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Mit Wegen und Steigen hatte die Alpenvereinssektion Berchtesgaden den Watzmann bereits ein bisschen zu zähmen versucht, doch für eine Hütte reichten die Finanzen nicht mehr aus. Da sprang die Gründersektion München ein. Nestor des Baus wurde der beste Kenner der Berchtesgadener Alpen, Franz von Schilcher. Der Italiener Raspamonti führte die Arbeiten im Akkord aus, und 1888 stand die Schutzhütte steinschlag- und lawinensicher auf dem Falzköpfl. Johann Grill, der "Kederbacher", bewirtschaftete von Beginn an das Watzmannhaus bis 1905, bevor ihm sein gleichnamiger Sohn für wenige Jahre als Hüttenwirt nachfolgte. Die Ära Strobl-Bitterling mit den Bewirtschaftern Emma Sprick-Strobl, Albert/Gabriele und Raimund Bitterling währte gar 60 Jahre!
Das Watzmannhaus platzte schon von Anfang an aus allen Nähten. Zwischen 1908 und 1911 erfolgte der Neubau. Er verlieh der Hütte ihr heutiges "Gesicht". Das heißt, nicht ganz. Denn seit 1991 trägt das Dach Fotovoltaikzellen. Das Watzmannhaus, für das in Spitzenjahren um die 8.000 Übernachtungen gezählt werden, ist eine der bestbesuchten Berghütten des Alpenvereins. Das einzige, was ihm niemals üppig zur Verfügung stand und stehen wird, ist das kühle Nass. Im Sommer 2003 wurde das Wasser schon sehr früh knapp. Es reichte dem Hüttenwirtspaar nur noch zum Kochen. Waschen und Zähneputzen fielen für die Gäste aus. [aus: alpinwelt 2/2003, von Horst Höfler]
Im Jahr 2006 wurde das Watzmannhaus mit einem modernen Blockheizkraftwerk und einer Abwasserreinigungsanlage ausgerüstet und so auf den neuesten Stand der Umwelttechnik gebracht.
Einen hervorragenden Namen als Hüttenwirtin machte sich Emma Sprick-Strobl. Da gibt es die schöne Geschichte, wie Georg Leuchs – seinerzeit der erste Mann der Sektion – sich in Emmas Gastwirtschaft einen halben (!) Pfannkuchen bestellte, quasi als Test für die Belastbarkeit der guten Frau, und dieselbe trotzdem zuvorkommend blieb. Bestellen Sie so was heutzutage mal! Jedenfalls bekam Frau Strobl den Zuschlag für die Bewirtschaftung des Watzmannhauses. Der 93-jährige Fritz Aumann hat oft von ihr erzählt, wie sie ihre Gäste taxierte: "Ihr kemmt's aus der Ostwand, ihr kriagt's a warm's Ess'n." Tochter Gabriele, liebevoll "Mausi" geheißen, trat die Nachfolge an. Zusammen mit ihrem Mann Albert Bitterling, einem gebürtigen Kemptener, war sie 23 Jahre auf dem Watzmannhaus. Bitterling hat durch seine Teilnahme an der "Deutsch-Österreichischen Willy-Merkl-Gedächtnis-Expedition 1953" zum Nanga Parbat einen relativen Bekanntheitsgrad erlangt. Ich kann mich noch gut an den 3. Juli 1978 – den 25. Jahrestag der Erstersteigung durch Hermann Buhl – erinnern. Über Fritz Aumann war ich aufs Watzmannhaus zur Gedenkfeier eingeladen worden. Bitterling, Hermann Köllensperger, Rudl Marek, Michel Anderl und Fritz kramten bis spät in die Nacht in ihren Erinnerungen. Am nächsten Tag wollten wir über den Watzmanngrat, auch der damals 68-jährige Fritz, aber wir kamen nur bis zum Hocheck, blieben förmlich im Schnee stecken. Außerdem war's nebelig, und es begann zu schneien. Kein Wetter für die Überschreitung.
Nach Bitterling führte sieben Jahre lang Sohn Raimund das Haus am Falzköpfl. Ihm folgten die Familien Eder, Kaltenbacher und Kurz. Nunmehr ist das Haus beim Ehepaar Verst in besten Händen.
Der berühmteste Hüttenwirt des Watzmannhauses war zugleich der erste: Johann Grill, genannt "Kederbacher", der, als er älter wurde, nicht mehr so recht "Bock" auf die Knochenmühle der Bergführerei hatte und es etwas ruhiger angehen ließ. Es heißt, dass etliche Gäste eigens wegen ihm zur Hütte hinaufstiegen. Angeblich hat er dann erzählt aus seiner Bergführerzeit, und knisternde Spannung habe sich im Gastraum breit gemacht. Große Tage am Berg erlebte er ja genügend, der Kederbacher: die Erstdurchsteigung der "Bartholomäwand"; die Zweitdurchsteigung der Weisshorn-Westwand mit John Percy Farrar, den Grill später "seine" Ostwand erleben ließ; die Überkletterung des Finsteraarhorn-Südostgrats; die erste Ersteigung des Großen Ödsteins. Sein Weib hat derweil die heimische Landwirtschaft geführt.
Horst Höfler