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Hüttenporträt

Hütte & Haus Hammer

Auf 760 Metern – und doch in den Bergen: Umgeben von weitläufigen Wiesen verbinden Haus und Hütte Hammer Ruhe in der Natur mit den Vorzügen der Talnähe. Familien, Schulklassen und Gruppen finden auf dem Gelände der Selbstversorgerunterkunft Grill- und Spielplätze genauso wie einen Seminarraum – und natürlich viel Erholung in den umliegenden Ski- und Wandergebieten.

Text: Christian Rauch, alpinwelt 4/2022

 

Noch eben haben sie einen Schneemann gebaut und schon laufen die Kinder zum Spielplatz. Die Rutsche freirutschen mit vollem Körpereinsatz. Nebenan haben Jugendliche auf der Feuerstelle ein Lagerfeuer angezündet. Und eben kommt eine Schulklasse vom Einkaufen zurück. Zwei Bollerwagen voller Lebensmittel ziehen sie durch den Schnee. Ihren Weg teilen sie sich mit einem Paar auf Langlaufskiern, das von der nahegelegenen Loipe zurückkehrt.

Ein Wintertag rund um das Haus Hammer. Das mehrteilige, aus Haus und Hütte bestehende Unterkunftshaus der Sektion München steht – anders als die vielen Berghütten – im Tal, auf rund 760 Metern Höhe im Ortsteil Hammer der Gemeinde Fischbachau zwischen Schliersee und Bayrischzell. Mit freiem Blick zum Wendelstein – und nur zehn Minuten Fußweg vom Bahnhof Fischbachau entfernt, wodurch die Unterkunft ideal mit der Bayerischen Regiobahn erreichbar ist. Haus Hammer ist ein Selbstversorgerhaus: Hier kaufen alle selbst ein, kochen selbst und spülen selbst ab. Dafür gibt es fünf Küchenzeilen, die den Gästen zugeteilt werden. Getränke kann man hingegen im Haus kaufen. Ideal nicht nur für Familien mit Kindern, Schulklassen und Gruppen von sozialen und pädagogischen Einrichtungen, auch Einzelreisende oder Pärchen sind herzlich willkommen genauso wie Yoga- oder Fotokurs-Gruppen. Und das zeigt: so unterschiedlich wie die Gäste, so vielseitig nutzbar sind Haus und Hütte Hammer. Ein eigener Seminarraum im Nebenhaus verfügt über Beamer, Whiteboard und Flipchart, im Nebenraum gibt es was zum Basteln und vielseitiges Informationsmaterial rund um Umwelt- und Naturschutz, draußen lädt der große Garten mit Spiel- und Grillplatz zum Beisammensein ein.

 

Kleine Rebellen, neue Freundschaften und mittendrin ein Personenschützer

Einen echten Hüttenwirt hat Haus Hammer nicht. Dafür mit Michaela und Tobias Geyer zwei sympathische Betriebsbesorger, die nach dem Rechten sehen und stets ein offenes Ohr für ihre Gäste haben. Im Frühjahr 2018 haben die beiden angefangen, Haus und Hütte Hammer zu betreuen. Seitdem wohnen sie als die guten Seelen vor Ort. Sie geben für die jeweils Zweier-, Vierer- oder Sechserzimmer die Schlüssel aus, betreuen die Reservierungsanfragen und kassieren die Übernachtungsgebühren. Am meisten aber haben die Geyers mit den alltäglichen kleinen Problemen zu tun, die durch die jährlich 12.000 Besucher anfallen. Bis auf die Betriebsferien im November sowie im März und April herrscht hier das ganze Jahr über Betrieb. An die Hausregeln, die jedem Gast als das „Haus & Hütte Hammer-ABC“ vor der Anreise erreichen, halten sich dabei leider nicht alle. Das beginnt schon beim Umgang mit den natürlichen Ressourcen: „Manche haben die Heizung in ihrem Zimmer auf Stufe fünf gedreht, das Fenster offen gelassen und gehen dann aus dem Haus“, muss Michaela Geyer immer wieder feststellen. Das gilt auch für nicht zugedrehte Wasserhähne. Dass man nicht in der Eingangshalle Fußball spielt oder mit dem Rad über die Terrasse düst, die grünen DAV-Decken nicht am Lagerfeuer oder Grillplatz ankokelt und dass man nicht an Wegweisern herumreißt, auch das steht alles in den Hammer-ABCs, weil es eben nicht jeder beherzigt. „Eine Gruppe Jugendlicher wollte hier schon mal ein Privatkonzert veranstalten, haben aus ihrem Auto Boxen und Verstärker ausgeladen“, erzählt Michaela Geyer. „Die haben sie dann wieder eingeladen. Gitarre spielen ist okay, aber nur unplugged.“

