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von Johanna Bernhardt
Schon immer waren sie etwas Besonderes. Um sie kreisten die Fantasien. Von ihnen erzählte man sich Geschichten. Sie standen im Zentrum der Kulturen. Von ihnen kam der Segen, aber auch die Bedrohung. Mittlerweile hat man sie wieder entdeckt und stellt sich die Frage: Was sind heilige Berge? Reste einer romantisierten Vergangenheit oder Realitäten? Teil einer Marketingstrategie oder Ausdruck einer Sehnsucht nach dem Innen, nachdem im Außen alles erreicht ist?
Geraume Zeit hat der Begriff des Heiligen ein echtes Schattendasein geführt. Zu lange war er umwölkt von Weihrauch, gefangen in stickigen Kirchenräumen. Nur zögernd beginnt man, ihn herauszuschälen aus der engen Verbindung mit dem Religiösen und wieder ernsthaft nachzudenken über seine tiefere Bedeutung. Etymologisch betrachtet kommt "heilig" vom alt-hochdeutschen Wort "heil", was so viel bedeutet wie "ganz" oder "gesund". Das ist auch verwandt mit dem englischen "whole" ("ganz"), in dem "holy" ("heilig") steckt. Der heilige Berg ist demnach ein Synonym für Ganzheit, eine Ganzheit auf allen Ebenen, die Körper, Seele und Geist einschließt. "Ganz" zu sein bedeutet auch gesund zu sein, gesund zu werden oder gesund zu machen, zu "heilen". Viele Erzählungen berichten von heiligen Bergen, die man als Orte der Kraft aufsuchte, um gesund zu werden – sowohl physisch als auch psychisch.
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Mircea Eliade, ein rumänischer Religionswissenschaftler und Philosoph, zeigt eine andere Seite des Heiligen, indem er es als notwendige Ergänzung dem Profanen gegenüberstellt. So betrachtet ist der heilige Raum ein besonderer Raum, der über das Alltägliche hinausweist und besondere Erfahrungen ermöglicht – mit dem heiligen Berg als Ausgangspunkt in der Mitte. Aus diesem Grund waren heilige Berge zu allen Zeiten verehrt, ersehnt und verboten. Und auch heute noch sind sie für Kulturen, die in einem naturbezogenen Weltbild leben, vor allem eines: ein Symbol. Im Zentrum eines solchen Weltbildes steht oftmals die "Weltenachse": Sie verbindet das Oben mit dem Unten, das Himmlische mit dem Irdischen, das Heilige mit dem Profanen. Sie ist der Garant für eine stabile Weltenordnung, die nicht vom Menschen, sondern von der Natur selbst gemacht wurde. Nichts eignet sich besser als das Symbol des Weltenberges als des sichtbaren Vertreters einer vollkommenen Ordnung, in der alles seinen Platz hat. Dort, wo es Ordnung gibt, gibt es auch Harmonie als Ausdruck des Gleichgewichts. Und weil wir das Harmonische unbewusst als schön wahrnehmen, erstaunt es nicht, dass die heiligsten Berge oft auch als die schönsten gelten.
Rund um den Erdball gibt es die Vorstellung vom Weltenberg als Zentrum der Welt – etwa als Kailash, Elbrus oder San Francisco Peaks –, eine Vorstellung, die eng verbunden ist mit den Schöpfungsgeschichten der Völker. Der Weltenberg steigt als erster aus den Fluten des Urmeers, des Chaos, wie die ägyptische Schöpfungsgeschichte berichtet. Er bildet das Zentrum, um das sich Länder, Meere und Flüsse formieren. Ausgehend von der "Eins", dem Gipfel, entfalten sich die vier Seiten der Pyramide, die vier Himmelsrichtungen, die vier Elemente.
Für die Menschen bedeutet der heilige Berg Identität, er bedeutet eine Heimat zu haben. Dies vor Augen begreift man vielleicht den Schmerz der Aborigines in Australien, deren heiligsten Berg Uluru (Ayers Rock) man zu einem Kletter-Eldorado umfunktioniert hat. Und den Schmerz der Tibeter, die man mit einer Mauer der Gewalt von ihren heiligen Bergen trennt. Es geht nicht um ein Stück Felsen, es geht um eine Heimat.
Dabei sind das Heilige und das Profane keine vollständig getrennten Welten. Vielmehr sind sie durch ein feines Netz miteinander verwoben. Aber dennoch gibt es Grenzen. Die Baumgrenze ist eine davon, die Schneegrenze eine andere und der Gipfel selbst – der Ort des Übergangs. Gletscher, Felswände und das Wolkenband rund um den Gipfel markieren auf natürliche Weise, wo die "andere Dimension" beginnt. Eine Dimension, die von Göttern, Geistern und Zwergen bevölkert ist, von Wesen der Natur, die die vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde bewachen und lenken. In den Mythen der Völker finden sie ihren Ausdruck – als Zeus, der die Blitze von den Höhen des Olymp schleudert; als Rudra, der vom Himalaja die Stürme in alle vier Himmelsrichtungen aussendet; als Kachinas, die den Regen von den Höhen der San Francisco Peaks bringen; als Zwerge, die Gold und Edelsteine der Alpen bewachen. Die heiligen Berge bilden den Kristallisationspunkt der vier Elemente. Hier entscheidet sich, ob sie dem Menschen zum Segen oder Fluch werden.
