Login zu »Mein Alpenverein«
Zugang freischalten
»Mein Alpenverein« kostenlos freischalten
Ich bin Mitglied der Alpenvereinssektionen München & Oberland und möchte meinen Zugang zu »Mein Alpenverein« jetzt kostenlos freischalten.
Pflichtfelder sind mit einem Sternchen* markiert.
Nach der Freischaltung erhältst du eine E-Mail an deine E-Mail-Adresse. Bitte klicke den dort enthaltenen Link an, um die Freischaltung zu bestätigen. Mit der Freischaltung stehen dir die Möglichkeiten von »Mein Alpenverein« vollumfänglich zur Verfügung.
»Mein Alpenverein« bietet dir als Mitglied der Alpenvereinssektionen München & Oberland den perfekten Online-Service. Du kannst nach der Freischaltung zukünftig fast alle unserer Leistungen online buchen, ohne aufwendig alle persönlichen Daten in Web-Formulare eingeben zu müssen. Dies ist nicht nur bequem, sondern erhöht auch die Datensicherheit enorm.
Bitte gib deine Mitgliedsnummer (11-stellig, ohne Trennstriche z.b. 18100123456) oder deinen Anmeldenamen ein und klicke auf „Absenden“. Wir schicken dir umgehend einen Link an deine bei uns hinterlegte E-Mail-Adresse. Mit Klick auf diesen Link kannst du dein Passwort zurücksetzen. Bitte überprüfe auch den Spam-Ordner. Solltest du keine E-Mail erhalten, kann es sein, dass wir eine alte oder falsche E-Mailadresse von dir gespeichert haben. Bitte wende dich in diesem Fall an eine Servicestelle.
Weiter ohne Login für:
Achtung:Diese Veranstaltung kann von Mitgliedern anderer Sektionen und Nichtmitgliedern nicht gebucht werden. Jetzt Mitglied werden?
Achtung:Diese Hütte kann von Nichtmitgliedern nicht gebucht werden. Jetzt Mitglied werden?
Achtung:Diese Hütte kann von Mitgliedern anderer Sektionen und Nichtmitgliedern nicht gebucht werden. Jetzt Mitglied werden?
Als Mitglied der Alpenvereinssektionen München & Oberland kannst du deine Beiträge und Nachrichten einfach und jederzeit über das Mitgliederportal »Mein Alpenverein« verwalten. Jetzt Mitglied werden?
Landen Ski auf dem Müll, sind sie entsorgungstechnisch ein Fall für die „energetische Verwertung“ – zumindest noch. Denn die Branche schickt sich an, den Skibau nachhaltiger zu gestalten, bis hin zum wiederverwertbaren Ski. Ein Überblick
Text: Thomas Ebert, Foto oben: Völkl
Was die Entsorgung verbrauchter Tourenski angeht, hat sich in den letzten Jahren zumindest im privaten Bereich ein Königsweg herauskristallisiert, und zwar das Hochzeitsgeschenk. Gefühlte Wahrheit: Jedes dritte Brautpaar zwischen Füssen und Oberaudorf durfte sich zuletzt über eine gebastelte Sitzbank aus Skiresten freuen. Eine Win-win-Situation für fast alle Beteiligten: Die Keller im Freundeskreis sind wieder leer, die in den Ski enthaltenen Erinnerungen (Nostalgiefaktor!) sind halbwegs bewahrt, und so eine sperrige Sitzbank mit abgeflexten, messerscharfen Skikanten in der Kniekehle kann man schließlich immer brauchen.
Spaß beiseite. Was tun, wenn ein Ski nicht mehr zu gebrauchen ist? Wenn selbst beim örtlichen Skibasar, auf eBay-Kleinanzeigen oder beim alpinflohmarkt kein Interesse mehr besteht, weil der Belag mehr Löcher als Lauffläche hat oder die Kanten mehrfach gebrochen sind? Wenn auch mit ganz viel gutem Willen kein Steinski mehr draus wird? Wenn im Keller schon zwei auf Restski gespaxte Biertragl verstauben, wenn der Haussegen vor lauter selbst gebastelten Wandbords, Garderobenständern oder Gartenzäunen schiefhängt?
