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Für die Wildschutzgebiete im Landkreis Miesbach gilt ein temporäres Betretungsverbot vom 1. Dezember bis 14. Juli. Diese wurden zum Schutz und Erhalt des Lebensraums von Wildtieren ausgewiesen und dürfen während der sensiblen Monate im Winter sowie während der Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeit von Birkhuhn und Co. nicht betreten werden. Grund dafür ist die Zunahme durch Tourenaktivitäten im Winter, die verstärkt zu Störungen in diesen Gebieten führen.
Um die Ursprünglichkeit der Alpen zu schützen, wurde ein Teil der bisherigen Wald-Wild-Schongebiete am Spitzingsee nun zu Wildschutzgebieten, die im Winter und in der Balz-, Brut- und Aufzuchtzeit der Tiere nicht betreten oder befahren werden dürfen (vom 1.12. bis 14.07.). Hiervon sind die üblichen Ski- und Schneeschuhrouten sowie die Hauptwanderwege nicht betroffen. Insgesamt umfassen die Schutzgebiete rund 320 Hektar Land in den Gemeinden Fischbachau, Schliersee und Bayrischzell.
Wo liegen die ausgewiesenen Bereiche?
Ein Verstoß gegen das Betretungsverbot kann mit einer Geldbuße bis zu 5.000 € geahndet werden. Seit Sommer 2021 sind zwei hauptamtliche Ranger im Landkreis Miesbach angestellt, die in den Gebieten unterwegs sind und das Betretungsverbot kontrollieren.
Landratsamt Miesbach: Verordnung über die Ausweisung des Wildschutzgebietes im Rotwandgebiet (29.10.2021)
Betretungsverbot vom 1.12. bis 14.07.
Karte zum Download
Bitte auf den offiziellen, ausgewiesenen Routen bleiben und die Wildschutzgebiete und Wald-Wild-Schongebiete nicht betreten! Sie stellen einen lebenswürdigen Rückzugsraum für Wildtiere dar. Die eingezeichneten Skirouten sowie die Schutzgebiete findet ihr in der Karte.
Wir haben hilfreiche Tipps für eine naturverträgliche Tourenplanung zusammengestellt: Hilfsmittel für die Tourenplanung
Die Gebiete am Spitzing sind ein wichtiger Lebensraum für die Raufußhühner wie das Birkhuhn – noch, denn ihre Population ist vom Aussterben bedroht. In dem Gebiet zählte der Gebietsbetreuer für das Mangfallgebirge, Florian Bossert, Ende 2021 etwa 25 Birkhühner, obwohl eigentlich Platz für bis zu 150 wäre, denn der Lebensraum ist dank der sehr guten Zusammenarbeit mit Almbauern und dem Forstbetrieb gut geeignet. Die Verordnung zum Wildschutzgebiet soll nun zu einer Erholung der Population durch eine geschützte und störungsarme Balz-, Brut- und Aufzuchtzeit führen.
Zum Schutz der Tiere wurden die Bereiche als schützenswerte Lebensräume ausgewiesen und zu Wildschutzgebieten mit Betretungsverbot erklärt. Die Bereiche eignen sich sehr gut für die Bedürfnisse der Raufußhühner – sowohl durch die Zusammensetzung des Nahrungsangebots sowie die Versteckmöglichkeiten. Außerdem sind die Gebiete so ausgewählt, dass sie als Trittsteine dienen und die Tiere zwischen den verschiedenen Lebensräumen wechseln können. Würde eine kleine Population isoliert werden, wäre kein genetischer Austausch mehr möglich (Inzucht) und die Tiere würden mittelfristig aussterben.
Anlegen von Spuren: Meist folgt man im Gelände einer bereits angelegten Skispur. Führt diese – vielleicht unwissend – in ein sensibles Gebiet, so folgen auch die Nachkommenden dieser angelegten Linie und hinterlassen so ihr Spuren in diesem ökologisch sensiblen Gebiet. In Folge werden die Wildtiere massiv gestört. Es wird außerdem beobachtet, dass auch andere Wildtiere die gefrorenen und festen Skispuren nutzen, um sie wie eine "Autobahn" zu nutzen. Beispielsweise gelangen Füchse, die eigentlich in tiefer gelegenen Regionen überwintern, durch die Spuren direkt in die Lebensräume der Birkhühner und können diese dort leicht erbeuten. Generell sollte beim Spuren und Abfahren im freien Gelände die Trichterregel befolgt werden, denn eine Kanalisierung ist überaus wichtig.
Feierabendtouren & Aktivitätszeit: Während des Tages suchen die Tiere Schutz vor Fressfeinden und uns Freizeitsportler*innen. Im Schutz der Dämmerung (morgens & abends) suchen die Tiere nach Nahrung wie Nadeln und Beeren. Werden sie dabei gestört, gehen sie hungrig ins Bett – auf Dauer hält man das nicht durch! Da die Hauptaktivitätszeit der Raufußhühner in der Dämmerungsphase liegt, sollte unbedingt auf Feierabendtouren und Nachtskitouren verzichtet werden. Die Tiere werden schon aus großer Entfernung durch uns Freizeitsuchende gestört und aufgeschreckt (zusätzlich noch mit Stirnlampen ausgestattet) und fühlen sich zur Flucht gezwungen.
