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Von wegen Frontalunterricht: Bergwacht- Ausbilder Karsten Meumann darüber, wie man Bergrettung individuell, praxisnah und multimedial vermittelt

Interview: Roland Ampenberger; Foto: Olga von Plate

 

Was muss man in der Bergrettung können, was muss man lernen?

Bergrettung ist in erster Linie ein „Handwerk“ – allerdings ein sehr facettenreiches. Neben den bergsteigerischen Fähigkeiten müssen die Rettungsverfahren im Sommer und im Winter, in der Luftrettung und in der notfallmedizinischen Versorgung beherrscht werden. Vergleichbar vielleicht mit einer Sportart, bei der es neben der physischen Fitness auch sehr viel Technik braucht. In jedem Fall gefragt ist Handlungskompetenz bei wechselnden Rahmenbedingungen.

Was ist eure Grundhaltung in der Ausbildung?

Die Lebensrealitäten der derzeit rund 900 Anwärterinnen und Anwärter – das ist man, wenn man alle Eignungstests bestanden hat – unterscheiden sich sehr. Es gilt, eine Auszubildene im Handwerk, einen Medizinstudenten oder einen Verwaltungsangestellten dort abzuholen, wo sie oder er jeweils stehen – nicht im Lehrsaal bei Theorie und Lehrmeinungen, sondern von Beginn an in der Praxis, um ihre Kompetenzen auszubauen. Wir beginnen daher immer mit der Praxis und fordern in realitätsnahen Beispielen das Wissen und Können ab, im besten Fall bis an die Grenze der einzelnen Teilnehmenden. Neben den technischen Fähigkeiten sollen auch die Soft Skills trainiert werden, die in der Praxis so wichtig sind – flexibel sein, eine effektive Kommunikation führen und Entscheidungen treffen. So
entsteht ein Erfahrungsschatz, eine Handlungskompetenz für den späteren, realen Einsatz.

Wie individuell ist die Ausbildung bei der Bergwacht?

Bergrettung ist Teamarbeit. Maßstab ist die Leistungsfähigkeit als Team sowie die individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen. Wir müssen eine Basis bei allen schaffen, damit sich jeder auf den anderen verlassen kann; etwa bei Seil- und Sicherungstechnik oder natürlich bei der notfallmedizinischen Versorgung. Zum anderen wollen wir individuelle, vorhandene Fähigkeiten und Interessen fördern: Kompetenzen, die es braucht, um auch besondere Herausforderungen in den Einsätzen bewältigen zu können. Bei realitätsnahen Einsatztrainings müssen Spezialisten zusammenarbeiten. Schwächen, die auftreten und erkannt werden, können dann zielgenau in Skill-Trainings bearbeitet werden. Pointiert lautet unser Ansatz „Schult ihr noch oder trainiert ihr schon?“ Natürlich gibt es in der Bergwacht auch noch „klassische“ Wissensvermittlung, wobei wir da stark auf digitale Medien setzen. Etwa mit Tutorials, die in der „Wissensbox“, unserer internen Ausbildungsplattform, bereitgestellt werden.

Welche Themen beschäftigen euch beim Blick in die Zukunft?

Gute Ausbilder und Ausbilderinnen mit der nötigen Fachkompetenz und Einsatzerfahrung zu finden, ist eine Herausforderung. Sie müssen Trainingsszenarien kreieren und organisieren können, beobachten und konstruktives Feedback auf Augenhöhe geben. Das bringt uns in der Fläche gesehen immer wieder an die Grenze des Machbaren im Ehrenamt


Zur Person

Karsten Meumann
Der erfahrene Notfallsanitäter, Praxisanleiter, Ausbilder und Trainer ist seit über 25 Jahren in der Notfallmedizin zu Hause. Im Hauptberuf ist er im Bergwacht-Zentrum in Bad Tölz für Sicherheit und Ausbildung verantwortlich. In der Freizeit engagiert er sich ehrenamtlich in der Bergwacht Murnau oder sitzt auf dem Radl.