Dann bleibt nur noch der Gang zum Wertstoffhof. Dort wird man die Dinger zwar los, aber was passiert danach? In aller Regel das, was in der Entsorgungsfachsprache „energetische Verwertung“ genannt wird: Die Ski werden verbrannt und zumindest noch zur Wärmeerzeugung genutzt. Denn, wir nähern uns dem Kern der Sache: Eine Wiederverwertung von gebrauchten Ski ist schwierig. Das liegt an ihrem Aufbau: Ein Standardski, egal, ob für Piste oder Tour, besteht im Großen und Ganzen aus einem Holzkern, Seitenwangen aus ABS-Kunststoff, Stahlkanten, zwei Schichten Glasfasermatten, einem Kunststoffbelag und einer Deckschicht bzw. Dekorfolie. All das wird unter Hitze und hohem Druck miteinander verklebt – und zwar so stark, dass nichts davon hinterher voneinander getrennt werden kann. Eine sortenreine Trennung der Inhaltsstoffe ist aber Grundvoraussetzung für effizientes Recycling.
Auf der Einbahnstraße der Ressourcen
Maximilian Gemsjäger ist Leiter der Gruppe „Kraxlkollektiv“, die in München bereits mehrere öffentliche Boulderspots errichtet hat. Gemsjäger ist aber auch begeisterter Wintersportler, und ihn stört der Status quo in Sachen Ski-Recycling. „Die Konventionelle Herstellung von Ski ist eine Einbahnstraße der Ressourcen. Endliche Ressourcen werden verbraucht und landen dann eines Tages auf der Deponie“, beschreibt er die Situation nicht ohne Frust. Das bestätigt auch Dr.-Ing. Fatah Naji, Projektmanager für Kreislaufwirtschaft am bifa Umweltinstitut in Augsburg, wo zur Wiederaufbereitung von Carbonfasern geforscht wurde. „Ski sind ein Mehrkomponentensystem mit verklebten Laminaten. Da können Kunststoffe drin sein, Holz, Carbonfasern, Glasfasern, Lackierungen etc., die nicht getrennt werden können. Deshalb wird ein Recycling von Ski Stand heute meines Wissens nicht praktiziert“, so Naji.
Hinzu komme noch ein zweites Problem: „Müllverbrennungsanlagen (MVA) mögen Carbonfasern überhaupt nicht. Zum einen verbrennen sie oft nicht vollständig, man kann sie sogar in der Asche oder in der Schlacke noch nachweisen. Zum anderen sind Carbonfasern elektrisch leitend und können in den Elektrofiltern der Verbrennungsanlagen Kurzschlüsse auslösen, Anlagenausfälle oder sogar Brände verursachen.“ Naji empfiehlt daher, vor der Entsorgung von Ski beim Hersteller nachzufragen oder sie beim Wertstoffhof abzugeben.
Die gute Nachricht: Es tut sich was in der Branche. Nachhaltigkeit ist das Schlagwort der Stunde, das ist auch bei den Skiherstellern angekommen. Wer Ende November über die ISPO in München schlenderte, vermisste zwar einen Auftritt der großen Namen wie Atomic, Head, Fischer oder Völkl, die sich den Messestand im ersten Jahr nach Corona sparten. Dafür aber kamen andere Firmen, die oft im Schatten der Großen stehen, stärker zur Geltung. Auffällig viele von ihnen wurden mit Auszeichnungen im Nachhaltigkeits-Segment bedacht. Da war die Firma Scott, die das Schlagwort „Re-Source“ dick auf ihren „Superguide 95 LT“ druckte. Im Inneren des Skis hat Scott die üblichen Glasfasermatten durch Flachsfasern ersetzt. Auch Kanten und Belag sollen zumindest teilweise aus wiederverwerteten Materialien stammen. Direkt daneben prangte der Pistencarver „Primetime 55 FusionX“ von Elan, der ebenfalls aus „more sustainable materials“ bestehen soll.