Im Haus Hammer gilt die Hüttenruhe: ab 22 Uhr außen und ab 23 Uhr innen, und das setzt Tobias Geyer durch. Er ist ausgebildeter Personenschützer gewesen und findet die richtigen Worte. „Vorzeitig abreisen musste bisher noch niemand“, sagt er. „Aber die jugendlichen Gäste schlagen gerade abends schon mal über die Stränge, und dann braucht es halt einen, der freundlich, aber bestimmt eingreift, damit sich alle Gäste bei uns wohlfühlen.“ Im alltäglichen Zusammenleben der Hammer-Gäste überwiegen aber glücklicherweise die vielen Positivbeispiele. Gäste, die abreisen, überlassen nicht verbrauchte Lebensmittel den Neuankömmlingen. Und wenn Menschen mit psychischen oder geistigen Problemen aus sozialen Einrichtungen das Haus Hammer besuchen, gibt es viel Verständnis und Entgegenkommen bei den anderen Gästen. Und nicht wenige haben am Grillplatz und Lagerfeuer, beim Fußballspielen oder am Spielplatz schon eine lange Freundschaft begonnen.

Info

Was man in Selbstversorgerhütten beachten sollte

Wer in Selbstversorgerhütten nächtigt, sollte einige Grundregeln kennen. Für das Haus Hammer kann man die ausführlichen „Haus & Hütte Hammer-ABCs“ bei der Hüttencrew anfordern bzw. erhält sie nach der Buchung automatisch.

Anreise Auf der Website findet ihr Hinweise zur öffentlichen Anreise. Das Haus Hammer liegt beispielsweise nur wenige Hundert Meter vom Bahnhof Fischbachau entfernt.

Kochen Selbst kochen – in Selbstversorgerhäusern gibt es keine Wirte – heißt auch selbst aufräumen. Man sollte den Platz nach dem Kochen und Abspülen so verlassen, wie man ihn selbst gern wieder vorfindet (das gilt auch für die Zimmer!).

Licht ausmachen, wenn man es nicht braucht. Energiesparen ist im Tal wie auf den Bergen ein Gebot.

Müll normalerweise auf allen Hütten selbst wieder mitnehmen. Im Haus Hammer ist das nicht erforderlich, aber Mülltrennung gilt es zu beachten!

Natur Hütten liegen in sensibler Natur, zum Teil auch in Schutzgebieten. Nicht rücksichtslos herumtrampeln, ab dem Abend nicht lärmen. Im Haus Hammer wird ein Teil des Gartens aus Naturschutzgründen erst ab September gemäht, bitte vorher nicht betreten.

Rauchen ist im Inneren überall tabu, draußen Aschenbecher benutzen oder selbst einen Taschenaschenbecher mitbringen!

Ruhe Eine Hüttenruhe gilt in allen Selbstversorgerhütten und bewirtschafteten Hütten. Die Uhrzeit kann leicht variieren, einhalten muss man sie immer!

Weiter Infos zur Hütte und FAQs...

