll nicht nur ein attraktives Freizeitangebot geschaffen, sondern vor allem die weitere Verschlechterung des FFH-Gebiets unterbunden werden, sodass ein generelles Mountainbike-Verbot umgangen werden kann."

Michael Wagner, Untere Naturschutzbehörde Landratsamt München

Im Landkreis München, dessen Grenzen im Süden bei der Dürnsteiner Brücke bei Schäftlarn und im Norden bei der Großhesseloher Brücke liegen, liegt der überwiegende Teil der Isartrails.

Landeshauptstadt München

»Weitermachen wie bisher wäre die schlechteste Alternative.«


"So weiterzumachen wie die letzten 20 Jahre, wäre für das Isartal die schlechteste Alternative. Das Isartal im Süden Münchens gehört zum Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet „Oberes Isartal“ des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 (FFH-Gebiet). Für FFH-Gebiete gilt gesetzlich, dass sich ihr Zustand nicht verschlechtern darf. Um eine weitere Zerstörung des Naturraums durch Übernutzungen und eine Verschlechterung der Wald- und Feuchtlebensräume mit ihrer Fauna und Flora zu verhindern, übernehmen das Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München sowie der Landkreis München die Vorfinanzierung des Konzeptes „NaturErholung Isartal“.

Das Lenkungskonzept wurde in Zusammenarbeit mit Naturschutz- und Radsportverbänden (DIMB, ADFC, MTB-Club München), Isartalgemeinden und Grundstückseigentümern entwickelt. Dazu sollen in den Isarauen zwischen Marienklausenbrücke und Schäftlarn attraktive Trails ertüchtigt und unerwünschte, parallele Strecken rückgebaut werden. Das Befahren der Leiten und des Talgrunds soll auf naturschutzfachlich besonders wertvollen und empfindlichen Flächen unterbleiben. Durch Rücksichtnahme der Menschen untereinander und gegenüber der Natur kann trotz unterschiedlicher Interessen ein Mehrwert für alle entstehen. Die Sektion München des DAV hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, die Trägerschaft für die Instandhaltung des Wegenetzes, die Beschilderung und die Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen. Sie kann als sehr mitgliedsstarker Verein eine breite Kommunikation leisten."

Dr. Rudolf Nützel, Untere Naturschutzbehörde Landeshauptstadt München

Zwischen Thalkirchen und Großhesselohe ist die Stadt München flächenmäßig an den Isartrails beteiligt.


Wie lassen sich die Bedenken des Naturschutzes an den Isartrails zusammenfassen?

Kritisch ist vor allem der Wildwuchs an Trails, der zu weit in die Natur ausgreift. Das Konzept sieht vor, das weit verzweigte Wegenetz auf gut ausgebaute Trails zu bündeln und so ein attraktives Angebot zu schaffen.

Wie soll der offizielle Trail so gut werden, dass es keinen Trail-Wildwuchs mehr gibt?

Ziel ist es, die Trails so zu gestalten, dass sie sicher sind, die Natur schützen und attraktiv für möglichst viele Nutzer sind. Ehrlicherweise muss das aber die Praxis zeigen. Niemand kann garantieren, dass das Lenkungskonzept von 2017 funktionieren wird. Wird das Konzept umgesetzt, wird sich zeigen, wie die Community das annimmt. Da hängt vieles auch an guter Kommunikation. Grundsätzlich sind erst mal alle, auch die Radfahrenden, froh, dass etwas passiert, dass der Stillstand vorbei ist. Jeder weiß, dass der Bedarf da ist. Nicht zu handeln ist die schlechteste Alternative für Natur und Nutzung.

Wie weit sind die Planungen schon fortgeschritten? Wird es künstliche Trailelemente wie Bohlenwege oder Anliegerkurven geben?

Grundsätzlich ist es Ziel des Konzeptes, die baulichen Eingriffe so gering wie möglich zu halten. Gleichzeitig müssen die Trails auch so attraktiv sein, dass die Leute sie nutzen. Das ist ein schmaler Grat. Eine Halfpipe wird man sicherlich nicht hinstellen. Das Konzept sieht vor, empfindliche Bereiche wie Hangquellen oder Bachläufe durch eigene Wegebaumaßnahmen zu schützen. Das kann Fahrspaß bieten und zugleich die Natur erhalten.


↑ „Waldatypische Gefahren“ wie künstlich errichtete Schanzen, aber auch ein Wildwuchs an Trails in erodierenden Steilhängen sorgen regelmäßig für Diskussionsstoff .