Ein paar Schritte weiter beteuerte die 15 Jahre junge Skibau-Firma Majesty aus Polen in ihrem „Eco-Manifest“, ein möglichst umweltverträgliches Epoxidharz und FSC-zertifi ziertes Holz zu verwenden. Dynastar wiederum bewarb seinen „Hybrid Core 2.0“, einen Skikern, der mit weniger Fiberglas auskommt, aber gewohntes „Dynastar-Feeling“ bei „-24 % Climate change“ liefern soll. Einen Award gewann auch die amerikanische Firma WNDR aus Salt Lake City mit dem Ski „Alpine Vital 100“. Hinter der 2019 gegründeten Firma steht der kalifornische Konzern Checkerspot, der im großen Stil zu biobasierten Kunststoff en forscht. So kommt bei WNDR etwa ein Skikern namens AlgalCore zum Einsatz, ein Verbund aus Pappelholz und Polyurethanschaum, der wiederum aus Algen gewonnen wird. Auch in den Seitenwangen stecken Algen als Ausgangsmaterial, das hier Erdöl ersetzt. Und wenn ein Hersteller nicht bereits an irgendeinem Teil des Skis wiederverwertete Rohstoff e oder umweltfreundlichere Alternativen einsetzt, dann rühmt er sich zumindest mit der Verwendung von Öko-Strom in der Produktion. Kein Zweifel: Die Skibranche hat ihr grünes Gewissen entdeckt.
Die Lösung als Lösung
Im üblichen Messe-Reigen der großen Worte und kleinen Schritte hat sich die Firma Rossignol eher zurückgehalten. In einem kleinen Bretterverschlag im „French Village“ zeigten die Franzosen ihren „Essential“- Ski, vielleicht das größte Umweltversprechen der Messe: Schon die Seitenwange des „Essential“ kommt daher wie eine Dreischichtplatte, ein QR-Code und ein Recycle-Logo sind die einzigen Gestaltungselemente auf dem Holzdekor. 62 Prozent des Skis stammen laut Rossignol aus recycelten und biologisch erzeugten Werkstoffen.
Das viel größere Versprechen: 77 Prozent des Skis sollen auch nach seinem Gebrauchsende wiederverwertbar sein. Für diesen Prozess ist Rossignol eine Partnerschaft mit dem Recycling-Unternehmen MTB eingegangen, das bisher auf die Wiederverwertung von Elektronikgeräten spezialisiert war. Zwar legt Rossignol auf seiner Website bereitwillig den Aufbau seines „Essential“ offen, nähere Angaben zu Recycling-Verfahren fehlen allerdings.
Offener ist da die Schweizer Firma Earlybird – ein Pionier im Bereich der wiederverwertbaren Ski. 2014 von Hanno Schwab gegründet, machten sich die Berner binnen kurzer Zeit einen Namen. Mit selbst gebauten Pressen fabrizierten sie eine Handvoll Paar Ski im auffä lligen Multiplex-Look, fuhren damit zur ISPO nach München – und hatten gleich eine Großbestellung zu verzeichnen. Flachsfasern statt Glasfasern, Polyamide auf Rizinusbasis, FSC-zertifiziertes Holz, rezyklierter Stahl: Earlybird-Ski sollen schon in der Produktion so nachhaltig wie möglich sein.