HöheDer höchste Berg gilt durch seine Nähe zum Himmel als der heiligste: zum Beispiel Kilimandscharo, Großglockner
Lage in der LandschaftInselberge und Monolithen – als "Unikum" in der Landschaft: Uluru im Zentrum Australiens; Devils Tower, USA
Form Die Pyramide als geometrisch vollkommene Form: Kailash
GestaltÄhnlichkeit mit Gesichtern von Menschen und Tiergestalten: Popocatepetl – Gesicht eines alten Gottes; Machu Picchu – Gestalt eines Pumas
VulkanismusBedrohung und Fruchtbarkeit erklärt durch das Wirken der Götter: Ätna – antike Schmiede des Hephaistos; Fuji – Berg des Feuers
Natürliche RessourcenHüter von Bodenschätzen, aber auch Wasser: Cerro Galan, Südamerika – Silberberg; San Francisco Peaks – Regen; Kailash – vier große südostasiatische Flüsse entspringen in seiner Nähe
Wetter- und KlimascheidenHimalaya: Sitz des Sturmgottes Rudra; Hohe Saile – Tanzplatz der Wetterhexen
Heilige StättenTempelberg, Jerusalem – heilige Stätten von Judentum, Christentum, Islam
Mythen und SagenOlymp – Sitz des Götterrates
Und sie sind auch der Ort, um in Kontakt zu treten mit dem Heiligen, denn der Berg ist dem Profanen schon ein wenig entrückt und dem Himmel ein Stück näher. In diesem Weltbild überrascht es nicht, dass ein Regelwerk existiert, das Ort und Zeit festlegt, um dem Heiligen zu begegnen. Was allerdings überrascht, ist die Ähnlichkeit dieses Regelwerks rund um die Welt: Die heiligsten Berge und Gipfel sind tabu, andere dürfen nur zu besonderen Zeitpunkten aufgesucht werden, beispielsweise zu den Sonnenwenden. Wieder andere sind nur den spirituellen Vermittlern vorbehalten –den Schamanen, Mönchen und Priestern.
Auch die Rituale und Zeremonien folgen einem uralten Kanon, der der regelmäßigen Erneuerung des "Paktes" zwischen Menschen und Göttern dient. In unserer liberalen Gesellschaft, in der alles zu jeder Zeit möglich scheint, sind diese Regeln und Verbote manchmal nur schwer zu verstehen. Vielleicht sind aber gerade die heiligen Berge und ihre Bewohner ein Schlüssel zum Geheimnis des richtigen Ortes und der richtigen Zeit. Heilige Berge, das sei noch einmal festgehalten, gibt es rund um den Erdball. Ein buntes Netz von Gipfeln, markiert durch Fahnen und Kreuze oder in naturbelassener Unbestiegenheit. Ein Netz, das unweigerlich Fragen aufwirft: Ist es Zufall? Wurde es vom Menschen entworfen? Oder folgt es einem unsichtbaren Plan der Natur? Ja, es gibt "Eignungskriterien" für die heiligen Berge in der Landschaft: die Höhe, die Form, Vulkanismus und weitere Aspekte (siehe Kasten), aber dennoch lässt sich kein einheitliches Profil ausmachen. Und noch weniger ein System, das erklären könnte, warum die heiligen Berge dort stehen, wo sie stehen. In der Tradition des chinesischen Feng Shui oder des indischen Vastu betrachtet man die Erde als Lebewesen, das genauso wie der menschliche Körper Organe und Meridiane als Verbindungskanäle dazwischen hat. Alles, ob Land, Wasser oder Berg, hat seine Funktion und Aufgabe. In diesem Bild verlaufen die großen Gebirgszüge über den wichtigsten Energielinien der Erde. Die Gipfel der Berge aber wirken wie Akupunkturpunkte, die die tellurischen Energien anzapfen und die kosmischen Energien wie Antennen auffangen.
Interessant ist, dass heilige Berge meist eine lange Tradition haben; seit Jahrhunderten, ja oft Jahrtausenden werden ihnen unterschiedliche religiöse oder kultische "Mäntelchen" umgehängt. Verehrt von den einen, ignoriert oder verachtet von den anderen: Der Wandel im Laufe der Zeit spiegelt sich wider in den Mythen, Sagen und Sakralbauten. Im keltischen Kraftplatz beispielsweise, der zum heidnischen Blocksberg abgestempelt wird. Oder in der christlichen Kapelle, errichtet auf den niedergebrannten Grundmauern eines alten Inka-Tempels. Der Berg aber bleibt unbeeindruckt davon. Abseits der religiösen Legitimation ist es heute vor allem die UNESCO, die seit 1975 Berge und Berglandschaften in ihr Welterbe aufnimmt und ihnen damit gewissermaßen einen Status des Heiligen verleiht.