Das verabschiedete Lenkungskonzept von 2017 ist ja nach wie vor die Basis für die künftigen Trails. Hat man daran nochmal etwas geändert, auf neue Gegebenheiten reagiert?

Es wird natürlich geprüft, wie sich das Tal geomorphologisch geändert hat, ob die Wegführung noch angepasst werden muss. Dafür braucht es eine aktuell kartierte Datenbasis.

Wie geht es dann weiter? Was sind die nächsten Schritte?

Alle Beteiligten wollen natürlich, dass man schnell was im Gelände sieht. Davor brauchen wir allerdings die Gestattungen der Grundstückseigentümer, dass der Trail auf deren Grundstück entlangführen darf. Im nächsten Schritt sollen die Grundstückseigentümer hierfür kontaktiert und über den aktuellen Stand der Planung informiert werden. Das Gespräch mit den Bayerischen Staatsforsten wurde bereits geführt und ein erster Entwurf des Gestattungsvertrages liegt vor. Das Zusammenbringen aller Gestattungen ist Voraussetzung für die Förderung.

Wie stehen die Chancen, diese Gestattungen zu bekommen?

Die Bayerischen Staatsforsten als größte Grundstückseigentümerin findet gut, dass etwas passiert, und befürwortet die Lenkungsmaßnahmen in deren Gebiet. Die Gespräche zu den Gestattungen müssen allerdings neu geführt werden. Auch mit den anderen Eigentümern, die einer Gestattung damals aufgeschlossen gegenüberstanden, sofern die Bayerischen Staatsforsten zustimmen. Bisher waren alle begeistert, dass es nicht beim Status quo bleibt – ich musste noch niemanden überzeugen, dass das Konzept grundsätzlich Sinn macht.


Mountainbikegruppe M97

»Die Zeiten der Schottertouren sind vorbei.«


"Die Isartrails sind unsere Hometrails und so etwas wie unser Vereinsheim: Hier verabreden wir uns regelmäßig nach der Arbeit, um ein paar gemeinsame Runden zu drehen. Weil es schön ist, hier zu fahren. Jeder kann ganz einfach vom Büro oder von zu Hause aus hier hinradeln, um den Feierabend im Grünen zu genießen. Unkompliziert und entspannt. Die ganze Woche nur in der Stadt und in geschlossenen Räumen zu verbringen, will schließlich keiner von uns.

Wir hoffen wirklich, dass man als Mountainbiker auch künftig noch in dieser Stadt mit Genuss fahren kann. Auf natürlichen Wegen, also nicht nur auf Schotter und Asphalt. Die Zeiten der Schottertouren sind vorbei. Wir brauchen auch keine extra gebauten Strecken, sondern einfach nur abwechslungsreiche Wege, die wir endlich ohne weitere Diskussionen nutzen dürfen. Es kann ja auch keine Lösung sein, dass wir alle gezwungen werden, ins Umland rauszufahren, um unseren Sport noch auszuüben – obwohl es direkt vor der Haustür so gut möglich ist.

Wir wünschen uns, dass es weiterhin attraktive Strecken gibt, auf denen sich Mountainbiker gern bewegen. Dann tun sie es auch alle freiwillig. Denn es ist ja nicht nur unser Verein, der sich auf den Isartrails bewegt. Es gibt Tausende Mountainbiker in dieser Stadt, die nicht organisiert sind und die wir als Verein auch gar nicht erreichen. Auch die müssen gern auf den ausgewiesenen Wegen fahren, sonst bringt das alles nichts."

Ulli Mund, Mountainbikegruppe M97, Sektion München

Die Mountainbikegruppe M97 ist seit jeher auf den Isartrails aktiv und hat auch an der Erarbeitung des Lenkungskonzeptes „NaturErholung Isartal“ mitgewirkt.