Der eigentliche Clou aber ist das, was nach dem Gebrauch damit passieren soll. Denn das Epoxidharz – ohne den Kleber geht auch bei Earlybird-Ski nichts – ist ein spezielles Produkt der spanischen Firma R*Concept aus Barcelona. Der Zweikomponentenkleber kann in einem speziellen Bad aus Wasser und Essigsäure bei 82 Grad Celsius aufgelöst werden – und so die Ausgangsmaterialien wieder sortenrein voneinander trennen.
Algen, Flachs, löslicher Kleber: Ist der Weg frei zum zerlegbaren, wiederverwertbaren Ski? Maximilian Gemsjäger hat Zweifel. „Grundsätzlich ist der Einsatz von Pflanzen- statt Glasfasern schon mal gut“, so Gemsjäger. So bleibe weniger Schlacke übrig. „Aber der Kleber macht alles zu Sondermüll, da ist es dann fast schon egal, ob ich Glasfasern oder Flachs nehme.“ Und das lösliche Epoxidharz? „Ich will das nicht schlechtreden“, meint Gemsjäger, „Ski von Earlybird sind noch das Nachhaltigste, was man auf dem Markt bekommt.“ Aber am Ende müsse man die Gesamtbilanz betrachten. Denn auch die chemische Aufspaltung des Epoxidharzes bräuchte jede Menge Energie, die Ski müssten dafür immer nach Spanien gebracht werden, und die Bestandteile könnten nicht eins zu eins wieder für den Skibau verwendet werden. So wird aus einem alten Paar Ski wohl eher eine Spanplatte statt ein neues Paar Ski – Downcycling statt Recycling, meint Gemsjäger.
Gemsjäger selbst geht im privaten Bereich noch ein ganzes Stück weiter. Denn in der heimischen Schreinerwerkstatt entstehen nicht nur die bekannten Boulderblöcke in München, sondern seit Kurzem auch „gemsjaeger.ski“. Zusammen mit einem alten Studienfreund aus Innsbruck konstruiert Gemsjäger Ski, die lediglich aus Holz und Stahl bestehen. Selbst die Lauffläche besteht aus Holz und wird mit biologisch abbaubarem Wachs präpariert, dessen Ausgangsmaterial pflanzlich und nicht fossil ist. Das zugrunde liegende Prinzip: cradle-to-cradle, also ein Kreislauf der eingesetzten Rohstoffe, bei dem kein Müll übrig bleibt. Zudem ist der Ski plastikfrei. Eine Crux ist daher die Lauffläche, die bei Holzski naturgemäß etwas langsamer gleitet als ein konventioneller Ski mit Polyethylen- Lauffläche. Dafür verliert ein Gemsjäger-Ski auch garantiert kein Mikroplastik am Berg.
Im Winter 2023/24 sollen die ersten Paar Ski in den Verkauf gehen – bis dahin sucht Gemsjäger noch nach nachhaltigen Fellen und Bindungen auf dem Markt. Dass man die Hoffnung dabei nie aufgeben sollte, zeigte jüngst ein Beispiel aus der Fahrradbranche. Als der Reifenhersteller Schwalbe nach langer Zeit ein Verfahren zum Recycling alter Fahrradreifen gefunden hatte, schlug die Stunde des Freisinger Radhändlers Ingo Ruhland, der fast ein Vierteljahrhundert lang Reifen sammelte, um sie nicht in die Verbrennung geben zu müssen – und nun 20.000 Stück in einem Seecontainer zur Wiederaufbereitung schicken konnte.
Die Umweltschutzorganisation Mountain Wilderness Schweiz hat im Jahr 2020 verschiedene Ski-Hersteller inspiziert. Die spannende Studie „Was steckt im Ski und wer dahinter?“ hat Produktion, Bestandteile und Öko-Bilanz im Skibau untersucht.
Auch im Keller des Autors Thomas Ebert wartet noch ein zerstörter Steinski auf seine Wiedergeburt. Sollte die Entsorgungsindustrie keinen Weg erfinden, bleibt nur noch die Erweiterung der Hochzeitsbank.
zur Übersicht