Der heilige Berg ist so tief in der Seele des Menschen verankert, dass man sogar künstliche Berge errichtete, wo die Natur keine vorgesehen hat. So erbaute man in den weiten Ebenen des Zweistromlandes von Euphrat und Tigris sogenannte Zikkurats, Türme aus Stein, deren sieben Ebenen spiralförmig um eine Achse angelegt waren. Wie auf einem Pilgerweg näherte man sich in immer enger werdenden Kreisen dem Zentrum an. Der Gipfel aber war unerreichbar, da er dem Hohepriester und König vorbehalten blieb. Auch in den Pyramiden Ägyptens oder Mexikos erkennen wir die Vorstellung vom heiligen Berg wieder. Die geometrisch perfekte Pyramide, die nicht nur die Stabilität des Berges zu imitieren scheint, sondern auch seine Schönheit und Würde. Und vielleicht sind sogar die Mega-Türme unserer Zeit wie der Burj Khalifa in Dubai ein Versuch, den heiligen Berg künstlich zu erschaffen. Ob es allerdings gelingt, auch im Namen einer "Religion" des Geldes und des Größenwahns den Himmel zu erklimmen, ist zu bezweifeln.
Die Zeiten haben sich geändert, und damit auch das Verständnis von heiligen Bergen. Vor allem in unserem westlichen Lebensstil beginnen sie sich mehr und mehr herauszulösen aus den Traditionen einer Gemeinschaft und werden zur persönlichen Sache. Wo kein gemeinsames Regelwerk mehr existiert, wird das Heilige beliebig und kann leicht durch neue Werte wie Nutzen oder Gewinn ersetzt werden. In dieser übertragenen Bedeutung ist der Berg nicht mehr länger an sich heilig, sondern er wird dazu gemacht. Vorausgesetzt, er erfüllt die hineinprojizierten Erwartungen.
Für wie viele Leistungssportler ist der Berg nicht mehr als ein Objekt, ein Gradmesser des persönlichen Ehrgeizes? Im Kampf um Höhenmeter, Sekunden und Sponsoren gibt es keine Tabuzonen und keinen heiligen Kodex. Wie eine Krankheit klettert das Prinzip des Konkurrenzkampfes vom Tal immer höher und erfasst den Berg genauso wie den Menschen.
Wir haben für unsere Leser eine Reihe von Touren zu sakralen und heiligen, aber auch "teuflischen" Bergzielen zusammengestellt.
zu den Tourentipps...
Im Sommer 2012 machten zwei Berge in den Ostalpen Schlagzeilen: Am Großvenediger und am Ortler lockerten sich die Gipfelkreuze. Natürlich liegt die Ursache in dem besonders heißen Sommer, der den Auftauprozess der Permafrostböden beschleunigte. Aber könnte es nicht auch anders sein? Vielleicht sind die Berge gerade dabei, "ihr Kreuz abzuschütteln", um zu signalisieren, dass der Mensch nicht überall und zu jeder Zeit erwünscht ist ...
Auch die "heiligen" Berge der Touristiker und anderer Wirtschaftszweige sind nicht mehr als Objekte. Im Wettlauf um Marktsegmente und Umsatzrekorde ist fast alles erlaubt – und dann gibt es eben noch eine Seilbahn, noch eine Erlebnisgastro und Ballermann-Feeling bis in den letzten Winkel. Und es ist nur noch ein kleiner Schritt, bis an die Stelle der Gipfelkreuze und Gebetsfahnen Firmenlogos und Verkaufsshows treten; schon heute sind zum Beispiel manche Klettersteige nach Ausrüstungsmarken benannt. Als 2011 die beiden Osttiroler Berggipfel Hohe Kinigat und Rosskopf zum Verkauf ausgeschrieben wurden, gingen die Wogen hoch. Ein Gipfel – eine ganz normale Liegenschaft wie jede andere auch? Es erinnert an die berühmte Rede des Indianerhäuptlings Seattle, der fragt, was denn der weiße Mann kaufen wolle, wie man denn den Himmel oder die Wärme der Erde kaufen könne?
Wir können und wollen nicht mehr in die alten Lebensweisen und Denkmuster zurück. Wir müssen unsere eigene Definition des heiligen Berges finden. Wohl können uns die alten Mythen inspirieren, aber "beleben" müssen wir sie mit den Möglichkeiten unserer Zeit.
Johanna Bernhardt (50) ist Geografin und Wirtschaftspädagogin. Ihre Liebe gilt vor allem den Mythen rund um die Berge.