Ergebnisse des Forschungsprojektes ANAH

• Analyse der Treibhausgasemissionen (gesamt), Fahrleistung (Personenkilometer), PKW-Auslastung (Personen / PKW), Reisestrecke (km) und Modal Split (Verkehrsmittelwahl Anreise vs. Alltag)
• Als durchschnittliche Anreisedistanz wurden insgesamt 312 km erfasst (entspricht ca. 4,5 mal die Stecke von München HBF zum Spitzingsattel).
• Nach wie vor erfolgt zwar der größte Teil der Anreise per PKW, jedoch reist ein großer Teil der Hüttengäste mit ÖPNV an (z.B. Reintalangerhütte 31 %, Watzmannhaus 17 %). 
• ÖPNV-Anbindungen zu den Hütten ist unterschiedlich gut (z.B. schlechtere ÖPNV-Anbindung Watzmannhaus im vgl. zur Reintalangerhütte) 
• PKW-Auslastung: weniger Einzelpersonen, die in einem eigenen PKW anreisen; jedoch nutzen hauptsächlich zwei Personen (unabhängig von Anzahl der Sitzplätze) einen PKW für die Anreise
• ÖPNV-Nutzung: Hauptkritik an Preis & Flexibilität; Hinweise und Informationen sollten auf den Hütten bereitgestellt werden

Um eine nachhaltigere Gästemobilität (C7) zu erzielen, könnten folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

• "Mitfahrbörsen" etablieren, publik machen, in Buchungen einbetten
• Auf Informationsplattformen (z.B. App) zur grenzüberschreitenden Anreise hinweisen (ÖBB Scotty) 
• Vergünstigungen auf Hütten bei Anreise mit ÖPNV 
• Organisierte Tourenangebote mit ÖPNV-Anreise im Ausbildungsprogramm und bei Gruppenaktivitäten
• Kooperation mit der Bahn (kombinierte Tickets für Bahn und Übernachtung) 
• Konkrete Anreisebeispiele (Kosten und Zeit) darstellen (Website, Hütte etc.) 
• Haltestellenplan des letzten Talortes auf Hüttenstandort prominent aushängen (z.B. im Eingangsbereich,
  in der Speisekarte) 
• Ausrüstungs-Hubs: Verleih von Bergsportausrüstung vor Ort 
• Mehrtägige Parkplatz-Aufenthalte sehr stark bepreisen

• Lichtverschmutzung ist ein großes Thema und hat negative Auswirkungen auf das "Nachthimmel-Erlebnis" sowie auf die Fauna (v.a. Insekten)

• Positiv-Beispiele:

  Taschachhaus

  - In der Umgebung ist kein einziges künstliches Licht sichtbar (mittlerweile eine sehr seltene Situation, die einzigartige Erlebnisse der Nacht ermöglicht)

  - Derzeit ist ein ungestörter Blick zu den Sternen nur im Schatten des Winterhauses möglich

  - Durch den Kontrast sind Hüttenlichter besonders auffällig und dominieren die umliegenden (Lebens-)räume

  Albert-Link-Hütte

  - Bereich um die Hütte ausgezeichnet für Beobachtung von Sternschnuppen und Milchstraße

  - Kombination aus Himmelsqualität, Infrastruktur, sicherer Bewegungsfreiheit und Erreichbarkeit ist außergewöhnlich

        - Terassenbeleuchtung war zum Zeitpunkt der Messung ausgeschalten

• Mit wenigen Maßnahmen (Abschirmung etc.) kann ein großer Effekt erzielt werden (siehe Maßnahmen).
   

Um künstliche Lichtemissionen (D8) auf das Nötige zu reduzieren, könnten folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

• Innenlicht: Nutzflächen und nicht die Fenster treffen
• Abschattung der Betriebsräume (z.B. Küche, Lager, Backstube) mit automatischen Rollblenden 
• Dimmbare Speiseraumbeleuchtung
• Gletscherschauerlebnis bis in die Nacht erlebbar
• Außenbeleuchtung: Blenden/Reflektoren und "Lampenschirme" für helle Torleuchten (z.B. zugeschnittene Konservendose als Schirm oder besser + effizienter: moderne Leuchten)
• Provisorischer Schirm: zugeschnittenen Konservendose (besser, effizienter: moderne Leuchten)
• Dauernde Deaktivierung der Seilbahnbeleuchtung außerhalb der Betriebszeiten
• Zur sicheren Orientierung die Hütten mit Rundumlichtern markieren und die Hüttenwände ausschließlich mit blendfreien Leuchten bestücken

E9: Kommunikationsmaßnahmen an Gäste:

• Animation zu ressourcenschonendem und naturerhaltendem Verhalten: Müllvermeidung, Recycling und Verwendung von wiederverwertbaren Verpackungen/Materialien 
• Verringerung des Ressourcenverbrauchs und zur Senkung der Emissionen
• Beachtung von Schutz-/Schongebieten

E11: Lenkungsmaßnahmen zur Verhinderung von Übernutzung von Natur- und Kulturlandschaft:

• Beschränkte Nächtigungskapazität: DAV-Buchungsplattform
• Kapazitätsbegrenzung (z. B. durch Gebühren): Eintrittsgebühren für Partnach- und Höllentalklamm, Parkgebühren im Talort bei der Reintalangerhütte & Albert-Link-Hütte, Ampelsystem Parkplatzauslastung, etc.
• Beachtung von Schutzgebieten, Ruhezonen etc. (Sommer/Winter)

Beispiele:

