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09.07.2012 Texelgruppe

09.07.2012 bis 12.07.2012 – Texelgruppe

Die Texelgruppe ist ein Gebirgszug der Zentralalpen und eine Untergruppe der Ötztaler Alpen in Südtirol, Italien. Im Süden wird die Gruppe vom Vinschgau mit dem Etschtal, im Osten vom Passeiertal und im Westen vom Schnalstal begrenzt. Höchste Erhebung der Texelgruppe ist das Roteck mit 3.337 m, weitere Gipfel sind die Texelspitze (3.318 m), die Hohe Weiße (3.281 m), die Trübwand (3.266 m), der Tschigat (2.998 m) oder die Spronser Rötelspitze (2.625 m). Ausgangspunkt unserer viertägigen Wanderung ist Partschins.

Montag, 09.07.2012

Bei unserer Ankunft in Partschins ist es mit 30° C hochsommerlich heiß. Da ersparen wir uns gerne den ersten Anstieg und benutzen bis Giggelberg (1565 m) die Texelbahn. Der anschließende Weg führt uns durch schattig kühle Wälder in angenehmer Steigung bis zur Nassereither Hütte (1523 m), von wo aus wir die Rucksäcke mit der Materialseilbahn bis zur Ginglalm (1944 m) schicken können. Beim weiteren Aufstieg zur Lodner Hütte (2259 m) begleitet uns immer wieder der Zielbach mit seinen Gumpen und kleinen Wasserfällen. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir schließlich die Hütte.

Die freundliche Wirtsfamilie hat für uns acht Teilnehmer ein eigenes Lager und in der Gaststube den kleinen Nebenraum reserviert, der uns einen guten Überblick auf die wohlorganisierte und vielversprechende Küche bietet. Diesen Beobachtungsposten behalten wir bis zum Abendessen bei, denn auf der Terrasse ist es feucht, schattig und kühl.

Das mit Ungeduld erwartete Essen ist hervorragend. Leichtes Unbehagen bereiten lediglich die sehr reduzierten Sanitäranlagen. Die zwei Toiletten dienen auch als Waschgelegenheit, was bei dem gut belegten Haus den Benutzern einiges an Durchhaltevermögen abverlangt. Dass dem wunderbar duftenden Sauerkraut mit Wurst beim Abendessen relativ wenig zugesprochen wird, dürfte in direktem Zusammenhang dazu stehen.

Dienstag, 10.07.2012

Nachts entlädt sich ein heftiges Gewitter mit Blitz, Donner und prasselndem Hagel. Die Schläfer am offenen Fenster müssen ihre Nachtruhe unterbrechen und auf weitere Frischluftzufuhr vorläufig verzichten.

Nach der abendlichen Erfahrung mit den Kombiwaschtoiletten treibt es die ersten Frühaufsteher schon um 5:00 Uhr morgens aus den massiven Federbetten, um so dem größten Ansturm zu entgehen. Frühstück gibt es um 6:30 Uhr, also Zeit genug, um in Ruhe die noch auf der Terrasse liegenden Hagelnester, die Nebelschwaden und tiefhängenden Wolken zu besichtigen. Das geplante Roteck, mit 3337 m der höchste Berg der Texelgruppe, wird wohl wie bei vielen Touren dieses Sommers, dem unbeständigen Wetter zum Opfer fallen.

Als Ersatz entscheiden wir uns für die Johannesscharte (2869 m), die in nur knapp 2 Stunden zu erreichen ist. Ein kurzer Blick von der beengten, windverblasenen Scharte auf die rauhe Nordseite – ein kleiner See ist mit Eis bedeckt – muss genügen. Den Abstieg in der steilen, mit Ketten versicherten Scharte schaffen wir noch, bis der vorhergesagte heftige Schauer auf unsere Schirme niedergeht.

Zurück auf der Terrasse der Lodner Hütte hellt es allmählich auf, ab und an lässt sich sogar die Sonne sehen, was sofort zaghafte Versuche zu Sonnenbädern und Trockenaktionen auslöst. Auch die Gruppe, die am Morgen mit uns gestartet und schließlich auf einem Schneefeld unterhalb des Lodners im Nebel verschwunden war, finden wir hier wieder.