Vom Erholungsheim der Stadtwerke zur idealen Ausgangslage für Bergsportler

Auch wenn das Haus Hammer im Talgrund steht, liegt es als Ausgangspunkt für bergsportliche Unternehmungen ideal: Im Winter sind die Loipen nahe, Ski- und Schneeschuhtouren starten im Umland, wie zum Beispiel auf den Jägerkamp, den Wendelstein, den Breitenstein und den Schweinsberg. Und sogar die Rotwandreibn ist bequem machbar, denn ein RVO-Bus fährt zum Spitzingsee, ein kostenloser Skibus zum Skigebiet am Sudelfeld. „Wir haben im Winter viele Gäste, die Alpinski fahren“, erzählt Michaela Geyer. „Bei uns können die Gäste günstig übernachten. Alpenvereinsmitglieder, sie müssen nicht Mitglied der Sektion München sein, zahlen je nach Zimmer zwischen 21 und 25 Euro.“ Jugendliche zahlen deutlich weniger; Kinder unter sieben übernachten in Begleitung ihrer Eltern sogar umsonst. Aber ebenso Personen, die nicht im Deutschen Alpenverein Mitglied sind, können im Haus Hammer übernachten. Hier sind die Gebühren höher, aber: Wer von den vielen Leistungen der Sektionen München & Oberland profitieren möchte, kann sogar bequem vor Ort Mitglied werden.

Im Sommer ist das Haus Hammer mit seinem rund 34.000 Quadratmeter großen Gartengrundstück, das direkt an die plätschernde Leitzach grenzt, ein echtes Juwel. Viele Berg- und Mountainbiketouren starten direkt vor dem Haus. Und wer das Angebot von Bus und Bahn nutzt, dem stehen viele Touren vom Wendelstein bis hinüber zu Rotwand, zum Stümpfling oder zur Bodenschneid offen. Darunter auch Breitenstein, Hochmiesing, Jägerkamp, Aiplspitz, Schönfeldhütte und Taubensteinhaus. Letzteres ist seit 2021 Teil der Münchner Hüttenfamilie (die alpinwelt berichtete in Ausgabe 2/2022) und von Geitau, zwei Kilometer östlich von Hammer, erreichbar. Ein Abstieg vom Taubenstein zum Spitzingsee macht die Tour zur Rundwanderung, vom See kehrt man mit dem Bus zum Haus Hammer zurück.

An einer umfassenden Sanierung von Haus und Hütte Hammer wird seit geraumer Zeit intensiv getüftelt. Wenn Genehmigungen und Finanzierungszusagen planmäßig erteilt werden, soll ab 2024 ein großer Schritt Richtung Klimaneutraler Hüttenbetrieb gemacht werden: Hier steht dann vor allem die energetische Sanierung des Gebäudes im Vordergrund! Neue Fenster und Türen, eine Wärmedämmung für Dach und Fassade, eine Hackschnitzelheizung als Ersatz für die Ölheizung. Durch einen Ersatzbau für den Altbau werden neue, größere Zimmer und ein weiterer Seminarraum geschaffen, sowie die Wohnung für die Betriebsbesorger modernisiert. Schließlich stammt die Grundsubstanz der Gebäude noch aus der Nachkriegszeit, als das Haus Hammer von den Stadtwerken München als Erholungsheim für ihre Beschäftigten gebaut wurde. Im Zuge des Umbaus soll das Haus Hammer auch einen Ofen mit Sichtscheibe bekommen – „Kaminfeeling“ für den Winter. Jegliche Art von Party, Junggesellenabschiede und Polterabende werden im Haus Hammer aber immer tabu bleiben. Mit seinen 81 Schlafplätzen soll es vielmehr der ganzen Bandbreite der Sektionsmitglieder als Ausgangspunkt für Bergsport zur Verfügung stehen. Und natürlich Erholungsstätte für Familien sein und als Haus für die Jugend, für Seminare und Bildung genutzt werden.

Ein Haus mit 81 Schlafplätzen in Bestlage: Im Sommer kann man direkt vom Haus aus ins Wander- und Mountainbikegebiet am Spitzingsee starten.
Ein Haus mit 81 Schlafplätzen in Bestlage: Im Sommer kann man direkt vom Haus aus ins Wander- und Mountainbikegebiet am Spitzingsee starten.
Hütte Hammer: die kleine Hütte mit 16 Schlafplätzen direkt neben dem Haus Hammer
Hütte Hammer: die kleine Hütte mit 16 Schlafplätzen direkt neben dem Haus Hammer