Sektion München

»So nah an einer Lösung waren wir noch nie.«


"Auch wenn der Vorstandsbeschluss einstimmig ist: Mit fliegenden Fahnen werden wir die Trägerschaft für die Isartrails nicht übernehmen. Aufgrund der Tatsache, dass die Sektion München der einzige beteiligte Verein ist, der sowohl die Sportförderung als auch den Naturschutz in seiner Satzung hat, ist vor allem das Landratsamt München nochmals an uns herangetreten, um den Knoten endlich zu durchschlagen. Ausschlaggebend für unsere Bereitschaft sind mehrere Gründe: Zuallererst tragen wir für unsere bikenden Mitglieder eine Verantwortung – unsere MTB-Gruppe M97 ist der mitgliederstärkste MTB-Verein in München. Zum anderen ist wohnortnaher Sport, der die ein oder andere Fahrt in die Berge spart, ein wichtiger Beitrag zu unserem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Gemäß unserer Satzung sind wir auch dem Naturschutz und explizit den FFH-Gebieten verpfl ichtet, die im Bereich der Isartrails 70 bis 80 Prozent der Fläche ausmachen – schon aus Naturschutzgründen muss hier also eine Lösung gefunden werden. Zur letztlich einstimmigen Entscheidung im Vorstand, die Trägerschaft für die Isartrails zu übernehmen, hat dann auch eine denkwürdige Sitzung der Steuerungsgruppe beigetragen, in der alle beteiligten Vereine, von der DIMB über den Isartalverein bis zur Ornithologischen Gesellschaft, uns gebeten haben, diese Brücke zwischen Naturschutz und Sport zu bauen.

Da wir auch im Gebirge für den ordnungsgemäßen Zustand unserer Wege und Steige einstehen, ist die Haftungsfrage im Rahmen der Trägerschaft für uns lösbar. Für die Finanzierung sind auf kommunaler Ebene wesentliche Beschlüsse gefasst, und auch beim Zuschlag der wichtigen EU-Förderungen sind wir zuversichtlich. Ein dickes Brett sind die Vertragsverhandlungen mit den Grundstückseigentümern. Und klar ist auch: Wir stehen in der Mitte zwischen dem Bikesport und dem Naturschutz. Wenn die Trails nicht attraktiv genug für die Mountainbiker sind, haben wir am Ende nichts gewonnen. Aber ohne Kompromisse wird es nicht gehen. Das große Faustpfand ist: Jeder erkennt, dass Handlungsbedarf besteht. So nah an einer Lösung waren wir noch nie."

Thomas Urban, Geschäftsführer der Sektion München

Als Leiter des Sportamts München von 2012 bis 2016 hat sich der heutige Geschäftsführer der Sektion München bereits mit den Isartrails befasst. Nun soll sich der Kreis endlich schließen.


Ist der Handlungsbedarf seit 2017 noch größer geworden?

Ja, das kann man so sagen. Speziell durch die Corona-Jahre ist der Nutzungsdruck auf die Isartrails und das Isartal nochmal gestiegen. Alle Radhändler waren ja ausverkauft, das hat man definitiv gemerkt.

Im Konzept von 2017 ging man davon aus, schon 2018 mit der Beschilderung, Ertüchtigung der Ruhezonen etc. zu starten. Gibt es einen Zeitplan für den Neuanfang?

Wenn die Gestattungen da sind, könnte es relativ schnell gehen. Ohne die Gestattungsverträge bekommen wir aber die Förderung nicht, und ohne Förderung kann man auch keine Trailbaufirma beauftragen. Vor dem Trailbau steht noch die Arbeit eines Planungsbüros, das ein Leistungsverzeichnis erstellt, was alles gemacht werden muss. Die Vergabe des Trailbaus geht über eine öffentliche Ausschreibung – vielleicht nur national und nicht europaweit, aber selbst die nationale Ausschreibung dauert sechs Monate.

In der Presse war schon Ende Februar 2024 von konkreten Finanzierungssummen für die Isartrails die Rede.

Direkt nach dem Beschluss der Landeshauptstadt München ging das durch die Medien. Aus unserer Sicht war das noch etwas früh, weil viele Themen noch nicht dingfest waren, wie etwa die Gestattungsverträge. Und es gibt noch viele Fragen zu klären, die Sektion arbeitet intensiv daran. Wir sehen aber gute Chancen, Fördermittel – ohne die die Umsetzung nicht möglich sein wird – durch die Regierung von Oberbayern zu bekommen.

Aus Trailbau-Sicht sind die Isartrails dann aber ein absolutes Prestige-Projekt?

Ja, auf jeden Fall. Im Gegensatz zu Trails am Berg kommt man auch überall relativ gut und einfach hin. Die DIMB meint, das wäre das größte MTB-Projekt Deutschlands. Bereits Anfang des Jahres haben sich die ersten Trailbau-Firmen für die Umsetzung der Trailmaßnahmen interessiert. Realistisch würden die Maßnahmen im Gelände erst Ende 2025 beginnen.