• Nationalpark Berchtesgaden: Ranger, Infotafeln und Nationalpark Informationsstellen (Watzmannhaus)
• Naturschutzgebiet Schachen- und Reintal: Camping- und Feuermachen-Verbotsschilder
• Ranger im Spitzingsee-Gebiet (Albert-Link-Hütte)

Weiterführende Links:

o   Was ist ein Wildschutzgebiet?

o   Angespannte Lage in den Wald-Wild-Schongebieten und Schutzgebieten

Mögliche Kommunikations- und Lenkungsmaßnahmen (E9 + E11) zur Verhinderung von Übernutzung von Natur- und Kulturlandschaft:

• Einheitliche Schilder für wichtige Themenbereiche erstellen (siehe Grafik zu Kommunikations- und Lnekungsmaßnahmen)
• Hinweisschilder an wirksamen Stellen in /an Hütte aufhängen (wirksame Stellen unterschiedlich je Hütte)
• Speisekarte nutzen (Infoseiten einfügen)
• Digitale Ranger einsetzen
• Unterstützung hoheitlicher Maßnahmen: Alpinpolizei, Ranger etc.
• Aktive digitale Besucherlenkung (Touren-Plattformen), Einbinden von Sperrgebieten & Schutzgebieten (bereits in kostenloser Version)
• Sanfte Maßnahmen: Infokampagne, Schilder, Barrieren
• Hinweise in Kursprogrammen
• Spielerisch Informationen vermitteln; auch im Tal (z.B. Konzeption eines eigenen Kletter-Rollenspiels "ANAHs Hütte") 

• kurze Transportwege (Belieferung, Herkunft/ Produktionsort (wenn bekannt) in km)

• CO₂-Emissionen bei Transport (indirekte Emissionen des Hüttenbetriebs); Lieferketten: Produktionsort zu Handelsunternehmensstandort, Handelsunternehmensstandort zu Straßenende, Straßenende zu Hütte

  
  Ergebnisse: CO₂-Emissionen bei Transport [kg CO₂e]

  Kurze Transportwege (Ist-Zustände / Was wird schon gemacht von bestimmten Hütten?):

  •       Zwischenlagerung im Tal, bzw. Umschlageplatz → Gesammelte Ware auf einmal hoch zur Hütte

  •       Belieferung auf festen Touren (Händler beliefern auf dem Weg weitere Kunden)

  •       Einkauf bei regionalen Händlern

Um die Stoffströme um Beschaffung und Entsorgung (F12) auf den Hütten nachhaltig zu gestalten, sollten folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

• Regionale Händler wählen 
• Direkt bei Produzenten einkaufen
• Belieferung auf sinnvollen Routen/Touren (Absprachen mit regionalen Akteuren)
• Einkauf in größeren Mengen
• Sinnvolle Lagerung/ Lagermöglichkeiten schaffen
• Besorgung = Entsorgung
• Einkaufgemeinschaften; ProSumer-Gemeinschaften bilden  
• Anzahl der Zutaten verringern (Speisekarte)

• Zertifizierungen (Lebensmittel) → Rückverfolgbarkeit/ Transparenz (Information über Produktionsweise und Herkunft)
• Saisonalität bei Frischeprodukten (bezogen auf rund 200 km Umkreis der Hütte oder max. 1 Tag Lieferdauer)
• Geringe Werte in Ressourcenverbrauch und THG-Emissionen in Produktion (insb. kein Fleisch aus agroindustrieller Produktion)

Positive Beispiele:

• Veggie-Day (Mittwoch) und keine Palmölprodukte auf dem Taschachhaus
• Vegane Nachspeise auf der Reintalangerhütte 
• Auf allen Hütten: vegetarische Optionen möglich (auch in der HP), keine Südfrüchte 

Um die Kriterien für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion (G13) bei der Lebensmittelbeschaffung zu berücksichtigen, könnten folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

• Händler anweisen, bei Möglichkeit regionale Produkte zu liefern (z.B. Obst, Gemüse)
• Direkt bei Produzenten einkaufen (v.a. Fleisch aus extensiver Weidehaltung)
• Vegetarisches Angebot auf mindestens 50% auf der Speisekarte ausweiten, auch vegane Haupt- und Nachspeisen anbieten
• Kein Fleisch aus agroindustrieller Produktion beziehen (legt weite Wege zurück, Futtermittel aus Getreide und Soja)
• Alpin-angepasste Kreislaufwirtschaft etablieren (Schwein als "Resteverwerter", Kühe/Schafe)
• Leitfaden für zertifizierte Produktauswahl bereitstellen

• Zufriedenheit des Personals sicherstellen: ungeplanter vorzeitiger Abbruch vs. mehrjährig wiederholte Anstellung)

• Arbeitszeiten und Pausen geregelt

• Rückzugsräume vorhanden

• Komfort in Schlaf- und Aufenthaltsräumen

• Saisonaler Arbeitsausgleich

• Generelle Zufriedenheit 

Um Arbeitskräften sozialverträgliche, gesunde Arbeitsplatzbedingungen (L18) zu bieten, sollten folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

• Mehr Möglichkeit für anonymes Feedback schaffen (bisher geringe Datenlage)
• Generelle Empfehlungen:

1. Bereitstellung von Rückzugsräumen (Privatsphäre)
2. Gesundes, ausgewogenes Essen servieren
3. Genügend Erholungspausen bieten
4. Wertschätzender Umgang
5. Gesunde Schlafmöglichkeiten bereitstellen
6. Ausreichend Vergütung bezahlen
7. Angenehmes Betriebsklima schaffen (z.B. gemeinsame Aktivitäten, Essen, etc.) 
8. Abwechselnde Tätigkeiten bieten