Aufzucht von Jungtieren: Nach einer geglückten Balz & Brut werden die Jungtiere im Frühjahr großgezogen, um das Überleben der nächsten Generation zu sichern. Die Eltern sind während dieser Zeit besonders stressanfällig und sensibel (= höhere Fluchtdistanz). Erst wenn die Küken ausgewachsen und in einem reproduktionsfähigen Alter sind, können sie zum Erhalt der Art beitragen.
Raufußhühner sind eine Schirmart und somit ein Indikator für ein intaktes Ökosystem. Wenn wir wissen, dass es der Population dieser Art gut geht, können wir davon ausgehen, dass der gesamte Lebensraum mit seinen Pflanzen und Tieren in einem gutem Zustand ist. Würden diese Arten fehlen, wüssten wir, dass das ökologische Gleichgewicht gestört ist. Beispielsweise profitieren Schmetterlinge vom Lebensraum der Raufußhühner – diese sind wiederrum ein fester Bestand in der Nahrungskette anderer Tiere. Fällt eine der tragenden Säulen weg, kann das gesamte Ökosystem zusammenbrechen.
Raufußhühner sind sehr sensible Tiere, da einerseits ihr Fortpflanzungszeitraum sehr begrenzt ist. Hennen sind nur an einem Tag im Jahr (!) empfangsbereit, werden sie bei der Balz gestört, kann der Nachwuchs für ein gesamtes Jahr ausfallen. Außerdem ist die Fluchtdistanz der Tiere sehr groß. Das bedeutet schon in größerer Entfernung fühlen sich die Tiere gestört. Sie wittern eine potentielle Gefahr, wenn wir Freizeitsuchende in die Gebiete eindringen, werden aufgescheucht und ergreifen die Flucht.
1. Lebensraum von Raufußhühnern nicht betreten oder befahren
Raufußhühner sind auf eine geschlossene Schneedecke angewiesen. Tagsüber ruhen sie und vergraben sich in Schneehöhlen, wo sie vor Fressfeinden und der Kälte geschützt sind. Sie verstecken sich unter Gehölz und Gestrüpp, wo sie auch im Winter Nahrung finden. Raufußhühner können leider nicht fliegen: Wenn sie aufgeschreckt werden, flattern sie davon, lassen sich talwärts gleiten und müssen anschließend die Höhe wieder zu Fuß überwinden – eigentlich eine schöne Freizeitbeschäftigung, allerdings braucht das viel Energie, und bei den Tieren geht es ums Überleben.
2. Aktivitätszeit von Raufußhühnern beachten
Während des Tages suchen die Tiere Schutz vor Fressfeinden und uns Freizeitsportler*innen. Im Schutz der Dämmerung (morgens & abends) werden die Tiere aktiv und suchen nach Nahrung wie Nadeln und Beeren. Werden sie dabei gestört, gehen sie hungrig ins Bett – auf Dauer hält man das nicht durch! Deshalb bitte auf Feierabendtouren und Nachtskitouren unbedingt verzichten!
3. Energieverbrauch von Wildtieren
Wie bei jedem Lebewesen wird für verschiedene Aktivitäten unterschiedlich viel Energie benötigt. Gerade im Winter spielt dies eine entscheidende Rolle, um zu überleben.
4. Trichterregel im freien Gelände befolgen
In den verschneiten Hänge (oberhalb der Waldgrenze) herrscht freie Routenwahl. Es sollten felsige Bereiche und schneefreie Stellen gemieden werden und genügend Abstand zu den Wildtieren gehalten werden.Oberhalb des Waldrands in Trichterform auf den gemeinsamen Abfahrtskorridor zusteuern. Viele Wildtiere halten sich gerne am Waldrand auf.Im Wald den Korridor einhalten: Skirouten, Wege sowie offene Schneisen nutzen und sich an Weggebote halten. Aufforstungen und den Jungwald meiden, es besteht die Gefahr von Verschnitt durch Skikanten. Der Wald ist Lebensraum der meisten Wildtiere, so auch des stark gefährdeten Auerhuhns.
„[…] Die Ergebnisse erlauben erstmalig einen langfristigen Einblick in die Populationsentwicklung des Auerhuhns in den zentralen Teilender Bayerischen Alpen. Sie korrespondieren mitlangfristigen Rückgängen in anderen Auerhuhnverbreitungsgebieten. Strukturelle Veränderungen im Wald im Zusammenhang mit steigenden Temperaturen als primäre Ursache, aber auch stark zunehmender Freizeitdruck auf die letzten Auerhuhnrefugien stehen sehr wahrscheinlich mit den beobachteten Trends in Zusammenhang […].“ (Ludwig et al., 2023: Ornithol. Anz., 61, 2023)
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