↑ Faires Miteinander: Unter der Trägerschaft der Sektion München sollen die Isartrails als „shared trails“ von allen Nutzern – Fahrradfahrer, Spaziergänger usw. – geteilt werden.


Was kann noch schiefgehen?

Noch ist keine Trägervereinbarung unterzeichnet und noch ist offen, ob der Förderantrag bewilligt wird. Natürlich müssen alle Grundstückseigentümer mitgenommen werden. Zudem ist noch offen, wie bereit diese sind, die Trails laut dem Konzept von 2017 verlaufen zu lassen.

Gibt es Bedenken in Sachen Hangrutschgefahr?

Das Baureferat Garten der Landeshauptstadt entwirft derzeit das Sicherheitskonzept für die Hangzone zwischen Marienklause und Großhesseloher Brücke. Die Hangsicherung ist ja ein seit Jahren kritisch behandeltes Thema, was man an den herumliegenden Schildern und Zäunen sehen kann. Nach Bewertung der Georisiken entscheidet sich, ob lokal ein, zwei, oder gar kein Trail gebaut werden kann.

Gibt es Ideen für eine Lenkung im Gelände – vertraut man da auf Schilder?

Mir ist vor allem Aufk lärung und Sensibilisierung wichtig. Was ist besonders am Isartal? Warum schützen wir es? Solche Infotafeln sollten in jedem Fall entlang der Trails existieren, gerne auch mehrsprachig. Wegweiser muss es natürlich auch geben, nicht zwingend nur in Form von Schildern. Und auch wenn Verbote und Sperrungen nie gern gesehen sind – bei jahreszeitlichen Ruhezonen, etwa für Amphibienwanderungen, wird man nicht drum herumkommen.

Wird es offizielle GPS-Tracks geben, wie will man die Trails digital begleiten?

Was Leute privat ins Netz stellen, wird man nur schwer kontrollieren können. Aber um dem zuvorzukommen, würde es sich anbieten, den Track der Isartrails auf alpenvereinaktiv.com zu publizieren.


↑ Hier eine Sperrung, da ein neuer Trail: Die derzeitige Situation an den Isartrails gleicht bisweilen einem Katz-und-Maus-Spiel.


Wie groß sind die Sorgen, dass der Rückbau der Trails von der Bike-Community nicht akzeptiert wird?

Es ist schon eine spannende Frage, wie die Community reagieren wird. Etwa auch im Fall von Schanzen, die für einige das Salz in der Suppe sind, andererseits aber auch schon Ort eines tödlichen Unfalls waren. So eine Gefahr darf von einem öffentlichen Grund natürlich nicht ausgehen. Trotzdem ist klar, dass es attraktiv sein muss, damit die Wege auch akzeptiert werden – vor allem von der breiten Masse. Viele drehen dort ihre Feierabendrunde, wollen abschalten. Ein olympiatauglicher Rennparcours werden die Isartrails sicher nicht.

Seit 2012 saßen ja auch immer Interessenvertreter der Mountainbiker mit am runden Tisch. Gibt es da schon ein Stimmungsbild zur Wiederaufnahme des Lenkungskonzeptes?

Ich tausche mich regelmäßig mit den Radverbänden aus, DIMB, ADFC, Mountainbike-Club München. Im Juni hat die bisherige Steuerungsgruppe beschlossen, bei Projektumsetzung einen Beirat zu gründen, mit Vertreterinnen und Vertretern der Naturschutzverbände und beteiligten Behörden. Und ja, es gibt Sorgen, dass es nicht attraktiv genug sein könnte. Generell sind alle Beteiligten für das Konzept – jeder hat aber auch Angst, etwas zu verlieren, seien es Grundstücksflächen, Naturschutzflächen oder Trailflächen. Das Konzept soll hier ein Gleichgewicht schaffen. Es wird aber nur funktionieren, wenn die Leute da gerne fahren, es Spaß macht und auch herausfordernd ist, wenn es an einzelnen Stellen auch mal eine Alternative gibt, und wenn die Natur geschont und geachtet wird. Aber im Isartal wird sicherlich kein Funpark gebaut werden, das ist auch klar.


Zur Person

Bea Draese von der Sektion München arbeitet derzeit in vielen  Gesprächsrunden mit Landeshauptstadt, Landkreis und Regierung daran, die Trägerschaft für die Isartrails vorzubereiten.