Nachdem sich die Sonne endgültig durchzusetzen scheint, starten wir zu einem nachmittäglichen Spaziergang auf den "Hausberg" der Hütte. In ganz ungewohnter Muße schlendern wir dahin, betrachten die großartige Landschaft, die wuchtigen, mit grellgrünen Flechten überzogenen Granitblöcke in den Wiesen, die vielen, von den Höhen herabstürzenden Bäche und Wasserfälle, die weit oben weidenden Schafe und die weit unten sitzenden Gäste auf der Terrasse der Lodener Hütte.

Mittwoch, 11.07.2012

Unser heutiges Ziel ist das Hochganghaus (1839 m) mit dem Tschigat (2998 m) als Gipfeleinlage. Gleich hinter der Lodner Hütte führt der Steig Nr. 7 über den Bach, dann sanft ansteigend hoch zu den Tablander Lacken (2677 m) und zum Halsljoch (2808 m). Auf der Scharte kreuzen sich die Wege zur Lazinser Rötelspitze, nach Pfelder im Passeiertal und zu den Spronser Seen. Direkt vom Halsljoch führt die Markierung südöstlich über felsiges Gelände in teils luftiger Blockkletterei zum Nordwestgrat des Tschigat. Schon bald scheiden sich die Geister und die Gruppe. Ein Teil bleibt zurück, der andere steigt noch bis zum Vorgipfel und kehrt dann ebenfalls um. Vom Halsljoch geht es nun durch Blockgelände und über Schneefelder zur Milchseescharte, wohin uns die weithin sichtbare gelbe Guido-Lammer-Biwakschachtel den Weg weist. Nur kurz haben wir einen Blick auf die zwei Milchseen, den Lang- und den Grünsee, dann zieht es wieder zu, was eine längere Rast vereitelt. So steigen wir die bestens mit Drahtseilen und Ketten versicherte Milchseescharte steil hinab zu den Milchseen, zur Weggabel oberhalb des Langsees, hier rechts ab zur Hochgangscharte (2455 m) und hinunter, wieder gesichert durch Drahtseile und Ketten, zum Hochganghaus.

Behaglich bei Bier und Wein in der neugebauten komfortablen Hütte sitzend, betrachteten wir später durch die Fensterscheiben das obligatorische tägliche Gewitter mit Wolkenbruch, und die hoch von den Gartentischen aufspritzenden Hagelkörner.

Donnerstag, 12.07.2012

Heute überrascht uns der Morgen mit strahlendem Sonnenschein und sommerlicher Wärme. Das hebt die Stimmung: Heiter und beschwingt beginnen wir den Abstieg, der uns zunächst, ohne groß an Höhe zu verlieren, in gemütlichem Auf und Ab den Meraner Höhenweg entlang führt, durch Wälder und Almengelände, mit bisweilen großartiger Aussicht auf das Etschtal und Meran. Nun können wir endlich sehen, was bisher Nebel und Wolken hartnäckig verhüllten. Bei der Abzweigung zur Nassereither Hütte wenden wir uns nach Süden und steigen steil ab zum Zielbach und Partschinser Wasserfall, der nach den vielen Regenfällen besonders imposant tosend seine 97 m Fallhöhe hinunterdonnert.

Die luftige Terrasse des nahegelegenen Gasthauses Birkenwald ist zu verführerisch. Wir einigen uns darauf, die Mittagspause etwas vorzuziehen und später bei der Rückfahrt nur mehr eine kurze Kaffeepause einzulegen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt: Der Wirt hat trotz hinderlicher Halskrause keine Spur seines Humors verloren, sondern inszeniert das Aufnehmen der Bestellung kabarettreif. Essen, kühles Bier und Wein munden wunderbar, verursachen allerdings leichte Ermüdungserscheinungen. Bei dem noch ausstehenden Verdauungsspaziergang von ca. 1 Stunde, der wunderschön und abwechslungsreich oft am Zielbach entlang, durch Wälder, Wiesen, Weinberge und Gärten führt, werden wir munter bis zum Parkplatz mit unseren Autos.

Tourenbegleitung: Rudolf Strasser
Text: Ilse Lechner
Fotos: Christine Gangl, Ilse Lechner, Anneliese Ramsauer


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